AK-Präsident Kalliauer: „Es ist unfassbar, dass rund 37.000 Kinder in Oberösterreich in Haushalten von Working Poor leben“

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer © F. Stöllinger, Arbeiterkammer Oberösterreich
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer © F. Stöllinger, Arbeiterkammer Oberösterreich

„Kinderarmut ist in einem wohlhabenden Bundesland wie Oberösterreich eine Schande. Dass nicht einmal Erwerbstätigkeit der Eltern davor schützt, ist ein besonders bedauernswerter Missstand in unserer Gesellschaft. Arbeit muss ein sicheres Auskommen und ein gutes Leben für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie deren Kinder garantieren“, fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.


Durch Erwerbstätigkeit sollte ein gutes Leben möglich sein. Dass das zunehmend nicht mehr der Fall ist, zeigt die hohe Zahl an Working Poor, also von Menschen, die trotz Arbeit in Armut leben. Armutsgefährdung liegt etwa bei einem Ein-Personen-Haushalt vor, wenn man weniger als 60 Prozent des durchschnittlich gewichteten Median-Einkommens, also 1.328 Euro netto pro Monat, zwölfmal pro Jahr, zur Verfügung hat. Besonders Kinder von Menschen in Erwerbsarmut leiden darunter.


In Oberösterreich gibt es aktuell rund 43.000 Working Poor. In 23.000 Haushalten leben laut Statistik Austria auch Kinder. Das entspricht einem überdurchschnittlich hohen Anteil von rund 53 Prozent. Das bedeutet, dass rund 37.000 Kinder (geschätzt 1,6 Kinder pro Haushalt) in unserem Bundesland in Armut leben, obwohl ihre Eltern einer Arbeit nachgehen.


Vor allem Alleinerziehende, darunter zum Großteil Frauen, sind einem sehr hohen Risiko ausgesetzt in Armut zu leben, obwohl sie arbeiten. Das heißt, dass Kinder von alleinerziehenden, erwerbstätigen Frauen wesentlich häufiger von Armut betroffen sind als Kinder in anderen Familienformen.


Die Kinder von Working Poor leiden enorm: Nicht nur materiell, sondern auch gesundheitlich und sozial. „Sie sind die Schwächsten unserer Gesellschaft und werden dadurch massiv benachteiligt. Armut wird vererbt und dadurch sind auch der Aufstieg und die soziale Teilhabe von kommenden Generationen nicht möglich. Es braucht daher einen Mindestlohn von 1.700 Euro brutto bei Vollzeit und eine bessere Bezahlung von sogenannten Frauenjobs wie etwa im Handel, in der Reinigung und in der Pflege“, so Kalliauer. Auch der Corona-Tausender sei noch ausständig und würde vor allem auch Working Poor zu Gute kommen.


Um die Erwerbstätigkeit der Eltern zu erleichtern, muss auch die Kinderbetreuung in Oberösterreich ausgebaut werden. Präsident Kalliauer: „Eine qualitätsvolle, flexible und kostenlose Kinderbetreuung garantiert, dass vor allem Frauen in Teilzeit-Arbeitsverhältnissen in sichere Vollzeitjobs oder in eine Teilzeitarbeit mit einem höheren Stundenausmaß wechseln können, während ihre Kinder gut betreut werden.“ Aber auch die Betreuung älterer bzw. pflegebedürftiger Personen spiele eine Rolle und müsse ausgebaut werden, um Angehörige zu entlasten.

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