Neuer AK-Kinderbetreuungsatlas: Verbesserungen nur im Schneckentempo – Qualitätsoffensive dringend notwendig

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„Noch immer fehlen in vielen Gemeinden Betreuungsplätze und viele berufstätige Eltern sind wegen langer Schließzeiten, unpassender Bedarfserhebungen oder des mangelnden Ferienangebotes unzufrieden. Die politisch Verantwortlichen müssen endlich für spürbare Verbesserungen sorgen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Der neue AK-Kinderbetreuungsatlas gibt detailreich Auskunft über die Situation in mehr als 400 oberösterreichischen Gemeinden.


Im Auftrag der AK Oberösterreich hat das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) zwischen Anfang März und Mitte Juni 2022 die Daten zum Kinderbetreuungsangebot in Krabbelstuben, Kindergärten und Volksschule in Oberösterreich erhoben. Abgefragt wurden Öffnungszeiten, Mittagessen, Sommerbetreuung und Schließzeiten – zentrale Kriterien für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Je nach Anzahl der erfüllten Kriterien ergab sich für jede Gemeinde eine von fünf möglichen Gesamt-Kategorien (von A bis E). Gemeinden, die elf oder alle zwölf Kriterien erfüllen, sind sogar 1A-Gemeinden. Weniger als drei erfüllte Kriterien bedeuten ein E. Ein zusätzliches Plus gibt es für Gemeinden, die Sonderprojekte wie gesundes Mittagessen, Integration oder Naturerleben durchführen.


Die Zahl der 1A-Gemeinden in Oberösterreich ist um 14 auf 72 gestiegen. Das sind 16,4 Prozent aller Gemeinden. Sie stellen für Kinder unter drei Jahren, Drei- bis Sechsjährigen und Volksschulkinder vollzeittaugliche institutionelle Kinderbildung und -betreuung zur Verfügung. Die Zahl der A-Gemeinden ist um 24 auf nur mehr 78 (17,8 Prozent) gesunken. Damit verfügt rund ein Drittel der Gemeinden (150) über eine sehr gut ausgebaute Kinderbetreuung – um zehn weniger als im Vorjahr.


Linz-Land bleibt Vorzeige-Bezirk

Der Bezirk mit dem höchsten Anteil an 1A-Gemeinden ist mit 56,5 Prozent Linz-Land (inklusive Stadt Linz). Weitere Bezirke mit vielen 1A-Gemeinden sind Urfahr-Umgebung mit 33,3 Prozent und Kirchdorf (26,1 Prozent) sowie Freistadt (22,2 Prozent). Die Bezirke mit dem niedrigsten 1A-Anteil sind mit Abstand Ried (2,8 Prozent) und Steyr-Land (inklusive Stadt Steyr) mit 4,8 Prozent. Dort bieten nur die Städte Ried und Steyr ein 1A-Angebot.


Auch beim Anteil an A-Gemeinden liegt Linz-Land voran (34,8 Prozent). Es folgen Eferding (33,3 Prozent) und Steyr-Land (28,6 Prozent). Die wenigsten A-Gemeinden gibt es mit Abstand im Bezirk Perg mit 7,7 Prozent. Für 33 Gemeinden reichte es nur für die schlechteste Kategorie E. Hier gibt es einen leichten Rückgang. 2021 waren es noch 35.


Nur jede 16. Gemeinde ermöglicht Eltern von Unter-Dreijährigen Vollzeitarbeit

Nur rund sechs Prozent der oberösterreichischen Gemeinden ermöglichen mit ihrem Kinderbetreuungsangebot den Eltern von Unter-Dreijährigen eine Vollzeitbeschäftigung. Die Zahl dieser Gemeinden hat sich um sechs auf 26 erhöht. Noch am besten ist die Situation in Linz-Land, Perg und Wels-Land (inklusive Wels-Stadt). In fünf Bezirken (Braunau, Eferding, Kirchdorf, Ried und Rohrbach) gibt es keine einzige Gemeinde, die Eltern von Kindern in dieser Altersgruppe ein vollzeittaugliches Kinderbetreuungsangebot macht. Im ganzen Bundesland gibt es sogar 48 Gemeinden, die kaum oder gar kein Betreuungsangebot für Kinder unter drei Jahren haben.


Jede zehnte Gemeinde in Oberösterreich hat für Drei- bis Sechsjährige kaum bzw. kein entsprechendes Betreuungsangebot, besonders schlecht ist das Angebot in den Bezirken Freistadt und Ried. Insgesamt ist das Angebot passabel. Vier von zehn Gemeinden In Oberösterreich fallen in dieser Altersgruppe in die Kategorien 1A oder A.


Ausbaufähig ist auch das Betreuungsangebot für die Volksschulkinder. Lediglich jede fünfte Gemeinde zählt zur Kategorie A. 41 Gemeinden (9,4 Prozent) haben kein entsprechendes Angebot und befinden sich in der letzten Kategorie E.


Beteiligung an der Erhebung gestiegen

33 Gemeinden (7,5 Prozent) verweigerten die Datenweitergabe, das sind um drei weniger als im Vorjahr. Fast die Hälfte der Verweigerer-Gemeinden kommt aus den Bezirken Ried und Schärding. In den Bezirken Gmunden, Kirchdorf, Linz-Land, Rohrbach und Wels-Land haben sich sämtliche Gemeinden an der Erhebung beteiligt.


„Aufgrund der immer noch mangelhaften Betreuungssituation befinden sich viele berufstätige Eltern in einem wirklichen Dilemma. Das Land muss endlich einen Zahn zulegen und das Kinderbetreuungsangebot massiv ausbauen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Aus Elternbefragungen und Beratungsgesprächen ergeben sich folgende konkrete Forderungen an die politischen Entscheidungsträger/-innen:


Rücknahme der Elternbeiträge in der Nachmittagsbetreuung
Einführung eines zweiten verpflichtenden und kostenlosen Kindergartenjahres für alle Kinder
Ein Rechtsanspruch auf einen qualitätsvollen Betreuungsplatz ab dem zweiten Lebensjahr bis zur achten Schulstufe
Ein bundeseinheitlicher Qualitätsrahmenplan für Krabbelstuben, Kindergärten (Betreuungsschlüssel, Ausbildung der Pädagogen/-innen) und eine Qualitätsoffensive in Form umfassender Sprachförderung bereits ab dem Kleinkindalter
Nachhaltige, finanzielle Sicherstellung für Kinderbetreuungseinrichtungen, gekoppelt mit einer verpflichtenden und professionellen Bedarfserhebung in Gemeinden und Bezirken
Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Einkommen für die Beschäftigten in der Kinderbildung und -betreuung


Der AK-Kinderbetreuungsatlas mit allen Details zu den Ergebnissen, den einzelnen Bezirken und jede einzelne der 438 oberösterreichischen Gemeinden steht sowohl in gedruckter als auch in elektronischer Form bzw. in einer smartphone-tauglichen Version unter kba.arbeiterkammer.at zur Verfügung.


Im Anhang finden Sie zudem den AK-Kinderbetreuungsatlas als pdf-Datei sowie den QR-Code, der Sie ebenfalls zur digitalen Ausgabe leitet.

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