LR Kaineder/LRin Langer-Weninger: Grenzenloses Hochwasserwissen durch
Interreg-Projekt Hochwasserwissen zwischen Österreich und Bayern

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Gemeinde- und Feuerwehr-Landesrätin Michaela Langer-Weninger freuen sich über das grenzübergreifende Projekt „Hochwasserwissen“. - Foto: Land OÖ,
Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Gemeinde- und Feuerwehr-Landesrätin Michaela Langer-Weninger freuen sich über das grenzübergreifende Projekt „Hochwasserwissen“. - Foto: Land OÖ,

Hochwasser kennt keine Grenzen. Hochwasserereignisse bedürfen daher einer grenzüberschreitenden koordinierten Vorgehensweise aller an der Bewältigung beteiligten Organisationen, um Schäden zu minimieren und die Gefährdung der Einsatzkräfte möglichst gering zu halten. Die Hochwassergefahren und der Ablauf von Hochwasserereignissen sind aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten in Bayern und Österreich vergleichbar. Ein einheitliches Verständnis von wasserbedingten Naturgefahren ist die Grundlage für ein erfolgreiches Handeln vor und während eines Hochwasserereignisses. Es ist wichtig, dass die Akteure über das nötige Fachwissen verfügen, sowie über Hochwasserprävention, Hochwasservermeidung, Hochwassergefahr und Gefahrenabwehr Bescheid wissen. Aus diesem Grund wurde das Interreg-Projekt zur Bewusstseinsbildung zum Thema Hochwasser im Einzugsgebiet von Salzach, Inn und Donau bei Einsatzkräften der Feuerwehr und Jugendlichen (AB308) im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg Österreich-Bayern 2014-2020 ins Leben gerufen. In dem Projekt arbeiten Partner aus Oberösterreich, Salzburg, Oberbayern und Niederbayern zusammen.

Die Schutzwasserwirtschaft des Landes Oberösterreich, der Katastrophenschutz und die Feuerwehren haben zum Thema Hochwasser großes sektorales Wissen aufgebaut und verfolgen vergleichbare übergeordnete Zielsetzungen. In dem Interreg-Projekt „Hochwasserwissen“ soll vorhandenes Wissen gesammelt und für Feuerwehr, Verwaltung und Jugendliche gleichermaßen verständlich und zeitgemäß aufbereitet werden.

„Die Klimakrise zeigt uns in den letzten Jahren immer öfter ihre besonders hässliche Fratze: Extremwettereignisse, wie etwa Starkregen, führen oftmals zu Hochwasser und in der Folge zu großen Schäden. 2021 hat eine Flutkatastrophe in Deutschland etliche Tote und Schäden im zweistelligen Milliardenbereich verursacht. Wir erinnern uns außerdem an die Bilder von Hallein im Sommer 2021. Wir haben das Glück, dass sowohl unsere Behörden, als auch unsere Einsatzkräfte bestens auf solche Ereignisse vorbereitet sind. Das Interreg-Projekt „Hochwasserwissen“ ist hier ein weiterer wichtiger Schritt zur besseren Vernetzung und Wissensvermehrung, um auch in Zukunft bestmöglich für Hochwasserereignisse gewappnet zu sein. Die Bewusstseinsbildung und fachliche Qualifikation von Jugendlichen, Bürger/innen und Einsatzkräften ist ein wesentlicher Beitrag für ein erfolgreiches Hochwasserrisikomanagement“, so der für Wasser zuständige Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.


„Wissen ist Macht, besonders in der Bewältigung einer Unwetterkatastrophe wie der eines Hochwassers. Die schweren Hagelunwetter des heurigen Jahres und Starkregenereignisse 2021 sind bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, den betroffenen Gemeinden und im Besonderen bei den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren noch sehr präsent. Infolge des Klimawandels müssen wir uns dafür rüsten, dass solche Ereignisse häufiger auftreten. Damit die vielen Feuerwehr-Männer und -Frauen bestens ausgestattet zur Hilfe eilen können, wenn andere in der Not sind, wurde seitens des Landes ein umfassendes Feuerwehrausstattungs-Paket geschnürt. Doch damit ist es nicht getan. Auch auf der Wissens- und Vorsorgeebene gilt es weiter Maßnahmen und Informationen zum Schutz der Menschen zu erarbeiten. Mit dem Interreg-Projekt „Hochwasserwissen“ setzen wir dahingehend einen wichtigen Schritt“, so Gemeinde- und Feuerwehr-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.


Mit dem gemeinsamen Interreg-Projekt zum Thema Hochwasserwissen ist es uns zum einen gelungen, fundierte Informationen für die Einsatzkräfte im Hochwasserfall zu erstellen, aber auch die breite Bevölkerung auf die Risiken bei Hoch- und Hangwasser aufmerksam zu machen. Die erstellten Unterlagen, Modelle, Animationen uvm. werden auch zukünftig durch speziell ausgebildete Wissensvermittler präsentiert und so weiterhin zur Aufklärung zum Thema Hochwasser beitragen“, so Landes-Feuerwehrkommandant FPräs Robert Mayer, MSc.


Zielgruppen und Multiplikatoren

Die Feuerwehr ist wesentlicher Multiplikator. Im Zuge der Ausbildung der Feuerwehr soll das Thema Hochwasser - unterstützt durch die im Projekt entwickelten Lehrmittel - verständlich und einprägsam behandelt werden. Ziel ist es, umfassendes Verständnis für den Themenbereich Hochwasser zu schaffen. Die Feuerwehr wird von den Bürger/innen als Quelle für Fachinformationen erkannt und benötigt daher immer häufiger Spezialwissen.

Zielgruppen sind die Feuerwehrjugend, Feuerwehrmitglieder sowie Schulkinder und Jugendliche außerhalb der Feuerwehr und somit indirekt auch Erwachsene.


Fokus auf Wissensvermittlung

Um die oben angeführten Themen des Projektes leicht verständlich zu präsentieren und die Wissensvermittlung zu unterstützen, wurden moderne und ansprechende Lehrmittel entwickelt und eingesetzt. Als Lehrmittel fungieren druckbare Unterlagen, Filme, Animationen und physische Modelle. Physische Modelle sind beispielsweise verkleinerte Nachbildungen von Landschaften mit grundlegenden Informationen zum Wasserkreislauf und konkreten Hochwasserschutzmaßnahmen zur Veranschaulichung deren Wirkungsweise und Funktion. Die Lehrmittel machen die komplexen natürlichen Abläufe, Hochwasserschutzmaßnahmen und die Gefährdungen für Einsatzkräfte nachvollziehbar.

Durch die Qualifikation von Wissensvermittlern werden Experten aus dem Kreis der Feuerwehren zu Multiplikatoren des Wissens, das im Zuge des Projektes aufgebaut wurde.

Für die projektbegleitende Kommunikation wurden neben einer Homepage auch soziale Medien bespielt. Die fertigen Lehrmittel werden über diese Kanäle der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine cross-mediale Kommunikation war von Anfang an das Ziel dieses Projektes und dies wurde mit Hilfe von Augmented Realtiy (AR) möglich. So können die erarbeiteten Lehrmittel mit der digitalen Welt verknüpft werden. Diese moderne und innovative Möglichkeit fördert die Interaktivität der Zielgruppe - sich noch intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen und so die Wissensübermittlung zu fördern.

Jedes Arbeitspaket der Fachthemen wird mit Hilfe eines eigenen Icons dargestellt und dieses kann mittels AR weiterführende Infos wie z.B. die Erklärvideos, weiterführende Unterlagen etc. zur Verfügung stellen. Mit einem Icon oder Logo können so alle Informationen zum jeweiligen Thema digital abgerufen werden. Mit Hilfe von AR kann so die Brücke von gedruckten Unterlagen optimal mit digitalen Inhalten verbunden werden.

Anfang Juni 2022 wurden bereits erste Wissensvermittler aus dem Kreise der Feuerwehren qualifiziert. Die Wissensvermittler aus Oberösterreich, Salzburg und Bayern, sind beim Aktionstag „Hochwasserwissen erleben“ am 18. Juni 2022 in der Gemeinde Mining, Schloss Frauenstein auf österreichischer Seite sowie in Ering auf bayerischer Seite erstmalig als engagierte Botschafter für wasserwirtschaftlich bedeutende Themen rund um das Hochwasser aufgetreten.

Der Aktionstag „Hochwasserwissen erleben“ wurde vom Land Oberösterreich, Abt. Wasserwirtschaft, dem Landesfeuerwehkommando Oberösterreich, dem Landesfeuerwehrkommando Salzburg, dem Landkreis Rottal-Inn sowie den Gemeinden Mining und Ering organisiert. Die 320 angemeldeten sowie zahlreich unangemeldete Besucher/innen konnten umfangreiche Ausrüstungsgegenstände zur Abwehr und Bewältigung von Hochwasser sowie spannende Modelle zum Thema Hoch- bzw. Hangwasser und die geeignete Gefahrenabwehr kennen lernen und erleben. Im Zuge des Projektes Hochwasserwissen wurde Wissen gesammelt und erarbeitet, Lehrunterlagen, Animationen, Filme, physische Modelle wurden geplant und erstellt. Mit dem Projekt wurde eine revolutionäre Form der Wissensvermittlung erprobt, da zum jeweiligen Thema anhand der erstellten Lehrmittel ein „Lesen - Sehen – Hören – Begreifen - Verstehen“ ermöglicht wird!

Die Veranstaltung wurde durch Herrn Landrat Stv. Vallée, Frau Nationalrätin DI Holzner, Frau Landtagsabgeordnete Bauer, Landtagsabgeordneter Mühlbacher, sowie die Herrn Bürgermeister von Mining und Ering, Herrn Feuerwehrpräsident Mayer, BFKDT Kaiser, KreisBR Lippek, BR OFK Leprich, Ltd. BD Mühlberger, aufgewertet.


Was wird im Projekt erarbeitet?

§ ERFASSUNG UND PROGNOSE VON HOCHWASSER
Ziel ist es, den Unterschied zwischen Prognose und Messung zu erläutern.

§ ABFLUSSUNTERSUCHUNG UND GEFAHRENZONENPLÄNE
In diesem Teilprojekt wird erläutert, wie das Abflussgeschehen an Flüssen modelliert werden kann, welche Fachgrundlagen für die Modellierung erforderlich sind und wie die Ergebnisse der Abflussuntersuchung und der Gefahrenzonenplanung zu verstehen sind.

§ HOCHWASSERSCHUTZMASSNAHMEN
Die Funktionsweise, der wesentlichen Typen von Hochwasserschutzmaßnahmen wird ebenso beschrieben, wie deren Versagensmechanismen. Darüber hinaus wird aufgezeigt, was bei der Gefahrenabwehr zu beachten ist und welche Gefahren für Einsatzkräfte bestehen.


§ KRAFTWERKSBETRIEB BEI HOCHWASSER UND WEHRBETRIEBSORDNUNG
Die Funktionsweise der Kraftwerke bei Hochwasser am Inn ist in verständlicher Form kurz zu beschreiben und in einer Animation darzustellen.


§ INSTANDHALTUNG VON HOCHWASSERSCHUTZANLAGEN
Hochwasserschutzanlagen sind technische Anlagen. Zur Sicherstellung der Funktion einer Hochwasserschutzanlage sind vom Betreiber regelmäßig Instandhaltungsarbeiten durchzuführen. Nur die ordnungsgemäße, regelmäßige Instandhaltung einer Hochwasserschutzanlage stellt sicher, dass diese im Ereignisfall ihre Funktion erfüllt.


§ LEITFADEN DOKUMENTATION VON HOCHWASSERANSCHLAGLINIEN
Hochwässer hinterlassen Spuren in der Natur. Die Hochwasseranschlaglinien können nur unmittelbar nach einem Hochwasser dokumentiert werden. Wie die Aufnahme durchgeführt wird und worauf bei der Dokumentation zu achten ist, wird in dem Leitfaden erklärt.


§ LEITFADEN DAMMWACHE
Im Hochwasserfall werden Hochwasserschutzanlagen von der Dammwache laufend beobachtet. Was Dammwache ist, worauf zu achten ist und wie die Beobachtungen dokumentiert werden, wird in einem Leitfaden in geeigneter Weise dargestellt werden.


§ MÖGLICHE ANFORDERUNGEN AN DIE FEUERWEHR BEI HOCHWASSER

§ AKTEURE IM HW-FALL UND IN DER NACHSORGE

§ GEFAHREN FÜR EINSATZKRÄFTE BEI HOCHWASSER

§ LEITFADEN FÜR DIE ERSTELLUNG EINES SPEZIELLEN NOTFALLPLANS
Alarmplan, Einsatzplan, Einsatzunterlagen

§ MODELLE ZU DIVERSEN FRAGESTELLUNGEN

§ ANIMATIONEN UND REALFILME zur Veranschaulichung der Fachinhalte


Die Projektpartner des Interreg-Projektes Hochwasserwissen:

· OÖ Landes-Feuerwehrverband, Landes-Feuerwehrkommando OÖ

· Landesfeuerwehrverband Salzburg, Landesfeuerwehrkommando Salzburg Geschäftsstellenleitung

· Bayerisches Staatsministerium des Inneren, für Sport und Integration, Abteilung D - Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz / Sachgebiet D4 - Katastrophenschutz; Zivile Verteidigung; Wehrrecht

· Landkreis Rottal-Inn, Brand- und Katastrophenschutz

· Staatliche Feuerwehrschule Geretsried, Abteilung Katastrophenschutz, Krisenmanagement und Menschenführung

· Land Oberösterreich, Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung Wasserwirtschaft, Gruppe Hochwasserschutz

Das Land Oberösterreich ist Lead Partner.

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