Von Seifensiedern, Spinnereien und anderen Hackler:innen

Alte Saline Ebensee (c) Zeitgeschichtemuseum Ebensee
Alte Saline Ebensee (c) Zeitgeschichtemuseum Ebensee

Ebensee am Traunsee ist sozial, politisch und hinsichtlich des Ortsbildes durch seine Industriegeschichte geprägt. Doch solche Industriestandorte verschwinden seit den 1970er-Jahren zusehends. Welchen Einfluss hat die Geschichte auf die Weiterentwicklung von Ebensee? Und was an altem Wissen kann transformiert werden und für die Zukunft richtungsweisend werden? Die Sendereihe „Am Rad der Zeit“ im Freien Radio Salzkammergut (FRS) geht genau diesen Fragen auf den Grund. In 20 kurzen Hörfunksendungen wird den Spuren von „Seifensiedern, Spinnereien und anderen Hackler:innen“ nachgegangen.

Diese Spurensuche führt zu noch bestehenden, aber auch zu den verschwundenen Standorten ehemals etablierter Betriebe der Region: Von der alten Saline über die Kistenfabrik Maier, die Solvay-Werke und die Junghans-Uhrenfabrik bis hin zum Steinbruch Karbach erwachen alte Industriestandorte im FRS akustisch zum Leben. Nina Höllinger vom Zeitgeschichtemuseum Ebensee sorgt für die wissenschaftliche, historische Beleuchtung der Industriegeschichte mit Fakten und Zahlen. Dem gegenüber stehen die lebendigen Geschichten aus dem Arbeitsleben dieser Zeit: So berichtet beispielsweise Günther Neuhuber vom abenteuerlichen Kalkabbau in Karbach oder Karl Schallinger vom Bau des sogenannten Stangenlifts am Feuerkogl. Zeitzeug:innen liefern Erinnerungen an die Kindheit in den Arbeiterhäusern in Ebensee oder an die Sprengung des Löwendenkmals im September 1963, aber auch Gedanken über Wachstum und Wohlstand.

Auch Peter Putz, der „Ewige Archivar“ aus Ebensee, begleitet die Sendereihe mit seinen Wortmeldungen und Gedanken. Außerdem liefert er auf seiner Internetseite www.ewigesarchiv.at zusätzliches Bildmaterial und Rechercheergebnisse zur Industriegeschichte in Ebensee. Eine weitere Besonderheit ist die akustische Gestaltung der Beiträge: Der junge Ausnahmemusiker Leo Gaigg aus Ebensee begleitet die Sendereihe mit Geräuschen und Musik.

In „Am Rad der Zeit“ wird die Geschichte und Tradition eines Ortes hörbar. Aber die Sendereihe liefert genauso Überlegungen in Hinblick auf eine Neuorientierung, die aktuell brennender denn je erscheint, und wirft Fragestellungen auf, die nicht nur für Ebensee am Traunsee interessant sind: Wie entwickelt sich ein Industriestandort, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dazu führen, dass Arbeitsplätze sukzessive reduziert werden? Wie können ehemalige Fabriksgebäude in Zukunft genutzt werden? Dazu kommen in der Sendereihe auch junge Menschen zu Wort, wie der Traunkirchner Jakob Pesendorfer, der sich mit der Transformation von alten Industriestandorten beschäftigt. Er ist überzeugt, Ebensee könnte ein „Leuchtturmprojekt“ für neue und zukunftsweisende Formen von Arbeit und sozialem Zusammenleben werden - wenn auch der politische Wille da ist.

„Es ist eine Spurensuche mitten im Leben, die viele Fragen aufwirft und nie vollständig sein kann. Als ich mich auf diese Spurensuche begeben durfte, wusste ich noch nichts vom Huntensalat auf der B145 oder der harten Arbeit im Steinbruch und am See. Es sind fröhliche, tragische und auf jeden Fall sehr spannende Einblicke, die die Menschen aus Ebensee erzählen. In bunten Fragmenten führt diese Spurensuche dazu, die Region in der wir leben, besser zu verstehen und daraus vielleicht mögliche Schlüsse für unser künftiges Zusammenleben zu ziehen.“, so FRS-Redakteurin Evelyn Ritt, die für Technik und Redaktion dieser Sendereihe verantwortlich zeichnet.

„Am Rad der Zeit“ ist im FRS on air noch bis 30. Jänner zu hören, immer Montag bis Freitag um 16 Uhr und Sonntag um 17:30 Uhr, sowie in der Wiederholung immer tags darauf um 08:05 Uhr.
Alle bereits ausgestrahlten Episoden stehen zum Nachhören zur Verfügung auf freiesradio.at.


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