OFFENER BRIEF AN DR. HANNES ANDROSCH

Sehr geehrter Herr Dipl.-Kfm. Dr. Androsch! Linz, 26.01.2023
Die Lektüre Ihres Offenen Briefes an die Intendantin der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024, in dem Sie das bisher bekannt gemachte Programm als „global- exotisch“ kritisieren und beanstanden, es mangle ihm „an jeglichem Verständnis für die Bedeutung dieser besonderen Region“, lässt mich ein wenig ratlos zurück. Wird man der Bedeutung der Region etwa nur gerecht, wenn ausschließlich regionale Protagonist:innen zu Werke gehen, die keinerlei „globale“ oder „exotische“ Merkmale aufweisen?

Schon 2009 war es mir unbegreiflich, warum die Verantwortlichen der Kulturhauptstadt Linz von vielen Seiten dafür kritisiert wurden, dass sie eine internationale Künstlerschaft zu Kooperationen nach Linz holten und die einheimischen Kulturschaffenden angeblich zu wenig im Programm berücksichtigt wurden. Als Zeitzeuge darf ich berichten, dass ich damals selbst als weitgehend erfolgloser einheimischer Projekteinreicher fungiert habe. Habe ich mich deshalb von Linz09 abgewandt? Nein. Und wozu? Zurecht. Ganz im Gegenteil habe ich die Chance genutzt, im Lauf des Kulturhauptstadtjahres 103 Veranstaltungen von Linz09 zu besuchen, um mich solcherart nachhaltig inspirieren zu lassen - ohne jede einzelne Veranstaltung für 100%ig geglückt zu halten. Aber das eine oder andere nicht ganz gelungene Projekt stellt zu keiner Zeit das Recht (besser noch: die Pflicht) einer Intendanz infrage, mutig und mitunter experimentell - und sowohl regional als auch international zu programmieren.

Knapp 15 Jahre nach Linz09 wähnte ich das Missverständnis, dass der Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ gleichbedeutend sei mit „Werkschau des lokalen Kulturschaffens“, längst ausgeräumt. Ihr Diktum vom „global-exotischen Programm“ führt mir schmerzhaft vor Augen, dass dem nicht so ist. Als ähnlich problematisch empfinde ich Ihre Bewertung der für 2024 geplanten Vorhaben als „längst überholte amerikanische Modeströmungen“ - darf ich fragen, was darunter zu verstehen ist? Zudem beschäftigt mich die Frage, wie Sie die von Ihnen erwähnten Projekte wie das Konzert des Bruckner Orchesters in Ebensee oder eine Dauerausstellung zum Thema Salz in Bad Ischl mit dem Begriff „global-exotisch“ in Verbindung bringen. Wäre hier nicht die Bezeichnung „lokal-historisch“ zutreffender?

Vielleicht können wir uns darauf einigen, die Qualität des bevorstehenden Kulturhauptstadtjahres erst post festum, also im Jahr 2025 zu beurteilen. Bis dahin ein Vorschlag zur Güte: Kommen Sie am 26. August (2023) um 15 Uhr ins Volkshaus Altaussee,
wenn dort das Kulturhauptstadt-Projekt „Sog’s uns, Soizkammerguat!“ Station macht. Im Rahmen dieser Produktion bereise ich mit meinem Improtheater-Ensemble „WAGNER & CO“ 17 Salzkammergut-Gemeinden, um die Bevölkerung vor Ort zu ihren Ideen und Anliegen zu befragen und die Antworten unmittelbar in kurzweilig improvisierten Szenen und Songs auf der Bühne zu verarbeiten. Ich hoffe, Sie stimmen mir zu, wenn ich behaupte, dass diese Veranstaltungsreihe über jeden Verdacht erhaben ist, sich zu sehr dem „Global-Exotischen“ oder „überholten amerikanischen Modeströmungen“ zu verschreiben. Im Gegenteil bestimmt die lokale Bevölkerung die verhandelten Inhalte und ist eingeladen, sich aktiv einzubringen.

Einen wesentlichen Teil der Veranstaltung stellt das „Zammsitzen“ nach der Vorstellung dar: Sämtliche Themen, die auf der Bühne nicht erschöpfend behandelt werden konnten, werden im persönlichen Gespräch mit allen Interessierten weiter vertieft. Auf IHRE rege Teilnahme an dieser Diskussion in Altaussee am 26. August würde ich mich besonders freuen.

Mit herzlichen Grüßen
David Wagner

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