Bad Ischl - Kulturhauptstadt der geplatzten Träume?

Zur Überraschung vieler bekam das Salzkammergut mit Bad Ischl an der Spitze im Herbst 2019 den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ zugesprochen. Schnell war von einer „Jahrhundert-Chance“ für die Region die Rede. Schnell wurde von vielen EU-Millionen gesprochen, die von Linz, von Wien und vor allem von Brüssel die Traun aufwärts ins Land fließen werden und nur noch verplant und verbaut werden müssten. Auch die offizielle Wirtschaftsvertretung der Salzkammergut-Unternehmer vermutete – vielleicht etwas blauäugig – große Chancen und stellte sich mit besonders breitem Grinsen in die erste Reihe jener Gruppenbilder, die einst davon Zeugnis geben sollten, wer an der Wiege des neuerschaffenen Salzkammergutes gestanden ist. Im allgemeinen Überschwang wurde die Wirtschaftskammer OÖ sogar zahlender Gesellschafter in der Kulturhauptstadt-GmbH und nahm Platz im Aufsichtsrat.


Das war vor drei Jahren. Zeit für eine Zwischenbilanz oder besser: für einen Weckruf! Bis heute wurde kaum etwas auf den Weg gebracht – weder was die Verbesserung und Erneuerung der Infrastruktur betrifft, noch was die Mobilisierung von Leerstandsobjekten anbelangt und auch nicht was neue Konzepte im Bereich der Mobilität betrifft. Auch ist nirgendwo ein neues Projekt erkennbar, das für die Kulturhauptstadt angegangen wurde, in Umsetzung ist und vielleicht rechtzeitig fertig wird. Was ist das schiefgelaufen liebe WKOÖ?, möchte man fragen. Manch einer aus diesem Umfeld müsste sich eigentlich beim nächsten Blick in den Spiegel die bekannte Frage stellen: „Wo war meine Leistung“?


Ganz egal ob es sich um private Vorhaben oder Projekte der Gemeinden handelt – es tut sich wenig bis nichts, was die Region voranbringt. Im Gegenteil: in der Kulturhauptstadtgemeinde Scharnstein gehen sogar Betriebe vor die Hunde, weil für die Kulturhauptstadt gebaut wird. Ich habe den Eindruck, dass hier das „Kind mit dem Bade ausschüttet“ wird. Die Liste der geplanten Investitionsprojekte ist lang und gehaltvoll – an die 100 Millionen Euro wollte man in den 23 teilnehmenden Orten – großzügig unterstützt mit EU-Millionen – „verbauen“. Die Schwarz-Blaue Landesregierung in Linz hat zwar ein spezielles Kulturhauptstadt-Förderprogramm aufgelegt und damit zumindest ihren Teil erfüllt - nur kaum eine der Roten und Schwarzen Gemeinden nutzt es offensichtlich.


Doch genau auf diese Impulse hat die Wirtschaft gewartet. Haben doch die Fahnenträger dieses Projekts diese EU-Millionen wieder und wieder angekündigt und versprochen. Es wird Zeit, dass die Herrschaften im Aufsichtsrat das Grinsen beenden und wenigstens dafür sorgen, dass für 2024 ein publikumswirksames Programm entsteht – wenn es schon kein „Brot“ für die Wirtschaft gibt, sollen wenigstens „Spiele“ für die Gäste des Salzkammergutes geboten werden. Doch auch das ist nicht garantiert, ist doch nun bereits die dritte Garnitur am Werk ein Programm zu erstellen…



Ronald Eichenauer

Bezirksobmann Freiheitliche Wirtschaft

Gmunden Salzkammergut

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