Victoria Coeln: CHROMOTOPIA

Chromotop Laakirchner Traun © Helmut Prochart, courtesy Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024
Chromotop Laakirchner Traun © Helmut Prochart, courtesy Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024

Ein Projekt der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 und Kunstverein 4.0.

Von 4. August bis 29. September 2024 lädt die österreichische Licht- und Medienkünstlerin Victoria Coeln dazu ein, das Medium Licht als Phänomen und Erkenntniswerkzeug im Außenbereich des Österreichischen Papiermachermuseums an der Traun und in seinen Galerieräumen zu entdecken und spielerisch zu erforschen. Auf Einladung der Kunstfabrik 4.0 und der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 transformiert Victoria Coeln mit ihrem Kunstprojekt CHROMOTOPIA einen Teil von Laakirchen/Steyrermühl. Im Mittelpunkt steht ihre Auseinandersetzung mit Licht als Material, Forschungsgegenstand, Ausdrucks- und Gestaltungsmittel. Speziell für Laakirchen schafft sie gleich zwei ihrer international bekannten Chromotope. Das sind auf analoger Grafik und Malerei basierte, begehbare Lichträume, die sie in Innen- und Außenräumen, in berühmten Kathedralen, Welterbestätten, Landschaften und öffentlichen Plätzen realisiert.
CHROMOTOP LAAKIRCHNER TRAUN im Außenbereich an der Traun widmet sich der für die Geschichte der Stadt als Standort der Papierproduktion wichtigsten Ressource, dem Wasser. Die Sonderausstellung in den Galerieräumen des Museums stellt das fotografische Œuvre der Künstlerin vor, die auch einen Galerieraum in ein „organisches“ Lichtkunstwerk transformiert: Beim Betreten des Chromotops – sei es in der Galerie oder an der Traun – werden die Besucher*innen zu Lichtträger*innen und Akteur*innen. Für einen flüchtigen Augenblick gestalten sie selbst individuelle Lichtkunstwerke. Sehr gern können diese in allen Medien verbreitet werden. Fotografieren ist nicht nur erlaubt, sondern dezidiert erwünscht. Denn in CHROMOTOPIA sollen neue kraftvolle Erinnerungen aus der gemeinsamen Sprache von Licht, Kunst und Beteiligten entstehen.



ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG CHROMOTOPIA
Sonntag 04/08/2024, 18–22 Uhr
18 Uhr Es sprechen Alfred Hannes Heinzel | Eigentümer Papiermachermuseum ALFA, Fritz Feichtinger | Bürgermeister Laakirchen, Elisabeth Schweeger | Künstlerische Geschäftsführerin Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024
19 Uhr Führung durch die Ausstellung mit Heike Sütter | Kuratorin und Victoria Coeln | Künstlerin
20.30 Uhr CHROMOTOP LAAKIRCHNER TRAUN
Victoria Coeln | visuelle Kunst, Matthias Leboucher | Elektronik, Hel?na Sorokina | Stimme
Chromatischer Polylog. Analoge Sound- und Lichtperformance und Lichtintervention an der Traun

CHROMOTOP LAAKIRCHNER TRAUN
Laufzeit der Lichtintervention an der Traun 04/08–29/09/2024
Öffnungszeiten täglich ab Sonnenuntergang bis 22 Uhr
Ort Außenbereich des Papiermachermuseums an der Traun Eintritt frei

VICTORIA COELN. CHROMOTOPIA
Laufzeit der Sonderausstellung 06/08–29/09/2024
Öffnungszeiten Di–So 10–16 Uhr sowie 05/09 und 12/09/2024 10–22 Uhr
Ort Galerie des Österreichischen Papiermachermuseums, Museumsplatz 1, 4662 Laakirchen/Steyrermühl
Eintritt € 10,- Ermäßigung € 6,-

TAG DER INDUSTRIEKULTUR Donnerstag 05/09/2024, 16–22 Uhr
16, 18 und 20 Uhr Führung durch die Ausstellung VICTORIA COELN. CHROMOTOPIA
17+19 Uhr Konzert Trio Melisandre (Charles Brink | Flöte, Andrea Hampl | Harfe, Martina Reiter | Viola)
19–22 Uhr CHROMOTOP LAAKIRCHNER TRAUN, Lichtintervention an der Traun/Museumsinsel
Eintritt frei

CHROMOTOP LAAKIRCHNER PFARRKIRCHE Samstag 07/09/2024
19 Uhr Lichtkunst und Musik im Dialog, Victoria Coeln | Lichtkunst, Mária Magyarová Plšeková | Orgel
Ort Pfarrkirche Laakirchen, Hauptplatz 3, 4663 Laakirchen
Eintritt frei

Phänomen Licht
Licht steht im Zentrum des Schaffens der Licht- und Medienkünstlerin Victoria Coeln. Für sie ist das Medium Licht Material, Forschungsgegenstand, Ausdrucks- und Gestaltungsmittel. Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl an Werkgruppen, die die große Bandbreite von Victoria Coelns Auseinandersetzung mit Licht als Phänomen und Erkenntniswerkzeug erschließen.
„Licht ist für mich ein eigenständiges Material, das sich unabhängig von allem Materiellen formen und gestalten lässt. Ich finde meinen Arbeitsansatz in dem Wissen, dass erst im Zusammenwirken von Licht und Materie Sichtbarkeit und damit Wirklichkeit entsteht. Für meine künstlerische Praxis bedeutet das: greife ich in die Gestalt des Lichts ein, so verändere ich, was wie erscheint. Ich entscheide über Sichtbarkeit und Wirklichkeit – und verändere ein Stück Welt. Können wir unser Leben gestalten, ohne die Welt zu verändern?“ Victoria Coeln, Licht- und Medienkünstlerin




Wunder sehen
Materie ist ohne Licht nicht sichtbar. Ebenso ist Licht ohne Materie nicht sichtbar. Und dennoch verbinden sich dann zwei per se nicht sichtbare Elemente, nämlich Materie und Licht, entstehen in ihrer Wechselwirkung für uns sichtbare, neue Wirklichkeiten.

Chromotope – Chromotopia
Chroma die Farbe, Topos der Raum; Ein zentraler Begriff in Victoria Coelns Werk ist das eingeführte Wort „Chromotop“. Damit beschreibt sie das Resultat ihrer auf Licht basierenden künstlerischen Interventionen: jene Orte, Architekturen und Landschaften, die in Lichtkunstwerke transformiert und damit zu neuen, für alle offenen Kunsträume werden. Victoria Coeln versteht ihre Chromotope als Erkenntnisräume und partizipative Laboratorien fu?r ästhetische und gesellschaftspolitische Fragen. Für ihre Chromotope zeichnet die Künstlerin Raum- und Zeitspuren nach, die in ihrer Vorstellung bei der Verhandlung mit Orten und ihren Geschichten entstehen. Gleichzeitig eröffnet das Überschreiben und (Neu-)Belichten von (alt-)bekannten Orten die Möglichkeit, diese in einem neuen Licht zu sehen und mit neuen Erlebnissen, Erfahrungen und Emotionen zu füllen. Für die Überschreibung oder Übermalung von Architekturen und Landschaften, sakralen und säkularen Innenräumen, produziert Victoria Coeln in situ Miniaturkunstwerke aus transparent beschichteten Gläsern, sogenannte Diachrome. Sie bearbeitet sie direkt vor Ort mittels Ätzen, Ritzen und Gravieren und setzt sie in analoge Projektoren mit hochpräzisen Linsensystemen ein. Im nächsten Schritt wird das Licht durch die unscharfe Fokussierung der Projektionen an den Rändern der eingeschnittenen grafischen Linien so spezifisch gebrochen, dass Spektralfarben entstehen. In der Fotografie werden solche Abweichungen als chromatische Abberation bezeichnet und als Fehler der Linsen beschrieben. Victoria Coeln setzt jedoch genau diese Brechungseigenschaften bewusst ein, um in ihren chromotopen Arbeiten eine besondere Reichhaltigkeit und Tiefe zu erzeugen.
Die in situ produzierten Artefakte und ihre bis zu hundertfach vergrößerte Projektion in öffentliche Räume sowie die Addition von Lichtfarben, Licht- und Schattenlinien und -texturen sind Victoria Coelns bildnerische Mittel, mit denen sie neuen Raum schafft: Kunsträume, die sie Chromotope nennt. Mehrere Chromotope verbindet sie zu Chromotopia.

Chromatisches Licht – Diachrome Chromatisches Licht gewinnt Victoria Coeln, indem sie direkt vor Ort dichroitisches Glas manuell bearbeitet. Sie ätzt, schneidet und ritzt in die metallischen Beschichtungen der Gläser, die sie zu sogenannten Diachronen zusammensetzt. Diese künstlerischen Miniaturen werden als Lichtfilter in analoge Projektoren mit einem präzisen optischen Linsensystem eingesetzt und bis auf das Hundertfache vergrößert.

Zur Sonderausstellung Chromotopia
Die Ausstellung im Rahmen des Kunstprojekts Chromotopia zeigt Victoria Coelns fotografische Arbeiten. Ihre Chromotopic Landscapes sind durchaus als umgekehrte Landschaftsmalerei zu lesen. Hier wird nicht Landschaft mit den Mitteln der Malerei in ein reales Bild transformiert, sondern Malerei mittels Licht als Projektionsbild in die Landschaft übertragen. Mit diesem chromotopischen Prozess schafft sie ein neues Bild der Landschaft und damit eine neue Realität. Den Photonics, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen und der Abstrakten Fotografie zuzuordnen sind, liegt die Idee der Malerei mit Lichtpartikeln zugrunde. Der Titel verweist auf einzelne Lichtpartikel, Photonen, die mit unterschiedlichen Wellenlängen in unser Auge treffen und eine enorme Palette von Farb- und Sinneseindrücken im Nanometerbereich hervorrufen. Die Wellenlängen des sichtbaren Lichts liegen zwischen 380 und 780 Nanometern, also zwischen Ultraviolett und Infrarot, die für das freie Auge nicht sichtbar sind. Die Werkgruppe der Photonics zeigt millimeterkleine Ausschnitte aus Victoria Coelns Chromotopen. Das Herzstück der Lupenobjekte, die in der Ausstellung präsentiert werden, sind analoge fotografische großformatige Aufnahmen. Speziell für diese Form der inszenierten Fotografie baut Victoria Coeln an Orten in aller Welt chromotope Lichtinterventionen auf, die sie zumeist in den frühen Morgenstunden fotografisch festhält.

„Victoria Coelns Chromotope schaffen Voraussetzungen, die es braucht, um Kunst vor Ort und für den Ort zu kreieren. Mit im Fokus ist die wechselhafte Geschichte, gesellschaftliche Auswirkungen einer sich verändernden Arbeitswelt und vielleicht der visionäre Zukunftsblick der Kunst, die Transformationsprozesse sichtbar und erlebbar macht. In ihrem Kunstprojekt Chromotopia zeichnet Victoria Coeln mit Licht nie zuvor gesehene Formen in Landschaft und Räume. Sie lädt uns ein, in Wahrnehmungsräume einzutreten, in denen Licht wie Musik oder auch Stille in einer universellen Sprache zu uns spricht. Friederike Reiter, Kuratorin, Verein Kunstfabrik 4.0

Victoria Coeln erlangte internationale Bekanntheit mit ihren abstrakten Fotografien und ihren Chromotopen. Seit 1994 transformiert sie herausragende Orte in aller Welt in Lichtkunstwerke wie u. a. 2024 Angela Chromatica im Klagenfurter Dom im Rahmen des Carinthischen Sommers von 6. Juli bis 4. August 2024, 2023/2024 das Österreichische Parlament, 2019 die Leipziger Nikolaikirche, 2015 Weltkulturerbestätten in der Türkei und Zypern wie Ephesos und die neolithische Siedlung Choirokoitia. Seit 2019 konzipiert und realisiert Victoria Coeln lichtbasierte Großprojekte für den öffentlichen Raum wie die WIENER LICHTBLICKE. Sie lebt in Wien.

Mitwirkende
Künstlerin Victoria Coeln Kurator*innen Friederike Reiter (Kunstfabrik 4.0), Heike Sütter (Contemporary Art Projects, Frankfurt/Main) Programmleitung Bildende Kunst Simone Barlian Assistenz Bildende Kunst Teresa Kranawetter

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