Gründonnerstag: Antlaßsingen in Traunkirchen - Gründonnerstag

Antlaßsingen in Traunkirchen von Reinhard Hörmandinger
Am Abend des Gründonnerstages wird der Kalvarienberg in Traunkirchen Jahr für Jahr zum Mittelpunkt uralten, religiösen Brauchtums. Frauen und Männer versammeln sich zum Antlaßsingen.
Die Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag ist in Traunkirchen die Antlaßnacht. In dieser Nacht wird von 9 Uhr abends bis 3 Uhr am Morgen jeweils zur vollen Stunde, an 12 Plätzen im Ortszentrum, eine Strophe über das Leiden Christi gesungen. Der Vorsänger, - 36 Jahre lang hatte Josef Vogl diese Funktion inne, ehe er im Jahr 2019 das Amt des Vorsängers an Stefan Harringer übergab, - stimmt mit der Melodie des Nachtwächters an: Meine Herren und Frauen lasst`s euch sagen, der Hammer hat neini, zehni elfi,..... geschlagen, dann stimmen alle Mitwirkenden ein.
Schon neini, schon neini, die Keuschheit behüten, nicht gleich einer Venus die Laster ausbrüten. Mein Jesus wird gfangen mit Spießen und Stangen.Drum meide die Sünd, mein Kind, -hat neini geschlagen! Und so wird jede Stunde eine andere Strophe gesungen. Schon am Text erkennt man, dass es sich beim Antlaßsingen in Traunkirchen um altüberlieferte Volkskultur handelt. Den Ursprung dieses Gründonnerstag-Brauchtums vermutet man in einem Passionsspiel der Gegen-Reformationszeit, welches von der Todesangst-Christi-Bruderschaft der Jesuitenresidenz des Klosters Traunkirchen stammen dürfte. Zu dieser Zeit, -1696,-wurde auch der Kreuzweg auf den Kalvarienberg in Traunkirchen als erster des Salzkammergutes erbaut.
Nach dem letzten Rundgang um ca. 1/2 4 Uhr früh wird am Ortsplatz das 24-Stunden -Lied gesungen, 16 Strophen über das heilige Leiden Christi. Anschliessend geht die Betgemeinschaft noch den Kreuzweg auf den Kalvarienberg. Bei jeder Station werden alte Litaneien gebetet und altüberlieferte Lieder gesungen. Den Abschluß bildet im Morgengrauen die Litanei des bitteren Leidens.
Das Antlaßsingen in Traunkirchen in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag ist etwas Besonderes. Bei diesem alten Brauch wird nichts organisiert. Wer kommt,-der geht, singt und betet mit! Der Überlieferung nach wurde das Antlaßsingen in mehr als 300 Jahren noch nie unterbrochen, nicht einmal in Kriegszeiten!
Die Antlaßnacht in Traunkirchen, eine besondere Nacht und Ausdruck tiefster Frömmigkeit, die am Gründonnerstag seit Jahrhunderten die Bevölkerung mahnt, des Leidens Christi zu gedenken und von der Sünde abzulassen.
Bilder:







