Oberösterreicherinnen bekommen rund 46 Prozent weniger Pension als Männer

KOM_2022_G_Equal_Pension_Day_nach_Bundesland
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Der österreichweite Equal Pension Day (EPD) fällt heuer auf den 3. August. Das heißt, dass Männer bereits an diesem Tag die durchschnittliche Jahrespension von Frauen in Österreich erreicht haben. In Oberösterreich ist die Kluft bei den Pensionen noch größer. Dort fällt der EPD nämlich schon auf den 14. Juli – was bedeutet, dass oberösterreichische Pensionistinnen rund 46 Prozent weniger bekommen als Pensionisten. AK-Präsident Andreas Stangl fordert umgehend Maßnahmen gegen die damit einhergehende Gefahr von Altersarmut: „Wir brauchen genügend Kinderbetreuungsplätze, die Frauen Vollzeitarbeit ermöglichen, und die Aufwertung von Berufen, in denen viele Frauen arbeiten. Das heißt gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit. Höhere Einkommen sind der Schlüssel zu höheren Pensionen“, sagt er.


In keiner Altersklasse ist die Armutsgefährdung dermaßen hoch wie bei Frauen ab 65 Jahren. Mit 156.000 armutsbetroffenen Frauen und 74.000 armutsbetroffenen Männern über 65 Jahren im Jahr 2021 in Österreich sind zwei Drittel der Altersarmen weiblich. Grund dafür sind die deutlich niedrigeren Pensionen im Vergleich zu den Männern. Österreichweit beziehen Frauen mit durchschnittlich 1.239 Euro brutto eine um 41,1 Prozent geringere Alterspension als Männer mit einer Durchschnittspension von 2.103 Euro brutto. Im Bundesländer-Vergleich sticht Oberösterreich auffallend negativ hervor: Oberösterreichische Pensionistinnen bekommen mit 1.170 Euro sogar eine um 46,3 Prozent geringere Alterspension als oberösterreichische Pensionisten mit 2.179 Euro. Nur in Vorarlberg ist die Differenz mit 47,8 Prozent noch größer.


Einer der Gründe für die niedrigen Frauenpensionen liegt in den geringen Erwerbseinkommen: Die Bezahlung in Branchen, in denen viele Frauen arbeiten, ist häufig schlecht, zudem haben Frauen oft unterbrochene Erwerbsverläufe und arbeiten weniger Wochenstunden als Männer. Im Vorjahr arbeiteten in Oberösterreich 58,5 Prozent der Frauen, aber nur 7,8 Prozent der Männer in Teilzeit. Häufig werden sie aufgrund fehlender Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplätze in die Teilzeitarbeit gedrängt. Besonders die Umstellung von den 15 einkommensstärksten Jahren auf die lebenslange Durchrechnung durch die Pensionssicherungsreform 2003 benachteiligt sie massiv.


AK-Präsident Andreas Stangl fordert erneut ein Gegensteuern gegen die Altersarmut bei Frauen: „Besonders die anhaltende Inflation ist für sie enorm belastend und macht die Finanzierbarkeit des täglichen Lebens zu einer großen Herausforderung. Die angekündigten Einmalzahlungen wirken für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur kurzfristig, bieten aber keine nachhaltige Problemlösung. Dringend nötig ist zum Beispiel endlich der Ausbau von vollzeittauglichen Kinderbildungs- und -betreuungsplätzen, denn der lässt vor allem bei den Unter-Dreijährigen in Oberösterreich zu wünschen übrig. Im Bundesländervergleich liegt Oberösterreich hier schon seit Jahren auf dem letzten Platz“, kritisiert er.


Vollerwerbstätigkeit oder zumindest Teilzeitarbeit mit möglichst vielen Stunden würden die Erwerbseinkommen der Frauen stärken und sich somit auch positiv auf die Pensionshöhe auswirken. Dazu ist der Ausbau vollzeittauglicher, ganzjähriger Kinderbetreuungsplätze mit verbindlichen Qualitätsstandards sowie von öffentlichen Pflege- und Betreuungsplätzen nötig. Zusätzlich muss aus Sicht der AK aber auch die zurzeit niedrig bewertete Arbeit von Frauen in Dienstleistungsbranchen ökonomisch und gesellschaftlich aufgewertet werden.

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