AK-Frauenmonitor zeigt: Jede neunte Oberösterreicherin ist armutsgefährdet.

Erika Rippatha, DHEPS, Leiterin Stabsstelle Frauen- und Gleichstellungspolitik der AK OÖ und AK-Präsident Andreas Stangl -- Copyright AK OOE, Erwin Wimmer
Erika Rippatha, DHEPS, Leiterin Stabsstelle Frauen- und Gleichstellungspolitik der AK OÖ und AK-Präsident Andreas Stangl -- Copyright AK OOE, Erwin Wimmer

Schon vor einer Rekordinflation und der Corona-Pandemie hatten es Frauen am Arbeitsmarkt nicht leicht. Oberösterreich weist im Ländervergleich mit 60 Prozent die höchste Teilzeitquote auf. Das liegt vorrangig an dem mangelhaften Angebot an Kinderbetreuung. Eine Vollzeit-Erwerbsarbeit wird damit fast unmöglich gemacht. „Schon die letzten Jahre brachten kaum Verbesserungen für Frauen. Und die Teuerung hat die Lage verschlimmert. Darum braucht es massive Veränderungen und faire Hilfsleistungen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.


Bereits zum 14. Mal hat die Arbeiterkammer Oberösterreich mit dem Frauenmonitor eine umfangreiche Sammlung von Daten und Fakten zur Lage der Oberösterreicherinnen herausgebracht. Die Zahlen zeigen, dass Verbesserungen für Frauen noch immer nur schleppend vorangehen.


Bei Vollzeitbeschäftigung verdienen Frauen beispielsweise immer noch über 11.400 Euro weniger im Jahr als Männer. Die niedrigeren Einkommen, gepaart mit häufiger Teilzeitarbeit und Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie aufgrund von Kinderbetreuung oder Pflege von älteren Verwandten, schlagen sich später auch in niedrigeren Pensionen nieder. In Oberösterreich war die durchschnittliche Alterspension von männlichen Beschäftigten beinahe doppelt so hoch wie jene der Frauen. Konkret erhielten Männer eine durchschnittliche Alterspension von 2.221 Euro, bei Frauen waren es knapp 1.180 Euro. Daher sind Frauen auch verstärkt im Alter von Armut betroffen.


Schlusslicht bei Kinderbildung- und betreuung

Unverändert hinkt das Land beim Ausbau der institutionellen Kinderbildungs- und -betreuungsplätze hinterher. Zu kurze Öffnungszeiten und zu viele Schließtage sind für viele Frauen Hindernisse, um nach der Karenz wieder an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren. „Es reicht nicht, wenn man Plätze schafft, die mit der flexiblen Arbeitswelt der Eltern nicht kompatibel sind“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Sowohl bei den Angeboten für Unter-Dreijährigen, als auch bei denen für drei- bis sechsjährige Kinder liegt Oberösterreich im Bundesländervergleich seit Jahren auf dem traurigen letzten Platz.

Ohne flächendeckende, vollzeittaugliche Betreuungsmöglichkeiten, bleibt es für Frauen weiterhin schwierig, in die Erwerbsarbeit zurückzukehren. Die dadurch geringeren Versicherungsleistungen wirken sich beispielsweise im Falle einer Arbeitslosigkeit durch niedriges Arbeitslosengeld und später im Alter auf jeden Fall durch sehr niedrige Alterspensionen negativ aus.


Teuerungen erhöhen das Armutsrisiko

Frauen sind stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer. Teilzeitarbeit sowie Arbeit in schlecht bezahlten Dienstleistungsbranchen, in denen verstärkt Frauen arbeiten, bringen auch niedrigere Ausgleichszahlungen im Falle von Arbeitslosigkeit mit sich. Das durchschnittliche Arbeitslosengeld für Frauen in Oberösterreich liegt bei 931 Euro. Das sind 22 Prozent oder fast 260 Euro weniger als jenes der Männer. Die durchschnittliche Notstandshilfe für Frauen beträgt mit 836 Euro nochmals etwa 100 Euro weniger als jene der Männer. Sowohl das Arbeitslosengeld, als auch die Notstandshilfe lagen – unabhängig vom Geschlecht – im Jahr 2021 unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.371 Euro. 67.000 Oberösterreicherinnen waren 2021 von Armut bedroht. „In Zeiten einer Rekordinflation und damit verbundenen massiven Teuerungen verschärft sich die Lage jener Menschen besonders, die keine finanziellen Reserven ansparen konnten“, betont der AK-Präsident.



Gleichstellung in Sicht, aber trotzdem noch in weiter Ferne

Das Gleichbehandlungsgesetz verbietet Diskriminierung in der Arbeitswelt. Trotz formaler Gleichbehandlung hinkt die tatsächliche Gleichstellung von berufstätigen Frauen hinterher. Sie sind zwar durchschnittlich besser ausgebildet, ihre Einkommen sind aber meist niedriger und der Einzug in die Chefetagen bleibt ihnen oft verwehrt. Führungspositionen sind in Oberösterreich nach wie vor Großteils männlich besetzt. Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich.

Weitere Meldungen