Pflege und Betreuung zuhause müssen leistbar bleiben

Andreas Stangl Foto AK OÖOE Florian Stöllinger
Andreas Stangl Foto AK OÖOE Florian Stöllinger

Rund fünf Prozent der in Oberösterreich lebenden Menschen sind auf Pflegeunterstützung angewiesen. Das Bundespflegegeld ist für sie eine wichtige Unterstützung, um die Selbstbehalte für professionelle mobile Pflege und Betreuung erträglicher zu machen. Ab Jänner 2023 werden diese Selbstbehalte erhöht. Mehr und mehr Menschen kommen damit angesichts der allgemeinen Teuerungen in finanzielle Bedrängnis. „Es braucht jetzt einen wirksamen Teuerungsausgleich bei den mobilen Pflegeleistungen und eine Adaptierung des Pflegegeldes, welche die derzeitigen Bedarfe besser abbildet“, so AK-Präsident Andreas Stangl.


Mehr als 70.000 vor allem ältere Menschen in Oberösterreich brauchen Unterstützung durch Pflege im Alltag. Der Großteil von ihnen lebt dabei zuhause und wird oft durch Angehörige gepflegt. In sieben von zehn Fällen sind es Frauen, die hierbei die Pflegearbeit übernehmen. Hilfe bekommen sie dabei von den Mitarbeitern/-innen in der Mobilen Pflege und Betreuung. Für diese wichtigen Angebote müssen Pflegebedürftige selbst einen einkommensabhängigen Beitrag als Selbstbehalt leisten.


Ab Jänner 2023 sollen nun diese Selbstbehalte um 5,8 Prozent erhöht werden. Das entspricht exakt jenem Wert, um den die Pensionen angehoben werden. „Die Erhöhung bei den Selbstbehalten für die Mobilen Dienste ist für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen eine im Anbetracht der Teuerungen kaum zu stemmende Herausforderung. Denn Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen sind besonders stark von der höchsten Teuerung seit 70 Jahren betroffen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Die dabei ins Spiel gebrachte automatische Anpassung des Pflegegeldes an die Inflation hilft hier nur wenig. Auch der angekündigte Angehörigenbonus des Bundes in der Höhe von monatlich 125 Euro ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Seit Einführung im Jahr 1993 entstand beim Pflegegeld ein Wertverlust von 37 Prozent. Die jetzige Inflationsanpassung lindert den Wertverlust nur teilweise“, stellt AK-Präsident Andreas Stangl klar.


Höhere Selbstbehalte führen zusätzlich dazu, dass sich Pflege und Betreuungsarbeit weiter ins Private verlagert. Das hat besonders auf berufstätige Frauen einen negativen Effekt. Eine Untersuchung des Instituts SORA zeigt, dass pflegende Angehörige psychisch stärker belastet sind als nicht pflegende Personen. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Pflegenden gaben an, sich niedergeschlagen und depressiv zu fühlen. Im Vergleich dazu stimmten weniger als ein Viertel der Nicht-Pflegenden dieser Aussage zu.


Forderungen der Arbeiterkammer an Bund und Land Oberösterreich


„Ich begrüße den erhöhten Erschwerniszuschlag zum Pflegegeld im Rahmen der Bundespflegereform als ersten Schritt. Um jedoch die Situation für Pflegebedürftige und Pflegende nachhaltig zu verbessern, braucht es neben einer Adaptierung des Bundespflegegeldes, welche die derzeitigen Bedarfe besser abbildet, letztlich mehr Geld in diesem wichtigen Bereich“, sagt AK-Präsident Stangl. Zusätzlich fordert er einen Teuerungsausgleich für Pflegedienstleistungen oder die Rücknahme der Kostensteigerung in den Mobilen Diensten durch das Land Oberösterreich. „Wir wissen, dass wir immer älter werden. Ich bin der Meinung, pflegende Angehörige haben Unterstützung bei dieser Herausforderung verdient. Um für die Zukunft gut gerüstet zu sein, braucht es schon heute einen Ausbau der professionellen Pflege- und Betreuungsdienste in allen Formen!“, so der AK-Präsident.

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