Gut gedacht, aber schlecht gemacht

In Oberösterreich fehlen laut aktuellen Berichten des oö. Landesrechnungshofs bis 2030 rund 9.500 zusätzliche Beschäftigte in den Pflegeberufen. Doch anstatt das Angebot an Pflegeausbildungen qualitativ und quantitativ auszubauen, werden potenziellen Pflegekräften Steine in den Weg gelegt. Denn das neue Pflegestipendium ist für Menschen mit familiären Verpflichtungen eine schlechtere Option als das Fachkräftestipendium, das für Pflegeberufe seit Jahresbeginn nicht mehr genutzt werden kann. „Die zuständigen Bundesminister Kocher und Rauch sind gefordert, die missglückte Reform rasch zu reparieren. Sonst wird sich die Situation in der Pflege weiter verschlechtern“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.


Von den großen Ankündigungen der Bundesregierung, im Rahmen der Pflegereform die Pflegeausbildung zu attraktiveren, ist nicht viel übriggeblieben. Im Gegenteil: Pflegeberufe wurden mit Ende 2022 aus der Ausbildungsliste des Fachkräftestipendiums herausgestrichen. Stattdessen wurde mit 1.1.2023 das AMS-Pflegestipendium geschaffen. Dieses ist zwar für die Teilnehmer/-innen finanziell attraktiver als das Fachkräftestipendium, bringt aber für Personen mit familiären oder sonstigen Verpflichtungen vielfach einen zu hohen zeitlichen Aufwand mit sich.


Während im Fachkräftestipendium ein Mindest-Stundenausmaß von 20 Wochenstunden vorgesehen war, sind im neuen Pflegestipendium 25 Wochenstunden erforderlich. Zeiten des Selbststudiums oder Lernzeiten, die über den Präsenzunterricht hinausgehen, werden dabei nicht eingerechnet. „Damit wird vielen Menschen, die Kinder oder zu pflegende Angehörige haben, die Ausbildung erschwert oder sogar im schlechtesten Fall verunmöglicht“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.


Prinzipiell sei es ein guter Ansatz, ein eigenes Pflegestipendium einzurichten, so Stangl, aber die Umsetzung lasse zu wünschen übrig. „Wichtig wäre es, die Ausbildungsangebote auszuweiten, um mehr Menschen für die Pflege zu gewinnen. So aber wird der Zugang erschwert“, sagt der AK-Präsident. In den vergangenen Tagen haben sich schon zahlreiche Mitglieder bei der AK gemeldet, die in Kürze mit der Ausbildung beginnen wollten, das höhere Stundenausmaß aber nicht leisten können.


Angesichts eines Bedarfs von rund 9.500 Pflegekräften bis 2030 alleine in Oberösterreich muss dieser Teil der Pflegereform rasch repariert werden. „Denn das zögerliche Agieren in der Arbeitsmarktpolitik verschärft den Fachkräftemangel in der Pflege und geht zu Lasten der Arbeitsbedingungen und der Pflegequalität“, sagt Andreas Stangl. Er fordert die zuständigen Minister Kocher und Rauch auf, die Pflegeberufe wieder in die Ausbildungsliste des Fachkräftestipendiums aufzunehmen und das Pflegestipendium zusätzlich als finanziell attraktivere Alternative zum Fachkräftestipendium zu etablieren. Zudem soll es beim Pflegestipendium unterschiedliche Ausbildungsintensitäten, sprich variable Wochenstunden, geben. Zeiten des Selbststudiums und des Lernens sollen zeitgemäß in das Pflegestipendium, aber auch in anderen vom AMS geförderten Ausbildungsangeboten eingerechnet werden.

Weitere Meldungen