AK-Umfrage: Berufstätige Studierende können Arbeit und Studium schlecht vereinbaren

Copyrights © AK OÖ Wolfgang Spitzbart)
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Die AK befragte Studierende in ganz Österreich zu ihrer Situation. 80 Prozent der Befragten waren im vergangenen Semester berufstätig. Nur für zehn Prozent sind Studium und Beruf gut vereinbar. Die berufstätigen Studierenden wünschen sich vor allem einen Rechtsanspruch auf Bildungskarenz und Bildungsteilzeit sowie den Ausbau von Online- bzw. Hybrid-Lehrveranstaltungen. Diese und weitere Wünsche sowie unterstützende Maßnahmen diskutierten Studierende und namhafte Vertreter:innen aus dem Hochschulbereich in der Arbeiterkammer Linz. AK-Präsident Stangl betonte zudem die Notwendigkeit einer finanziell guten Ausstattung der Universitäten und Fachhochschulen.


Im Vorfeld der Veranstaltung anlässlich des zehnjährigen Bestehens des AK-Blogs „Arbeiten und Studieren“ hat die AK OÖ eine Onlinebefragung unter Studierenden in ganz Österreich durchgeführt. Die hohe Zahl von 1.827 Teilnehmer:innen zeigt deutlich, dass viele berufstätige Studierende Sorgen und Wünsche in Hinblick auf ihre Situation haben. Mehr als 80 Prozent der teilnehmenden Studierenden waren im letzten Sommersemester erwerbstätig, davon ein Viertel mehr als 35 Stunden in der Woche.


Zwei Drittel können sich Studium ohne Job nicht leisten

Lediglich zehn Prozent der Teilnehmer:innen gelingt es, Studium und Beruf zu vereinbaren- Für mehr als 20 Prozent ist das Studium hingegen mit dem Beruf nicht vereinbar. Wenn es im Beruf stressig wird, bleibt für mehr als zwei Drittel das Studium auf der Strecke. Kein Wunder, dass eher beim Studium als bei der Arbeit zurückgeschraubt wird: Denn fast zwei Drittel könnten sich das Studium ohne Berufstätigkeit nicht leisten. 46 Prozent erhalten überhaupt keine finanzielle Förderung (Studienbeihilfe, Familienbeihilfe oder Sonstiges).


Teuerung und schlechte Vereinbarkeit: Der Hälfte geht es psychisch schlecht

Mit dem Studium generell geht es einem Großteil der Befragten (78 Prozent) gut oder eher gut. Anders sieht es im Bereich der finanziellen und psychischen Situation aus. Bei vielen schlägt sich die Teuerung massiv nieder. Gespart wird vor allem dort, wo es möglich ist, nämlich beim Essen (62 Prozent geben an, dass sie bei der Ernährung sparen müssen), bei sozialen Aktivitäten und bei Hobbies. Die Belastung bei der Vereinbarkeit in Kombination mit finanziellen Problemen führt zu großem Druck, der sich auf die psychische Gesundheit schlägt: 47 Prozent geben auf die Frage nach ihrer psychischen Gesundheit an, dass es ihnen eher nicht bzw. nicht gut geht. Fast die Hälfte der Studierenden hat demnach Probleme mit der psychischen Gesundheit. Ein Befund, der den Ausbau kostenloser psychischer Beratung und Hilfe verlangt.


Wunsch nach Lehrveranstaltungsformaten, die Arbeit ermöglichen

Auch bei den Studienbedingungen besteht Änderungsbedarf: Ganz oben steht der Ausbau von Online- und hybriden Lehrveranstaltungen: Für mehr als 85 Prozent der Studierenden wäre das wichtig. Ähnlich hoch ist der Wunsch nach mehr Lehrveranstaltungen am Abend bzw. in geblockter Form. Zudem wünschen sich mehr als 80 Prozent einen Rechtsanspruch auf Bildungskarenz. Ein zentrales Thema der Veranstaltung war außerdem die Anrechenbarkeit von Kompetenzen, die vor dem Studium oder informell (zum Beispiel durch Arbeit) außerhalb von Unis und FHs erworben wurden.


AK fordert Korrekturen bei Stipendien und Budgetsicherheit für Hochschulen

AK-Präsident Andreas Stangl fordert, dass die Budgets für die Universitäten und Fachhochschulen an die Teuerung angepasst werden: „Außerdem müssen die Stipendien für die Studierenden verbessert werden und insbesondere die Einkommensgrenzen der Eltern, die die Basis für die Studienbeihilfe bilden, entsprechend jährlich erhöht werden. Ansonsten werden von Jahr zu Jahr weniger Studierende Anspruch auf staatliche Studienbeihilfe haben“, sagt Stangl. Ebenso fordert die AK deutliche Verbesserungen für Berufstätige, die erst in der Mitte ihres Erwerbslebens ein Studium beginnen wollen: „Von den Beschäftigten wird Arbeiten bis mindestens 65 Jahre und die lebenslange Bereitschaft zum Lernen gefordert, das wäre also nur angemessen“, so Stangl.


AK fordert verbesserte Anerkennung bereits erworbener Kompetenzen

Ebenso soll es Studierenden leichter gemacht werden, dass Kompetenzen, die außerhalb des Studiums erworben wurden, angerechnet werden. Der neue JKU-Rektor, Univ.-Prof. Dr. Stefan Koch, sagte hier Verbesserungen zu: „Die JKU setzt sich in diesen Validierungsverfahren ein und will studienbezogene Praxiserfahrung verstärkt als Studienleistung anerkennen.“ Der Vizepräsident der FH OÖ für Internationale Beziehungen, FH-Prof. Dr. Andreas Zehetner, verwies darauf, dass bereits 40 Prozent der FH-Studiengänge berufsbegleitend sind, 1700 Studierende so ein Studium in OÖ betreiben und sich die FH um eine faire Anrechnung bemühe. Die AK fordert eine verbesserte Anerkennung bereits erworbener Kompetenzen sowie einen Rechtsanspruch auf Bildungskarenz und Bildungsteilzeit.


Beratungsangebote für Berufstätige mit Studienwunsch bietet die AK-Bildungsberatung in Linz und allen AK-Bezirksstellen und als Videoberatung. Mehr Info auf ooe.arbeiterkammer.at/bildungsberatung. Terminvereinbarung unter 050/6906-1601.


Foto --- (v.l.n.r.): FH-Prof. Dr. Andreas Zehetner, Vizepräsident der FH OÖ für Internationale Beziehungen; Dr.in Elvira Mutschmann-Sanchez, Expertin Studienförderung, Wissenschaftsministerium; Nina Mathies, Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft; Univ.-Prof. Dr. Stefan Koch, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz.

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