Lehre in Österreich und spannende Betriebe
Vöcklamarkt/St. Georgen. Die Wirtschaftskammer Vöcklabruck hat gemeinsam mit der Bildungsdirektion des Landes die Job-Week genützt, um ukrainischen Jugendlichen spannende Betriebe zu zeigen. Und nicht nur das – die jungen Burschen und Mädchen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren hörten zum ersten Mal, was es heißt, in Österreich einen Beruf zu erlernen.
„Sie alle möchten hier in Österreich bleiben, suchen nun einen Beruf, den sie lernen können und dann mit eigenem Verdienst ihr Leben in Österreich aufbauen können“ erklärt Stephan preishuber, Obmann der WKO Vöcklabruck. So wurde kurzerhand ein Bus organisiert, der die 16 Jugendlichen, zwei ihrer ukrainischen Lehrerinnen und Dolmetscher zu Betrieben der Region brachte. Start war bei der Firma Domico in Vöcklamarkt – Metalltechnik, technisches Zeichnen, Prozesstechnik und bautechnische Assistenz sowie Bürokaufmann/-frau werden hier als Lehrberufe geboten. Die Jugendlichen waren sehr interessiert, kamen sie doch zum ersten Mal in einen großen österreichischen Betrieb. „Das Wichtigste wird nun sein, dass sie möglichst schnell Deutsch lernen“, sagte Begleiter Dipl.-Päd. Gottfried Hirz von der OÖ Bildungsdirektion. Franziska Auböck von der Firma Domico zeigte den Jugendlichen die Musterhalle, die Produktion und auch die Lehrwerkstätte in Vöcklamarkt. Domico bietet den Lehrlingen nicht nur das OÖ Jugendnetzticket für den öffentlichen Verkehr, sondern auch interessante Arbeitszeiten von 6 bis 14 Uhr – das gefiel den jungen Ukrainerinnen und Ukrainern – erste Schnuppertage bei Domico stehen bereits an.
Eine für sie völlig andere Welt lernten die 16 Waisen aus der Ukraine danach beim Wellnesshotel Winzer kennen. Markus Winzer persönlich führte sie durch den Betrieb, zeigte den Jugendlichen die Rezeption, die Küche und als Höhepunkt gab es für die Mädchen und Burschen eine professionelle Vorführung und Verkostung alkoholfreier Drinks in der Hotelbar – denn neben Gastronomiefachmann/-frau, einer Kochlehre, einer Spezialisierung auf Restaurant oder Rezeption wird hier auch der Beruf des Barkeepers angeboten.
Spannend in mehrfacher Hinsicht wurde es schließlich wieder zurück in Vöcklamarkt bei der Firma Hinke Tankbau. Hier wurde die Jugendlichen und ihre Begleiter von der Frau des Geschäftsführers empfangen – sie kommt selbst aus der Ukraine und hat in Österreich eine Lehre absolviert und studiert. Als dann auch noch ein Produktionsmitarbeiter, der aus der Ukraine stammt, die jungen Waisen in ihrer Muttersprache durch das Unternehmen führte, waren alle vollends bei der Sache und schauten sich gespannt alles an.
„Die Jugendlichen waren richtig begeistert, welche Möglichkeiten es bei uns gibt, Berufe zu lernen und zu arbeiten“, berichtet WKO-Bezirksstellenleiter Josef Renner von der Tour durch die Betriebe. „Sie haben gesehen, dass bei uns vieles anders läuft, dass sie bei einer Lehre im Betrieb arbeiten können und ausgebildet werden. Das war völlig neu für sie und gab ihnen auch den Anstoß, gleich einmal Schnuppertermine zu vereinbaren.“ Denn in der Ukraine erfolgt die Berufsausbildung nicht wie bei uns zu 80 Prozent im Betrieb, sondern fast nur in der Berufsschule.
Mit der Jobtour für jugendliche Waisen aus der Ukraine haben die WKO und die Bildungsdirektion eine einzigartige Aktion gestartet, um eine neue Gruppe von künftigen Lehrlingen für die Betriebe in der Region zu begeistern. „Alle wollen in Österreich bleiben und alle wollen sich hier ein neues Leben aufbauen – jetzt haben sie die Perspektive, dass arbeiten und auf eigenen Beinen stehen keine Illusion mehr ist, sondern sehr schnell Realität werden kann“, zieht Josef Renner ein sehr positives Resümee zur Vöcklabrucker Jobtour.