Chef griff Angestellter auf die Brüste: „Stell dich nicht so an!“

Erschüttert zeigt sich AK-Präsident Andreas Stangl von oft dramatischen Fällen sexueller Belästigung in der Arbeitswelt. 86 Prozent der Beratungsfälle zu diesem Thema entfallen auf Frauen. „Es ist unvorstellbar, was sich manche Kollegen oder Arbeitgeber in diesem Zusammenhang erlauben. Ob körperliche Übergriffe oder obszöne Psychospielchen, sexuelle Belästigung hat für viele Frauen schwerwiegende und langanhaltende Folgen. Deswegen sollen die Täter auch bestraft werden. Ich rate allen Betroffenen, sich an die AK zu wenden. Dort bekommen sie einfühlsame, kompetente Beratung und Hilfe“, sagt Stangl. So auch im Fall einer Arbeitnehmerin, der die AK nach einem Übergriff zu 2.500 Euro Schadenersatzzahlung verholfen hat.


Fälle von Diskriminierung in der Arbeitswelt sind nach wie vor traurige Realität. Und das, obwohl das Gleichbehandlungsgesetz seit mehr als 40 Jahren klarstellt, dass Diskriminierung am Arbeitsplatz verboten ist. Im vergangenen Jahr hat die AK Oberösterreich rund 211.000 Euro für diskriminierte Mitglieder erstritten. Einer Angestellten in einem Produktionsbetrieb im Zentralraum von Oberösterreich konnte die AK zu einer Schadenersatzzahlung von 2.500 Euro verhelfen, nachdem sie von ihrem Vorgesetzten sexuell belästigt worden war. Der Chef grapschte der Frau von hinten auf die Brüste und machte dabei auch noch eine abfällige Bemerkung in Gegenwart anderer Kollegen/-innen. Die betroffene Arbeitnehmerin wehrte sich und sprach den Täter auf die Belästigung an. Der entgegnete nur: „Stell dich nicht so an!“ Zum Glück wandte sich die Betroffene an die AK, denn die konnte für die Geschädigte den Schadenersatz erkämpfen.


Aus Angst und Scham trauen sich viele nicht, sich zu wehren

Übergriffe lösen in vielen Betroffenen massive Verunsicherung und Scham aus. Viele trauen sich nicht, die Übergriffe zu melden, suchen im schlimmsten Fall oft sogar die Schuld bei sich selbst. Auch die Angst vorm Verlust des Arbeitsplatzes spielt natürlich mit. Viele Opfer von sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt lassen sich deshalb oft über lange Zeit Missstände und Übergriffe gefallen und ertragen unerwünschtes und unangebrachtes Verhalten. Mitunter findet anstößiges Verhalten – etwa sexistische Witze, obszöne Nachrichten am Handy oder unerwünschte Berührungen – in einem einschüchternden, feindseligen, frauenfeindlichen und demütigenden Arbeitsumfeld statt.


AK-Präsident Stangl fordert daher einen Ausbau der Gleichbehandlungskommission, um die Rechtsdurchsetzung zu erleichtern: „Die personellen und finanziellen Ressourcen der Gleichbehandlungskommission müssen dringend aufgestockt werden. Es ist aber auch höchst an der Zeit, Gleichbehandlungskommissionen in den Bundesländern einzurichten. Damit würden auch die Verfahrensdauern erheblich verkürzt.“ Für die Betroffenen sollte es auch finanzielle Unterstützung und kostenlose therapeutische Nachsorge und Begleitung geben.


Hilfe bei der AK suchen, auch wenn dies oft schwerfällt

AK-Direktorin Heimberger ermutigt alle Betroffenen, sich an die AK zu wenden, auch wenn dies oft schwerfällt: „Nur so können wir den Betroffenen helfen. Und je öfter gegen Täter in solchen Fällen vorgegangen wird, je öfter das Thema auch in den Betrieben und der Öffentlichkeit thematisiert wird, desto eher kann sexuelle Belästigung in der Arbeitswelt eingedämmt werden“, sagt sie. Ein eigenes Expertenteam zum Thema Gleichbehandlung berät AK-Mitglieder kostenlos und sensibel und geht – nach Wunsch der Betroffenen – auch gegen die Täter vor. Diskriminierte Arbeitnehmer/-innen können unter +43 (0)50/6906-1910 anrufen oder sich per Mail an gleichbehandlung@akooe.at melden. Weiterführende Informationen sind auch einer eigenen AK-Broschüre für Betroffene zusammengefasst – erhältlich unter ooe.arbeiterkammer.at/sexuelle_belaestigung.


Gerade junge Arbeitnehmer/-innen werden oft unbedarft mit sexualisierter Gewalt überrumpelt. Vor diesem Hintergrund soll die AK Kampagne #respect speziell junge Menschen sensibilisieren und darüber informieren, was sie tun können, wenn sie sexuelle Belästigung beobachten oder gar selbst erfahren. Dazu wurde auch ein eigener Video-Clip produziert, der unter anderem in Berufsschulen gezeigt wird. Ein besonderer Schwerpunkt widmet sich aktuell den 20.000 Lehrlingen und den Praktikanten/-innen in Oberösterreich.

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