AK-Wertschöpfungsbarometer: Unternehmen mit hohen Investitionen, aber auch mit hohen Gewinnausschüttungen

AK-Präsident Andreas Stangl und Mag. Reinhard Haider, MSc, Teamleiter im Kompetenzzentrum Betriebliche Interessenvertretung (KBI) der AK OÖ
AK-Präsident Andreas Stangl und Mag. Reinhard Haider, MSc, Teamleiter im Kompetenzzentrum Betriebliche Interessenvertretung (KBI) der AK OÖ

Die AK Oberösterreich analysiert jedes Jahr die veröffentlichten Jahresabschlüsse von mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften in Österreich und berechnet daraus den „Wertschöpfungsbarometer“. Dieser misst den Überschuss der Wertschöpfung (Produktivität) pro Mitarbeiter/-in über die Pro-Kopf-Personalaufwendungen. Da die Jahresabschlüsse erst im Verlauf bzw. mit Ende des nächsten Geschäftsjahres veröffentlicht werden müssen, liegen aktuell die Zahlen für 2021 vor. „Diese Analyse ist insofern interessant, weil sie das zweite Jahr der Corona-Pandemie widerspiegelt“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.


Nach einem Höchstwert von 38.117 Euro im Jahr 2017 ging der Wertschöpfungsbarometer-Überschuss in den drei Folgejahren jeweils zurück: bis auf 34.887 Euro im Jahr 2020. Im zweiten Corona-Jahr 2021 dann der Aufholeffekt. Der Wert erhöhte sich wieder auf durchschnittlich 35.951 Euro pro Arbeitnehmer/-in.


Verwendet werden diese Überschüsse von den Unternehmen unter anderem für Investitionen sowie für Gewinnauszahlungen an die Eigentümer/-innen und Muttergesellschaften. Die durchschnittlichen Gewinnauszahlungen, pro Arbeitnehmer/-in gerechnet, sind 2021 deutlich um rund 38 Prozent auf 14.025 Euro angestiegen. Insgesamt betrachtet sind im zweiten Corona-Jahr im Vergleich zum Vorjahr die Gesamtinvestitionen pro Beschäftigter/Beschäftigtem der untersuchten Unternehmen um rund 9,3 Prozent zurückgegangen, es wurde dabei aber anteilig wieder mehr in die Sachanlagen investiert.


Im Rahmen einer Sonderauswertung wurden die Jahresabschlüsse von 830 oö. Mittel- und Großunternehmen (ohne Banken, Versicherungen, Holdings und Non-Profit-Unternehmen) im Zeitraum von 2019 bis 2021 analysiert.


Die wesentlichen Ergebnisse:

Die Beschäftigten waren sehr produktiv. Im Durchschnitt konnte jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter im Jahr 2021 eine Pro-Kopf-Wertschöpfung (Produktivität) von 105.674 Euro erwirtschaften, über drei Jahre betrachtet ein Gesamtanstieg von fast 12 Prozent und im Vergleich zu 2020 eine Erhöhung um mehr als 10 Prozent.
2021 überstieg die Pro-Kopf-Produktivität die Pro-Kopf-Personalaufwendungen – zum Vorteil der Unternehmen – durchschnittlich rund 40.751 Euro. Im Vergleich zu 2019 ein Anstieg um 27,4 Prozent, im Vergleich zu 2020 um 18,1 Prozent.
Die Sachinvestitionen pro Beschäftigter/pro Beschäftigtem (gerechnet auf die gesamten Arbeitnehmer/-innen der untersuchten 830 Unternehmen) sind 2021 im Vergleich zu 2020 um 21,2 Prozent auf 13.413 Euro angestiegen, eine sehr erfreuliche Entwicklung. 2019 lagen sie bei rund 11.969 Euro.
Gleichzeitig lagen die ausbezahlten Gewinnausschüttungen pro Beschäftigter/pro Beschäftigtem (wieder auf die gesamten Arbeitnehmer/-innen der 830 Unternehmen gerechnet) 2021 mit 11.877 Euro um rund 9,2 Prozent unter dem Wert des Jahres 2019, aber um 36,5 Prozent über dem Wert 2020.
In Relation zum Eigenkapital der untersuchten oö. Mittel- und Großunternehmen sind die ausbezahlten Gewinnausschüttungen relativ deutlich von 12 Prozent im Jahr 2019 auf immer noch hohe 9,4 Prozent im Jahr 2021 des gesamten Eigenkapitals vor Ausschüttung gesunken. 2020 lag dieser Wert bei 7,7 Prozent.
Die 830 oö. Unternehmen waren 2019, 2020 und auch 2021 wirtschaftlich solide aufgestellt. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote, also der Eigenmittelanteil an der gesamten Unternehmensfinanzierung, lag 2019 bei 39,5 Prozent und stieg 2020 auf 41,5 Prozent an. Mit 41,1 Prozent hat sich dieser Wert 2021 kaum verändert.


Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert:

Angabe aller öffentlichen Förderungen im offenzulegenden Jahresabschluss.
Flächendeckende Anhebung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne und -gehälter auf mindestens 2.000 Euro brutto.
Gewinne sollen vorrangig für Zukunftsinvestitionen in den Betrieben verwendet werden. Von Seiten der Politik braucht es eine verstärkte öffentliche Investitionsoffensive für einen sozial-gerechten, ökologischen Umbau der Wirtschaft.
Gerechte Steuerbeiträge der Unternehmen:

deutliche Ausweitung der Übergewinnsteuer.
Zurücknahme der Gewinnsteuer-Senkung (Körperschaftssteuer sinkt 2023 von 25 auf 24 Prozent und 2024 von 24 auf 23 Prozent). „Das ist ein 800 Millionen Euro schweres Geschenk an die Unternehmen pro Jahr“, so AK-Präsident Stangl.

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