Vortrag 80 Jahre Kriegsende in Bad Goisern

80 Jahre Kriegsende – Vortrag von Dr. Michael Kurz zu den letzten Kriegstagen in Bad Goisern beleuchtet dramatische Ereignisse und lokale Erinnerung.
Anlässlich des 80. Jahrestages des Kriegsendes fand in Bad Goisern ein gut besuchter Vortrag statt, der sich mit den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in der Region beschäftigte. Im Mittelpunkt standen die dramatischen Ereignisse rund um den 7. Mai 1945 sowie die politische und gesellschaftliche Situation in den Wochen davor und danach.
Der Vortrag begann mit einem historischen Rückblick auf den „Anschluss“ Österreichs im Jahr 1938 – einem tiefgreifenden Umbruch, der in seiner Dynamik dem Umsturz von 1945 ähnelte. Damals zählte Bad Goisern etwa 10.000 Menschen, darunter viele Flüchtlinge, verwundete Wehrmachtsangehörige, Lazarettinsassen und Ausgebombte. Die Straßen waren überfüllt – von Goisern bis zum Pötschenpass stauten sich Militärfahrzeuge, deren Besatzungen auf Wiesen biwakierten.
Ein zentrales Thema war das nahegelegene Konzentrationslager Ebensee, das am 6. Mai 1945 als eines der letzten KZs in Europa von den Amerikanern befreit wurde. Am selben Tag rückten US-Truppen auch in Bad Ischl ein. Dort verhaftete die österreichische Freiheitsbewegung unter Sepp Plieseis die beiden örtlichen NS-Ortsgruppenleiter. Beide Männer wurden noch am selben Tag erschossen – bis heute ist unklar, ob es sich dabei um Mord oder einen Unfall handelte.

In Bad Goisern selbst verlief der Machtwechsel weitgehend friedlich. Am 7. Mai jedoch ereignete sich ein schwerer Luftangriff: Ein amerikanischer Fliegerverband attackierte einen deutschen Militärkonvoi am Weg Richtung Pötschenpass. Der Agathastadl geriet in Brand, zahlreiche Fahrzeuge wurden zerstört, viele Menschen kamen ums Leben. Diese Attacke gilt als eine der letzten Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs auf europäischem Boden.
Erwähnung fand auch ein US-amerikanisches Flugzeug, das bei Ebensee abgestürzt war. Die Maschine – eine P-47 Thunderbolt mit dem Spitznamen Dottie Mae – wurde 2005 geborgen und fliegt seit 2019 wieder als historisches Flugzeug.
Ein weiteres Thema war der damalige Bürgermeister Arnolt Bronnen – eine ambivalente Figur, die politisch zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus schwankte und nur zwei Monate im Amt blieb. Sein Verhältnis zur Goiserer Bevölkerung war schwierig.
Im Anschluss meldeten sich mehrere Zeitzeugen zu Wort, die sich lebhaft an den Luftangriff vom 7. Mai 1945 erinnerten. Ein besonders lokaler Aspekt betraf das sogenannte „Steeger Leinen“: In Steeg gelagerte Textilien und Stoffe wurden nach Kriegsende von der Bevölkerung mitgenommen – einige davon sollen sich bis heute als Handtücher oder Vorhänge in Privathaushalten finden.
Die Veranstaltung endete mit einer engagierten Diskussion und zeigte eindrucksvoll, wie präsent die Erinnerungen an das Kriegsende auch 80 Jahre später noch sind – und wie wichtig das gemeinsame Gedenken bleibt.

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