Kulturhauptstadt Bad Ischl - Symposium Hallstatt Kultur von 09. bis 11.05.2014 in Hallstatt
Im Zuge eines zweijährigen EU-geförderten Projekts konnte der Archäometallurge Mathias Mehofer von der Universität Wien gemeinsam mit Kolleg*innen vom Naturhistorischen Museum Wien erstmals den eisenzeitlichen Metallhandel im Salzkammergut und den Ostalpen systematisch untersuchen. Die naturwissenschaftlichen Analysen zeigen, dass nicht nur Kupfer aus Salzburg, sondern auch aus den Südalpen nach Hallstatt gebracht wurde, um dort zu Schmuck, Waffen oder Werkzeugen verarbeitet zu werden.
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Der Bedarf nach Salz aus Hallstatt stimulierte schon während der Spätbronze- und Eisenzeit weitreichende Handelsverbindungen und einen regen Austausch von wertvollen Gütern wie etwa Gold oder Elfenbein.
Mathias Mehofer von der Universität Wien untersuchte nun erstmals mit Georg Tiefengraber und Karina Grömer vom Naturhistorischen Museum Wien Grabbeigaben aus dem 8.–4. Jahrhundert v. Chr. aus dem Gräberfeld Hallstatt auf die Herkunft des Metalls.
Die Wissenschafter*innen konnten durch die Analyse des „geochemischen Fingerabdruckes“ des Kupfers in dieser ersten Pilotstudie zeigen, dass während der Spätbronzezeit (Ende des 2. Jahrtausends v. Chr.) sogenanntes chalkopyritbasiertes Kupfer – möglicherweise aus Salzburg (Hochkönig-Mitterberggebiet) und den Südalpen (Trentino, Südtirol) ? verwendet wurde, während in der nachfolgenden Zeit (ab ca. 900/800 v. Chr.) vermehrt fahlerzbasiertes Metall genutzt wurde. Wo dieses im 1. Jahrtausend v. Chr. abgebaut wurde, muss noch erforscht werden.
„Unsere Analysen belegen also, dass sich über die Jahrhunderte die Bezugsnetzwerke änderten. Woher genau das Kupfer kam, können erst die nachfolgenden Auswertungen zeigen“, erklärt Mehofer. „Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die spätbronzezeitlichen Kupferbergwerke, die Chalkopyritkupfer lieferten, allmählich erschöpft waren, und neue Kupferquellen erschlossen werden mussten, um den Betrieb im Salzbergwerk aufrecht zu erhalten. Das danach genutzte Fahlerzkupfer hat einen viel höheren Anteil an Arsen oder Antimon. Diese verändern die Eigenschaften des Kupfers.
Die Analysen belegen außerdem, dass der Zinngehalt in den analysierten Objekten mit der Zeit abnimmt. Diese Resultate deuten auf eine Verknappung dieses wichtigen Legierungsbestandteiles zur Herstellung von Zinnbronze hin, der aus weit entfernten Lagerstätten wie etwa aus Cornwall, aus Spanien, aus dem Erzgebirge oder aus Zentralasien herbeigeschafft wurde. Wir können daraus schließen, dass sich auch diese Fernhandelsnetzwerke änderten“, so Mehofer.
Die Untersuchung des Metalls erfolgte mittels sogenannter Röntgenfluoreszenz- und Massenspektrometer-Analysen. Erstere analysiert die Mengengehalte der Haupt-, Neben-, und Spurenelemente im Metall, wie etwa Zinn, Blei oder Arsen, zweitere bestimmt die Bleiisotopenverhältnisse des Kupfers, die herangezogen werden, um die Herkunft des Rohmetalls zu bestimmen. So konnte schließlich festgestellt werden, aus welchen Bergbauregionen das Kupfer kam und wie es mit Zinn zu Bronze wurde.
Die Wissenschafter*innen machten auch Goldanalysen, die weitere wichtige Informationen zum Metallhandel bringen sollten. Die Goldfunde wurden mittels transportabler Laser Ablation minimalinvasiv beprobt und dann am Curt Engelhorn Zentrum für Archäometrie Mannheim mittels Massenspektrometer analysiert. So können die Wissenschafter*innen nachvollziehen, aus welchen Metallkreisläufen das Gold bezogen wurde und ob es z.B. mit Gold aus dem am Nordufer des Hallstättersees gelegenen Arikogel Golddepot (ausgestellt im Goldkabinett des Naturhistorischen Museums Wien) chemisch vergleichbar ist.
Auf diese Materialanalysen wird nun eine detaillierte Auswertung zur Kontextualisierung der Ergebnisse folgen.
„Mittels dieser Analysen haben wir nun erstmals die Möglichkeit, die vorhandenen Erkenntnisse zu den komplexen Handelsstrukturen der Hallstätter Bergleute um wichtige Punkte zu erweitern“, beschreibt Mehofer.
Die Metallfunde selbst kommen aus Gräbern. „Die Grabfunde aus Hallstatt in Oberösterreich zählen zu den bedeutendsten archäologischen Funden in Europa“, so Karina Grömer, Direktorin der Prähistorischen Abteilung des NHM Wien, „der Fundort Hallstatt und das mit spektakulären Beigaben ausgestattete Gräberfeld nahe des Salzbergbaus ist auch wegen seiner kostbaren Metallobjekte namensgebend für eine Epoche der Menschheitsgeschichte, die Ältere Eisenzeit zwischen 800 und 400 v. Chr. Die Forscher*innen der Prähistorischen Abteilung des NHM freuen sich, mit ihrer Expertise und den in ihren Sammlungen verwahrten Bronzegegenständen einen Beitrag zu innovativer Forschung leisten zu können, so die Direktorin.
Man kann annehmen, dass die Arbeit im Salzbergwerk Hallstatt und der damit verbundene Bedarf an Zinnbronzewerkzeugen einen ständigen Zustrom von Rohmetall aus den umliegenden Bergbauregionen hervorrief. Darüber hinaus begünstigte die Intensität des Austausches, bedingt durch den Bedarf an Salz bzw. durch Salz konserviertes Fleisch, den Aufbau von Fernkontakten. Auf ein solches Netzwerk deuten auch edle Metallgegenstände im Gräberfeld – wie etwa mit Elfenbeingriffen samt Bernsteineinlage versehene Eisenschwerter – hin.
Symposium Hallstatt Kultur von 09. bis 11.05.2024
Von 9. bis 11. Mai 2024 findet im Rahmen der Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024 das Symposium Hallstatt Kultur statt, eine gemeinsame Veranstaltung der OÖ Landes-Kultur GmbH und des Naturhistorischen Museums Wien im Kultur- und Kongresshaus in Hallstatt.
Dabei spielen sowohl die Untertageforschung im Salzbergwerk, die in enger Kooperation und Unterstützung durch die Salinen Austria AG und die Salzwelten GmbH durchgeführt wird, als auch die Obertageforschung in den Gräberfeldern sowie die archäologischen Maßnahmen im Zuge der Lawinen- und Wildbachverbauung eine wichtige Rolle. Das Symposium ist dem kürzlich verstorbenen, lange am NHM Wien tätig gewesenen Hofrat Dr. Anton Kern gewidmet.
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