Uraufführung von „Das weiße Rössl von Lauffen“

Ein Projekt der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024.
Einheimische erzählen Geschichten des ältesten Marktes im Salzkammergut und nehmen das Publikum mit auf eine Zeitreise von den frühen Anfängen vor Jahrmillionen in die Ära des Salzhandels bis zum Ursprung des „Weißen Rössl“. Das von Thomas Goerge neu geschriebene Theaterstück ist eine künstlerische Zeitreise durch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Lauffen. Ein professionelles Theaterteam – Thomas Goerge (Text und Regie), Daniel Angermayr (Bühne und Kostüm), Uwe Gössel (Dramaturgie) und Mark Polscher (Komponist) – entwickelt mit der Bevölkerung von Lauffen ein neues Theaterstück unter dem Titel Das weiße Rössl von Lauffen, in dem die Geschichten des Marktes für die Mitspielenden und das Publikum erleb- und erfahrbar werden. Der Form nach entspinnt sich eine Assemblage, eine Stilmischung aus Vorzeitsaga, Passionsspiel, wissenschaftlichem Diskurs, Volkstheater, oberösterreichischem Science-Fiction-Roman und Freilichtoperette.
Das weiße Rössl von Lauffen
Uraufführung am Freitag 09/08/2024
Zeit 19.30 Uhr bis ca. 21.30 Uhr mit Pause Ort Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria im Schatten, Lauffner Marktstraße 49, 4820 Bad Ischl
Weitere Termine Samstag 10/08 & Sonntag 11/08/2024
Zeit 19.30 Uhr bis ca. 21.30 Uhr mit Pause
Tickets € 15,- Kinder bis 6 Jahre frei, Schüler*innen, Studierende, Senior*innen, Geringverdienende € 7,50
Thomas Goerge Text und Regie | Daniel Angermayr Bühne und Kostüm | Uwe Gössel Dramaturgie | Mark Polscher Komponist. Weiters wirken mit Bürger*innen aus Lauffen | Schüler*innen des Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Bad Ischl | Sulzbåcher Brunnleit´n Glöckler | Sulzbacher Wåldteufin | Schwoaga Loavn | Kaiserin Elisabeth Kaffeehaus Lauffen | Freiwillige Feuerwehr Lauffen | Marktmusikkapelle Lauffen (Musik) | Wüdschad`n (Musik)
Lokale Geschichten auf die Bühne gebracht, Bürgerbeteiligung mit professioneller Unterstützung
Das Team rundum Thomas Goerge, der sich für Text und Regie verantwortlich zeichnet, hat bereits eine Reihe von Theaterprojekten entwickelt, die lokale Geschichten von Orten zum Thema haben. Im Mittelpunkt steht immer die inhaltliche Entwicklung des Theaterstücks und das Proben vor Ort mit den beteiligten Bürger*innen. Auf spielerische Weise, ohne Spielerfahrung oder Theaterkenntnisse der beteiligten Laien versetzt das Team das Theaterkollektiv in die Lage, gemeinsam ein Stück in Szene zu setzen. Ebenfalls miteinbezogen sind Schulen, Vereine und andere ehrenamtliche Initiativen.
„In unseren Workshops treffen Theaterlaien auf professionelle Künstler*innen und entwickeln Schritt für Schritt über einen überschaubaren Zeitraum hinweg die einzelnen Szenen. In knappen, aber freudvollen Schlussproben werden die Szenen, stets unterstützt von einer professionellen, aber ebenfalls aus eigener Kraft entstandenen Umgebung (Licht, Sound und Ausstattung), zur Premiere gebracht.“ Thomas Goerge, Text und Regie, Das weiße Rössl von Lauffen
Historischer Salzmarkt Lauffen als Inspirationsquelle für Musik, Kunst und Theater
Die Ortschaft Lauffen, der älteste Markt im Salzkammergut, liegt an der Traun südlich von Bad Ischl und blickt auf eine über tausendjährige Geschichte zurück, die vom Salzhandel geprägt ist. Lauffen hatte besondere Privilegien, was die Salzfertigung betrifft. Es hatte die exklusive Erlaubnis, Salz zu konfektionieren und zu handeln. Dieses Monopol hatte seinen topografischen Ursprung in den Traunschnellen, den nicht schiffbaren Stromschnellen bei Lauffen, die den Salzhandel vom Hallstätter See zu den Abnehmern in ganz Europa unterbrachen. Hier musste das weiße Gold neu verpackt und auf größere Schiffe umgeladen werden. Heute zeugen noch die historischen „Salzfertigerhäuser“ von der wichtigen Rolle Lauffens beim Salzhandel. Mit dem Rückgang der Salzfertigung und dem Wegfall der Privilegien entwickelte sich Lauffen Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Tagesausflugsziel für die Kurgäste in Bad Ischl. Nun verkehrten die Schiffe zwischen der Ischler Esplanade und dem Gasthaus „Weißes Rössl“ in Lauffen. Stammgast in Lauffen war der in Berlin wohnende Schriftsteller Oscar Blumenthal (1852–1917). Das weiße Rössl in Lauffen und die dort arbeitenden Menschen standen Pate für seine erfolgreiche Komödie „Im weißen Rössl, die 1897 im Lessingtheater Berlin uraufgeführt wurde. Blumenthals Theaterstück diente dem Komponisten Ralph Benatzky (1884–1957) als Vorlage für die gleichnamige Operette, die u. a. 1960 mit dem österreichischen Schauspieler Peter Alexander (1926–2011) verfilmt wurde. Im Zweiten Weltkrieg lagerten die Nationalsozialisten den Großteil der Kunstwerke des Kunsthistorischen Museum Wien im Kaiser-Franz-Josef-Erbstollen in Lauffen ein. Mit dem Theaterstück Das weiße Rössl von Lauffen wird ein längst notwendiger, erweiterter Blick auf die lange Geschichte des Ortes geworfen und lässt Lauffen aus dem Schatten Bad Ischls heraustreten.
Handlung des Stücks Gegenwart: in der Wallfahrtskirche Maria im Schatten. Das Gotteshaus ist voll mit Lauffner Bürger*innen. Wie jedes Jahr finden dort die Lauffner Festspiele statt, bei denen der Übergang vom Kindsein zum Erwachsenwerden gefeiert wird. Heute ist es so weit: Das Abenteuer des Erwachsenwerdens beginnt für sieben junge Lauffner*innen. Jetzt sind sie alt genug, selbst mitzuspielen und die verborgenen Geschichten des ältesten Marktes im Salzkammergut zu erfahren. Wie jedes Jahr eröffnen Josepha Voglhuber, die Wirtin des „Weißen Rössl“, und ihr Zahlkellner Leopold Brandmayer mit einem Piccolo das Lauffner Festspiel. Doch die Freiwillige Feuerwehr von Lauffen unterbricht das Spiel. Sie hat drei Jugendliche einer Delegation von europäischen Kulturpolitiker*innen aus Brüssel in ihrer Obhut. Auf der B 145 in Höhe der Kirche hat sich ein Riss gebildet, doch niemand kennt den Grund. Sicherheit geht vor. Die Feuerwehr hat die Straße gesperrt. In beide Richtungen stauen sich die Autos. Bis es auf der Straße weitergeht, bleibt die Brüsseler Delegation als Ehrengäste der Lauffner Festspiele in der Kirche. Nun geht es weiter mit dem Lauffner Spiel und Josepha Vogelhuber erzählt mit Einheimischen und verschiedenen allegorischen Figuren wie dem Salz, den vier Elementen und dem Teufel in kurzen Episoden die verborgenen Geschichten von Lauffen: Noch bevor Tourist*innen wie Oscar Blumenthal im vorigen Jahrhundert Villen bauen ließen, war das Salz die wichtigste Einnahmequelle des ältester Markt des Salzkammergutes. Im weißen Rössl von Lauffen geht es auch um die Arbeitsbedingungen bei der Salzfertigung und die Frage, ob die Arbeiter*innen im Innern dieser Industrielandschaft die Schönheit der Berge überhaupt wahrnehmen konnten. Im Stück geht es nicht um alpenländische Romantik und die Verklärung eines Lebens in Lauffen, das es so nie gab, sondern um den Versuch über reale Verhältnisse aufzuklären.
Oft wurde Lauffen von außen bedroht. Manchmal leisteten die Menschen Widerstand. Manchmal passten sie sich an. Verschiedene in den Text eingewobene lokale Sagen erzählen, wie erfindungsreich die Menschen ihre Probleme lösten, um sich ihre Zukunft zu sichern. Immer haben die Lauffner*innen Verantwortung übernommen, um ihr Leben zu gestalten. Die Feuerwehr tritt wieder auf und meldet. Die Untersuchungen des Risses habe ergeben, dass unter der Kirche ein keltisches Sonnenheiligtum liegen muss. Lauffen sitzt auf dem Fundament dieses Heiligtums. Die B 145 bleibt bis auf Weiteres gesperrt, die genaue Untersuchung wird Wochen dauern. Als Ersatz für die Straße wird der Verkehr wie in alten Zeiten aufs Wasser verlegt. Ab morgen früh pendeln Traunrösser und Salzzillen zwischen Lauffen und dem Rest Europas. Die Delegation ist von Lauffen begeistert und möchte bleiben. Am Schluss des Lauffner Festspiels feiern alle ein Fest der Freundschaft und des Lichts. So endet Das weiße Rössl von Lauffen mit einem glücklichen Finale.
Daniel Angermayr (AT) Studium der Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für angewandte Kunst Wien. Arbeitet als Bühnen- und Kostümbildner an verschiedenen Theater- und Opernhäusern in Wien, Berlin, Oslo, Reykjavik, Bayreuth, München, Dresden, Stuttgart, Frankfurt, Bochum oder Mannheim. Seine fotografischen Arbeiten waren in Ausstellungen in Wien, Hamburg, Frankfurt, Linz, Vöcklabruck und am Attersee zu sehen. Daniel Angermayr lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Wien und Alt-Lenzing.
Thomas Goerge (DE) Seit Jahren entstehen unter seiner Regie zahlreiche freie, integrative Theaterstücke, die er auch selbst schreibt. U. a. 2022 Text/Regie für FAUST der FRAUEN, ein Theaterprojekt, das mit dem Inklusionspreis des Bezirks Oberbayern ausgezeichnet wurde. Der Künstler und Theatermacher inszenierte u. a. an der Staatsoper Berlin, Oper Halle und am Theater Trier. Er konzipierte Räume u. a. für Dimiter Gotscheff und Christoph Schlingensief. Mit seinen Arbeiten war er u. a. bei den Bayreuther und Bregenzer Festspielen, auf der Ruhrtriennale und dem Holland Festival Amsterdam. Eingeladen war er zum Berliner Theatertreffen und zur 54. Biennale di Venezia. Preise: 2017 Tassilo-Kultursozialpreis der Süddeutschen Zeitung, 2021 Kulturpreis des Landkreises Freising. Lehraufträge u. a. an der HMT Leipzig, der UdK Berlin und seit 2015 an der ADK Baden-Württemberg.
Uwe Gössel (DE) erforscht als Theatermacher, Dramaturg und Autor im Kollektiv mit Künstler*innen aus verschiedenen Disziplinen die Millionen Jahre dauernde Geschichte der Böden. Im Zuge dessen entstanden Installationen, Filme und Performances in Berlin, Leipzig oder Hallbergmoos. Von 2005 bis 2014 leitete er das Internationale Forum des Theatertreffens der Berliner Festspiele. Von 2002 bis 2004 war er Dramaturg am Maxim Gorki Theater, Berlin.
Mark Polscher (DE) ist deutscher Komponist, Produzent und Multiinstrumentalist (Klavier, Querflöte, Fagott, Saxofon). Von 1986 bis 1995 arbeitete Polscher mit Joe Mubare, mit dem er 1989 die Plattenfirma yaya records gründete. Anfang der 1990er Jahre komponierte er erste Theater- und Filmmusiken und produzierte Musik für 500 Folgen einer täglichen TV-Show. Polscher studierte von 1997 bis 2001 bei Karlheinz Stockhausen. Sein Werkverzeichnis umfasst über 120 Kompositionen, darunter Orchester- und Chorwerke, Musiktheater und Kammermusik so wie rein elektronische Werke. Viele Stücke sind als szenische Musik mit elektroakustischer Aufführungspraxis konzipiert.
Mitwirkende
Künstler*innen Daniel Angermayr, Thomas Goerge, Uwe Gössel, Mark Polscher
Zusammen mit Bürger*innen, Schüler*innen des Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Bad Ischl, Sulzbåcher Brunnleit´n Glöckler, Sulzbacher Wåldteufin, Schwoaga Loavn, Kaiserin Elisabeth Kaffeehaus Lauffen, Freiwillige Feuerwehr Lauffen, Marktmusikkapelle Lauffen, Wüdschad`n sowie weiteren Persönlichkeiten von Lauffen und Umgebung
Projektverantwortlicher Thomas Goerge
Produktionsleiter Christoph Ammer
Programmleiterinnen Darstellende Künste und Literatur Martina Rothschädl, Sonja Zobel