Die Kaltenbachau lebt (wieder) auf

Ein bisher einzigartiges Erbe an die Republik Österreich ermöglichte ein außergewöhnliche Hochwasserschutz- und Ökoprojekt im Bereich der Bad Ischler Kaltenbachau. Durch die Wiederanbindung des 1,2 km langen ehemaligen Nebenarms kann die Traun sich wieder im bisher vom Hauptfluss abgetrennten Augebiet ausbreiten. Davon profitiert nicht nur der Hochwasserschutz im angrenzenden Gemeindegebiet sondern vor allem auch die mittlerweile seltenen Bewohner der Au wie Gras-, Laubfrosch und Gelbbauchunke, Flussuferläufer und Eisvogel. Auch ehemals an dieser Stelle heimische Grauerlen und Weidengewächse finden aufgrund der wiedergewonnen Dynamik ideale Lebensbedingungen vor. In Spaziernähe vom Bad Ischler Stadtzentrum wird nun dynamische Auentwicklung wieder hautnah erlebbar.

Kostbares Vermächtnis
an die Kaiserstadt

Mit der erstmaligen Begehung des wiederhergestellten Nebenarms der Traun am Dienstag gemeinsam mit Willhelm Laimer (Gewässerbezirk Gmunden), dem Bad Ischler Bürgermeister Hannes Heide und Flussraumbetreuer Leopold Feichtinger wurde der Öffentlichkeit das Vermächtnis von Juliane Schmidt an die Bad Ischler Bevölkerung präsentiert. Durch die großzügige Hinterlassenschaft konnte auf unbürokratische Weise die Hochwassersicherheit im Bereich der Tourismusschule und der Siedlung im Nahbereich der Kathrinseilbahn wesentlich verbessert werden. Bei einem Hochwasserereigniss verringert sich nun sowohl die Überschwemmungsgefahr als auch der Abtrag von Schotter im Flussbett und somit die Eintiefung des Flusses in diesem Bereich. Dadurch werden ein weiterer Verfall der Ufersicherungen sowie ein Absinken des Grundwasserspiegels verhindert.

Idealer Lebensraum
für Äsche und Eisvogel

Ganz wesentlich profitieren aber auch die vielen Tiere und Pflanzen dieses besonderen Abschnitts der Traun. Der Nebenarm bietet den Jungfischen von Bachforelle und Äsche einen idealen Lebensraum und Schutz im Hochwasserfall. Durch die neu geschaffene Dynamik entsteht für die ehemals in diesem Bereich weit verbreiteten Grauerlen und Weidengewächse wieder wertvoller Lebensraum. Auch die extrem seltenen Vögel wie Flussuferläufer und Eisvogel werden von den neuen Schotterflächen und Steilwänden profitieren, da auf weiten Strecken entlang der Oberen Traun keine geeigneten Brutplätze mehr existieren. Um dem teilweisen Verlust von Amphibienlebensräumen entgegenzuwirken wurden neue Biotope für die ebenfalls bedrohten Arten wie Gras- und Laubfrosch und Gelbbauchunken angelegt. Bei der Umgestaltung des Aubereichs wurden anfallende Wurzelstöcke wieder eingebaut und Äste von geschlägerten Bäumen für Reptilien als Rückzugs- und Überwinterungsort in Form großer Asthaufen angelegt.

Umfangreiche Bauarbeiten
für eine intakte Natur

Um der Traun wieder einen Weg in die Au zu ermöglichen, mussten auf einer Fläche von 9.600 m² Bäume gerodet und der Oberboden abgetragen werden. Die dabei angefallenen 700 Stück Wurzelstöcke wurden weiterverwendet. Rund 19.000 m³ Aushub wurden aus dem verlandeten und verfüllten ehemaligen Nebenarm entfernt. Auf rund 250 Laufmetern wurde im Einlaufbereich ein Damm zum Schutz der angrenzenden Flächen errichtet. Um die in den 1960er-Jahren angelegte Deponie vor der Errosionskraft des Wassers zu schützen, wurden rund 1.900 Tonnen Kalkwurfsteine eingebaut.

Natürliche Flusslandschaft

Aufgrund der in diesem Bereich verlegten Sohleleitungen musste eine Brücke im Augebiet in enger Zusammenarbeit mit der Salinen AG errichtet werden. Die ÖBf-AG stellte Grund und Expertise für die standortgerechte Umgestaltung des Auwalds zur Verfügung und trug somit wesentlich zum Gelingen des Projekts bei.

Bereits am 11. Oktober d. J. erreichten die Wassermassen eines ersten Hochwassers den wiederangebundenen Nebenarm und fluteten die Aubereiche wie zuletzt vor mehr als 70 Jahren wieder mit Wasser aus der Traun. Die Traun kann somit wieder eine natürliche Flusslandschaft gestalten.

„Gemeinsam für mehr Sicherheit und Lebensraum“ ist das zentrale Anliegen der Flussraumbetreuung Obere Traun, einem österreichweit beispielgebenden Kooperationsprojekt zwischen dem Lebensministerium, den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark und der Wildbach-und Lawinenverbauung. Die nachhaltige Entwicklung der Oberen Traun und ihrer Zubringer, die Einbindung der Bevölkerung und die Vernetzung der Stakeholder (vielleicht setzen sich hier wieder einmal die Begriffe „Interessenten“ oder „Betroffene“ durch) sind dabei die wesentlichen Themen (Fotos von R. Mysliwietz und L. Feichtinger).

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