Interessantes zur Vöcklabrucker Pfarr- und Stadtgeschichte

Zahlreiche Besucher folgten der Einladung von Stadtpfarrer Mag. Helmut Kritzinger und Bürgermeister Mag. Herbert Brunsteiner in den katholischen Pfarrsaal zur Präsentation der Vöcklabrucker Pfarr- und Stadtgeschichte.

Pfarrkurat Dr. Franz Leitner stellte die Diplomarbeit von Mag. DDr. Franz Satzinger über die Vöcklabrucker Pfarrgeschichte vor, die der frühere Stadtamtsdirektor im Rahmen seines Theologiestudiums an der Universität Salzburg verfasst hat. Das Studium hat er vor wenigen Wochen abgeschlossen.

Mag. DDr. Franz Satzinger präsentierte das neue Buch von Dr. Franz Leitner über den Vöcklabrucker Christus. Konsistorialrat Dr. Franz Leitner wurde erst kürzlich von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer für sein jahrzehntelanges Wirken in der Stadtpfarre Vöcklabruck das goldene Verdienstzeichen des Landes OÖ überreicht.

Zur Diplomarbeit von Mag. DDr. Franz Satzinger
Im Rahmen seines Studiums der Katholischen Fachtheologie, das Mag. Dr. phil. Dr. iur. Franz Satzinger am 4. Dezember 2013 mit dem „Magister der Theologie“ abgeschlossen hat, wurde von ihm als Diplomarbeit „Die Geschichte der dem Stift St. Florian inkorporierten Pfarre Vöcklabruck-Schöndorf im Attergau von ihren Ursprüngen bis zum Vorabend der Reformation“ verfasst. Das in sieben Kapitel gegliederte Werk reicht von der ersten urkundlichen Nennung der „ecclesia od Scugindorf“ (Schöndorf) bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts.

Im Raum der Vöckla-Ager-Senke entwickelte sich ab dem 9. Jahrhundert in einem Zeitraum von rund zweihundert Jahren, über den schriftliche Quellen leider völlig fehlen, die Großpfarre Schöndorf, auf die an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert der Name der landesfürstlichen Stadt Vöcklabruck übertragen wurde. Diese großflächige Mutterpfarre umfasste die Gebiete der heutigen Gemeinden Vöcklabruck, Attnang-Puchheim, Regau und Timelkam sowie Teile der Gemeinden Lenzing und Desselbrunn. Da sie im Jahre 1146 mit dem an der “pons Veckelahe“, der Brücke über die Vöckla, errichteten und reich mit Gütern dotierten Hospiz vereinigt wurde, entstand eine der reichsten und begehrtesten geistlichen Pfründe der Länder ob der Enns.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts konnte das Stift St. Florian beim Bistum Passau, zu dem der Attergau bis zur Gründung der Diözese Linz aufgrund der Kirchenreform Kaiser Josephs II. im Jahre 1784 gehörte, erwirken, dass in diese Großpfarre mit allen Rechten inkorporiert wurde. Vom 13. Bis Ende des 15. Jahrhunderts wurden jedoch dem Stift seine Besitzrechte von vielen Seiten immer wieder bestritten, sodass es zahlreiche Prozesse führen musste, die bis zum päpstlichen Gericht der Rota Romana in Rom gingen. Den Prozessarten ist zu entnehmen, dass zahlreiche Kleriker die Vöcklabrucker Pfarre, zumeist mit mächtiger kirchlicher oder weltlicher Unterstützung, nur zur Gewinnmaximierung anstrebten, da sie selbst Inhaber mehrerer Pfründe in verschiedenen Bistümern waren und gar nicht die Absicht hatten, ihrer im kanonischen Recht vorgesehenen Residenzpflicht in der Pfarre nachzukommen. Dass durch diese Verhältnisse auch die Seelsorge in den Pfarren zu leiden hatte, liegt auf der Hand. Es darf daher nicht verwundern, dass gerade diese Anhäufung von Pfründen zu den häufigsten Beschwerden zu Beginn der Reformation zählte.

Univ.-Prof. Dr. Paarhammer, der die Diplomarbeit betreute, gibt in seinem mit sehr gut beurteilten Gutachten der Erwartung Ausdruck, dass diese Arbeit noch im Rahmen einer Dissertation zu einer gesamten Pfarrgeschichte erweitert wird. Sie wäre dann ein Pendant zu der vom ehemaligen Stadtamtsdirektor als Dissertation für das Doktorat der Philosophie in Geschichte im Jahre 2006 publizierten Geschichte der Stadt Vöcklabruck von ihren Ursprüngen bis ins 19. Jahrhundert.


Zum Werk von Pfarrkurat Konsistorialrat Dr. Franz Leitner

Alte historische Kirchenbauten sind immer wieder für Überraschungen gut und offenbaren geheimnisvolle Schätze. Anlässlich der Restaurierung der Dörflkirche St. Ägid von Vöcklabruck in Oberösterreich kam 1980 ein Fund zu Tage, der weit über Österreich hinaus die Fachwelt der Kunst in Erstaunen setzte. Als „Unikat“ und „nichts Vergleichbares“ bewegt er bis heute die Wissenschaft und Forschung. Sosehr sich ambivalente Thesen heraus bildeten, versuchen die Fachleute es als langobardisches Werk aus dem 8. bis 12. Jahrhundert zu verstehen und zu deuten.

Aus einem alten Sakristeikasten konnten vier „vergoldeten Kupferplatten“ (rund 23 x 7 cm) durch einen umsichtigen Mann vor dem Hinauswurf auf eine Schutthalde gerettet werden Als Dr. Franz Leitner, Stadtpfarrer und Wissenschaftlicher Konsulent von Vöcklabruck, sie in die Hände bekam, war er höchst erstaunt über den archaischen und urtümlichen Ausdruck der zehn getriebenen und geritzten Figuren auf den Platten. Er stellte sogleich Verbindung mit der Fachwelt in Linz her und Dr. Benno Ulm wies sie dem langobardischen Kunstschaffen des 8. Jahrhunderts zu. Andere Gelehrte möchten sie später ansetzen. So geben sie immer noch Rätsel auf hinsichtlich Verwendung, Datierung und Deutung der dargestellten Gestalten. Doch sosehr die Antwort auf alle Fragen letztlich noch offen bleibt, sprechen neue Erkenntnisse für die frühere Datierung.

Franz Leitner, der die Hauptfigur „Vöcklabrucker Christus“ benannte, bringt in seiner Schrift eine erste Darstellung und Bestandsaufnahme der wichtigsten Erkenntnisse, um der weiteren Forschung das wertvolle „Material“ in die Hand zu geben, aber auch, um jedem Interessierten diese so beeindruckenden Platten erleben zu lassen.

Diese Schrift ist das 28. Werk der historischen Reihe „Vöcklabruck einst und jetzt“ von Franz Leitner Es hat 120 Seiten, 84 Fotos, ist erhältlich in den Buchhandlungen Vöcklabrucks sowie im Pfarrhof, 4840 Vöcklabruck, Pfarrhofgreis 1 (Preis: € 14,-). Es eignet sich auch für ein ansprechendes Weihnachtsgeschenk.

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