FC Liefering-Elfer mit Philipp Wiesinger

Philipp Wiesinger wurde am 23. Mai 1994 in Puch bei Hallein geboren und ist dort gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder, der im kleinen Familienbetrieb (LKW-Unternehmen) arbeitet, aufgewachsen. Der heute 20-Jährige hat in Puch die ersten Schuljahre absolviert, ehe er später ans BRG Akademiestraße wechselte. Vor Kurzem hat der Verteidiger an der Handelsschule die Matura positiv abgeschlossen.

Mit fünf Jahren begann Philipp Wiesinger mit dem Fußballspielen bei seinem Heimverein. Nebenbei – als Ausgleich – war der Salzburger auch am Tennisplatz aktiv, wo bereits sein sportlicher Ehrgeiz zu spüren war.

In der neunten Runde der Saison 2013/14 debütierte der Abwehr-Allrounder bei der 0:2-Niederlage gegen Mattersburg in der Ersten Liga, wo er bis heute 41 Partien absolvieren und dabei zwei Treffer erzielen konnte. In der aktuellen Spielzeit ist Philipp Wiesinger Co-Kapitän des FC Liefering und stand beim österreichischen U21-Nationalteam auf Abruf.

In der Saison 2012/13 wurdest du ein Jahr lang in Anif geparkt. Wenn du aus heutiger Sicht zurückblickst, waren es wichtige Monate für deine Entwicklung?
Das Jahr in Anif hat mir persönlich sehr viel gebracht. Der Sprung von der U18 in die Erste Liga wäre für mich zu groß gewesen, sodass die Zeit in der Regionalliga äußerst sinnvoll war und ich einen weiteren Schritt meiner Entwicklung positiv absolviert habe. Mein damaliger Trainer Michael Baur (Anm.: aktueller Grödig-Coach) hat mich geprägt, gefördert und mir viele positive Dinge mit auf den Weg gegeben.

Du bist 2013 verletzt von Anif zum FC Liefering gewechselt. Wie schwer war es, dort den Anschluss zu finden und sich an das höhere Niveau anzupassen?
Ich bin von der Mannschaft sehr gut aufgenommen worden, als ich wieder zurückgekommen bin. Es hat natürlich geholfen, dass ich einige Spieler noch vom FC Red Bull Salzburg-Nachwuchs gekannt habe und wir uns ja alle immer sehr gut verstanden haben. Die Umstellung auf die neuen Ansprüche, besonders auf die andere Spielweise, war gerade durch meine Verletzung am Beginn nicht einfach. Gott sei Dank ist es mir schnell gelungen, den Anschluss zu finden. Schlussendlich habe ich in meinem ersten Erste Liga-Jahr 24 Einsätze absolviert.

In der Viererkette hast du mittlerweile schon alles gespielt. Welche Position bevorzugst du bzw. warum kannst du genau dort deine Stärken ausspielen?
Ich bevorzuge keine Position in der Abwehr und versuche – egal wo mich der Trainer aufstellt – meine Leistung zu bringen. Außenverteidiger zu spielen, macht eine Spur mehr Spaß, da man offensiver agieren kann (lacht). Für mich ist es einfach nur wichtig, dass ich viele Einsatzminuten bekomme und mich somit weiter verbessern kann. Dadurch, dass ich sehr gut antizipiere, kann ich die Pässe der Gegner oftmals direkt abfangen und die Pass-Wege zustellen. Demzufolge können wir unser Umschaltspiel äußerst schnell forcieren – was uns auszeichnet und gefährlich macht.

Was für ein Typ ist Philipp Wiesinger?
Ich bin von Natur aus ein sehr lustiger Mensch, mit dem man im Leben viel Spaß haben kann – wenn es einmal sein muss, kann ich auch über mich selbst lachen. Wenn ich meine Familie und meine Freunde um mich herum habe, kann ich super abschalten und fühle mich richtig wohl. Als Ausgleich ist es enorm wichtig für mich, auch abseits des Platzes Dinge zu unternehmen und wieder Kraft zu tanken. Ab und zu spiele ich auch in meiner Freizeit mit meinen Kumpels Fußball, aber ich versuche das zu reduzieren und andere Freizeitaktivitäten zu bevorzugen.

Du bist heuer schon dreimal mit der Kapitänsschleife aufgelaufen. Was ändert sich dadurch in deinem Spiel bzw. der Mannschaft gegenüber?
Für mich persönlich hat sich dadurch nicht wirklich viel verändert, da ich trotzdem meine Leistung bringen muss. Normalerweise läuft Guggi (Anm.: Lukas Gugganig) als Kapitän auf und hat seine Sache super im Griff. Wenn er krank oder gesperrt ist, darf ich ihn in dieser Sache vertreten (lacht). Gerade wenn es einmal nicht so läuft, ist man am Feld natürlich mehr gefordert. Man muss die Mannschaft wieder motivieren, pushen und Präsenz zeigen. Dadurch, dass wir alle relativ gleich alt sind, herrscht eine flache Hierarchie und jeder hat seinen Part im Team.

Die Mannschaft wurde ja heuer stark verjüngt. Mit welchen Erwartungen bist du in die Saison gegangen, und wurden diese bislang erfüllt?
Am Anfang der Saison wollten wir möglichst schnell nichts mehr mit den Abstiegsrängen zu tun haben, das ist uns rasch gelungen. Unser primäres Ziel war es aber, dass wir uns unter den ersten drei etablieren. Ich denke, da sind wir sehr gut auf Kurs, zumal wir uns schon einen größeren Abstand zum Vierten erarbeitet haben und von vier Duellen gegen die beiden Aufstiegs-Kandidaten LASK und Mattersburg insgesamt drei Siege feiern konnten. Es hätte uns wohl keiner zugetraut, dass sich auch Spieler, die aus der Akademie hochgezogen wurden (Daniel Raischl und Mergim Berisha), gleich so gut präsentieren und aufzeigen. Der Vorteil ist, dass die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, bei allen Nachwuchsmannschaften komplett ident ist.

Bislang habt ihr 39 Tore erzielt, musstet aber auch 30 hinnehmen. Was ist der Grund für die vielen Gegentreffer? Wie könnt ihr das zukünftig minimieren?
Das Problem ist, dass wir selten mit der gleichen Abwehr spielen können. Von dem her kann es schon mal zu kleinen Abstimmungs- und Ablaufschwierigkeiten kommen, was in der Liga schnell bestraft wird. Solange wir aber mehr Tore erzielen als wir erhalten, passt das doch (lacht).

Dein einziges Saisontor hast du beim 6:3-Erfolg in Mattersburg erzielt. Welche Gedanken gehen einem Verteidiger durch den Kopf, wenn man nach 10 Minuten 0:3 zurückliegt, das Spiel am Ende aber doch noch verdient gewinnt?
Dieses Spiel war wirklich kurios und ich werde es nicht so schnell vergessen. Wir haben uns sehr viel vorgenommen, sind am Beginn eigentlich gut in die Partie gekommen. Leider lagen wir trotzdem rasch mit 0:3 zurück – richtig bitter. Gott sei Dank ist uns schnell das 1:3 gelungen. Auch wenn es schwer vorstellbar ist, wir waren trotz des Rückstandes noch überzeugt, dass wir das Spiel mit unserer Qualität drehen können, auch wenn es alles andere als leicht war – dieser unbedingte Siegeswille zeichnet uns in solchen Situationen aus. Wir waren über weite Strecken des Spiels besser, haben gut gepresst und das Spiel dominiert. Schlussendlich ging der Sieg voll in Ordnung, der durch meinen bislang einzigen Saisontreffer noch eine Spur schöner war. Es ein tolles Gefühl. Gegen Hartberg ist uns das am vergangenen Wochenende leider nicht gelungen.

Was sollte man abseits des Fußballs noch über Philipp Wiesinger wissen? Hast du Hobbys, etc.?
Eigentlich gibt es nicht viel spannende Dinge zu berichten. Ich bin gerne mit meinen Freunden unterwegs und versuche, mit unterschiedlichen Aktivitäten Abstand vom Fußball zu gewinnen. Beim FIFA-Zocken wechsle ich meistens zwischen Liverpool und Real Madrid. Vielleicht gibt es ja irgendwann einmal eine europäische Mannschaft, die einen Philipp Wiesinger unter Vertrag hat und wo ich dann mit mir selbst spielen kann (lacht).

Angenommen, du müsstest dich selbst mit 5 Wörtern beschreiben – welche wären das und warum genau diese?
Humor: Wie bereits erwähnt, bin ich ein sehr lustiger Mensch.
Ehrgeiz: Wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, verfolge ich es mit vollem Einsatz und Elan.
Siegermentalität: Egal, wo ich dabei bin, ich möchte immer gewinnen. Es macht für mich keinen Unterschied, ob es ein Trainingsspiel oder ein Liga-Spiel ist.
Bodenständigkeit: Ich denke, ich bin ein sehr bodenständiger Mensch, der mit beiden Beinen fest im Leben steht und es zu schätzen weiß, was er hat.
Ehrlichkeit: Es ist eine wichtige Charaktereigenschaft, die bei mir ganz oben steht. Ohne Ehrlichkeit gibt es kein Vertrauen, und das wiederum ist die Basis vieler Dinge.

Am kommenden Freitag wartet das letzte Spiel vor der Winterpause – gegen den FAC, gegen die ihr zweimal die Punkte geteilt habt. Warum tut man sich gegen den Aufsteiger so schwer? Spielen die Floridsdorfer anders als die restlichen Mannschaften?
Das kann man pauschal so nicht beantworten, sondern man muss die beiden Spiele genauer betrachten. Beim ersten Aufeinandertreffen haben wir 90 Minuten auf ein Tor gespielt und aufgrund eines individuellen Fehlers ein Gegentor erhalten. Zum Schluss konnten wir uns noch drei Großchancen erarbeiten, die aber ungenutzt blieben – eigentlich ein unglücklicher Punktverlust. Beim zweiten Spiel war der Platz in Wien äußerst schwierig und wir sind nie richtig auf Touren gekommen. Der FAC war viel besser auf uns eingestellt, sie sind hinten kompakt gestanden, haben ihr Glück im Konter gesucht und sind zweimal in Führung gegangen. Es spricht für uns, dass wir auch hier den Rückstand egalisieren konnten. Am Freitag müssen wir konzentriert ans Werk gehen, früh anpressen und unser Spiel – wie in der restlichen Saison – durchziehen. Wenn uns ein schnelles Tor gelingt, geht natürlich vieles leichter.

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