AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: Industrielle bereiten mit ihrem Gejammere den Boden für Sozialabbau auf

Bei seiner heutigen Rede zur Vollversammlung der AK Oberösterreich unterstrich AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer die herausragenden Leistungen, die die oberösterreichischen Arbeitnehmer/-innen erbringen. Dennoch sehe man am Beispiel Steyrermühl, wie wenig Wertschätzung manche Unternehmen ihren Mitarbeitern/-innen entgegenbringen. „Und darüber hinaus gibt es sogar eine kleine, aber hartnäckige Gruppe von Betrieben, die sich an gar keine Spielregeln hält“, sagt der AK-Präsident.

Die oberösterreichischen Beschäftigten haben im Vorjahr rund 980 Millionen Arbeitsstunden geleistet. Davon waren 37,6 Millionen Überstunden – 20 Prozent davon blieben unbezahlt. Das entspricht einem Wert von rund 165 Millionen Euro, die sich Unternehmen auf rechtswidrige Weise gespart haben.

Auch bei den Steuern leisten die Arbeitnehmer/-innen mehr als ihre Arbeitgeber: Während die Summe der Lohnsteuer und Abgaben in Oberösterreich im Jahr 2014 rund 6,7 Milliarden Euro betrug, zahlten die Unternehmen im gleichen Zeitraum in ganz Österreich 6,8 Milliarden an Körperschaftssteuer. „Zudem schulden die Unternehmen dem Staat noch 7,5 Milliarden an nicht geleisteten Steuern“, sagt AK-Präsident Kalliauer. „Darum ist es nicht verwunderlich, wenn viele das Gefühl haben, die Großen können es sich richten und den Beschäftigten bleibt immer weniger.“

Gleichzeitig propagieren führende Unternehmer und Wirtschaftsvertreter tagtäglich, wie schlecht es dem „Standort“ gehe. Und diese Jammerei von Pierer, Kapsch & Co. trägt Früchte: Der Österreichische Arbeitsklima Index zeigt, dass sich der Optimismus der oberösterreichischen Beschäftigten für die wirtschaftliche Zukunft des Landes im dramatischen Sinkflug befindet. Er ist innerhalb von zwei Jahren von 87 auf 52 Prozent hinunter gerasselt. Stabil und auf hohem Niveau ist hingegen die Einschätzung der Situation im eigenen Betrieb.

„Das ist eine gefährliche Entwicklung, die weit über interessenpolitische Gegensätze hinausgeht. Mit diesem Gejammere soll der Boden aufbereitet werden für Sozialabbau, wie etwa Verschlechterungen im Pensionssystem – das sind die wahren Absichten der Industriellen“, erklärt Kalliauer. „Wenn der Standort wirklich so schlecht ist, wie etwa Pierer immer behauptet, warum macht sein Unternehmen dann permanent Gewinne? Warum investiert er dann im Innviertel? Dieser Widerspruch macht klar, worum es ihm wirklich geht.“

Zur Sprache brachte der AK-Präsident auch die Vorgänge bei der Papierfabrik Steyrermühl. Der Mutterkonzern UPM und auch das Werk in Steyrermühl haben im Vorjahr einen ordentlichen Gewinn erwirtschaftet. Im Jahr 2015 wurden pro Beschäftigtem rund 2.300 Euro in Sachanlagen investiert. Gleichzeitig wurden mehr als 68.000 Euro pro Mitarbeiter/-in an die Eigentümer ausgeschüttet.

„Daran sieht man, welchen Wert Arbeitsplätze und Menschen in Relation zu den Interessen der Aktionäre haben“, kritisiert Kalliauer und verweist gleichzeitig auf jene Firmen, die sich an gar keine Spielregeln halten: „Es gibt eine kleine, aber hartnäckige Gruppe, die sich an gar nichts hält – die haben wir heuer wieder im Schwarzbuch Arbeitswelt beim Namen genannt“, sagt Kalliauer.

Weitere Meldungen