Oberösterreichs erster und einziger Fischlift beim Kraftwerk Gmunden

Technischer Vorstand DI Stefan Stallinger (l.) und Energie AG Kraftwerke-Geschäftsführer DI Norbert Rechberger vor dem Fischlift beim KW Gmunden. 
Fotorechte: © Energie AG/Wakolbinger
Technischer Vorstand DI Stefan Stallinger (l.) und Energie AG Kraftwerke-Geschäftsführer DI Norbert Rechberger vor dem Fischlift beim KW Gmunden. Fotorechte: © Energie AG/Wakolbinger

Die Wasserkraft ist die Säule der heimischen Stromerzeugung. Erneuerbar und rund um die Uhr verfügbar, sorgt sie für die Grundlast in unserem System. Doch die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Zum einen soll die Wasserkraft eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Energiezukunft spielen, zum anderen wird gleichzeitig der Durchgängigkeit von Flüssen für Fische, Krebse und andere Wasserlebewesen für den ökologischen Zustand von Fließgewässern besondere Bedeutung beigemessen. Entsprechend wird in der österreichischen Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie vorgeschrieben, wie dieses Ziel beispielsweise im Bereich von Wehranlagen und Wasserkraftwerken umgesetzt werden muss.

Um diese Wandermöglichkeit u.a. für Fische herzustellen, hat die Energie AG in den vergangenen Monaten bereits viele Projekte in Angriff genommen und umgesetzt. In den kommenden Jahren stehen weitere Maßnahmen mit insgesamt dann 16 Mio. Euro Investitionskosten an. Neben konventionellen Aufstiegshilfen wie etwa beim Kraftwerk Stadl Paura ist beim Kraftwerk Gmunden Oberösterreichs erster und einziger Fischlift entstanden.


Technikvorstand Stefan Stallinger: „Die Energie AG ist sich ihrer Verantwortung für die Natur bewusst und hat in der Vergangenheit schon immer bewiesen, dass wir mit den Ressourcen schonend umgehen. Bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtline sind allerdings die ökologischen und ökonomischen Interessen nur mehr schwer auf einen Nenner zu bringen.“

Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU und die entsprechende Umsetzung im österreichischen Wasserrechtsgesetz fordern, die Wasserqualität in den Fließgewässern zu verbessern und die durchgängige Passierbarkeit für Wasserlebewesen herzustellen. Während die Gewässer in Österreich als sehr sauber gelten, sieht der Gesetzgeber die Notwendigkeit, im Bereich von Kraftwerken oder Wehranlagen, aber auch in Mündungsbereichen von Nebengewässern, die Passierbarkeit für Fische und sonstige Wasserorganismen herzustellen. Die Umsetzung dieser und weiterer Vorgaben wird massive Auswirkungen auf die saubere und umweltfreundliche Stromerzeugung aus Wasserkraft in ganz Österreich haben und diese nachhaltig beeinträchtigen und schwächen.

„Wir wollen Lösungen mit Augenmaß und Hausverstand. Das heißt, dass Wasserkraft nicht ausschließlich als Belastung der Umwelt und Gewässerökologie gesehen werden darf, sondern auch die Vorzüge der erneuerbaren, CO2-freien und nachhaltigen Stromerzeugung aus Wasserkraft und ihre Bedeutung bei der Erreichung der rot - weiß - roten Energieziele berücksichtigt werden müssen. Es braucht daher ein sorgfältiges Abwägen der Interessen“, sagt Stallinger.

Insgesamt droht der heimischen Stromversorgung bei der Umsetzung der Richtlinie ein Gesamtverlust im Ausmaß von 1.800 GWh, was dem Jahresstromverbrauch von mehr als einer halben Million Haushalten entspricht. Dabei würden auch Umbaukosten von bis zu von 400 Millionen Euro entstehen.

Erster und Einziger Fischlift Oberösterreichs in Gmunden

Für die Wasserkraftunternehmen, wie die Energie AG, haben die Gesetzesvorgaben erhebliche Auswirkungen, sowohl hinsichtlich finanzieller Aufwendungen als auch erzeugungstechnisch. Alleine bei den Wasserkraftwerken der Energie AG belaufen sich die Investitionen auf ca. 16 Millionen Euro, die durch die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie entstehen. Zudem ergibt sich schon jetzt eine jährliche Mindererzeugung von 5,2 GWh und diese kann bei überzogener Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis zu 42 GWh erreichen. Diese Strommenge entspricht dem Jahresdurchschnittsverbrauch von rund 12.000 Haushalten. Das ist fast die gesamte Erzeugung des Kraftwerks Gmunden in einem Jahr.

Maßnahmen, die sich nachweislich positiv auf die Natur auswirken, werden seitens der Energie AG seit jeher forciert und auch bereits umgesetzt. Um bei der Vielzahl der ökologischen Anforderungen aber auch die richtigen Maßnahmen zu setzen, sind in vielen Bereichen noch weitere Forschungen notwendig. Die Energie AG unterstützt daher proaktiv auch Forschungsvorhaben, die nach effizienten Lösungen suchen und dabei speziell auch die Auswirkungen auf die Stromerzeugung berücksichtigen.

Damit ist beim Kraftwerk Gmunden Oberösterreichs erster und bis jetzt einziger Fischlift entstanden. Der zweite Lift wird beim Kraftwerk Partenstein entstehen.

Die konkreten Maßnahmen:

In jüngster Zeit wurden bereits bei neun Wasserkraftwerken der Energie AG in Oberösterreich und Salzburg insgesamt zehn Fischaufstiegshilfen errichtet und verschiedene ökologische Verbesserungen umgesetzt.

• KW Pucking, Anbindung Sipbach (unterhalb des Kraftwerkes)
• KW Marchtrenk, Anbindung Altarm (Biotop)
• KW Weinbach
• KW Stadl-Paura (insgesamt 3 Fischaufstiege)
• KW Humpelmühle
• KW Spannberg
• KW Bad Goisern • KW Großarl • KW Gmunden (Fischlift)


Bei sieben weiteren Kraftwerken werden ökologische Maßnahmen – in erster Linie die Herstellung der Durchgängigkeit – in den nächsten Jahren umgesetzt:

• KW Marchtrenk: Fallhöhe 19 m, Vertical-Slot-Fischpass + Naturgerinne (750 m), Fertigstellung 2018
• KW Traun-Pucking: Fallhöhe 26 m, Vertical-Slot-Fischpass + Einbindung eines bestehenden Naturgerinnes (2,4 km), Fertigstellung 2018
• KW Partenstein: Fallhöhe ca. 10 Meter, Fischlift, Fertigstellung 2018
• KW Wagrain
• KW Dürnau
• KW Lauffen
• KW Bad Aussee


Fischlift Kraftwerk Gmunden


Beim Kraftwerk Gmunden war es durch die schluchtenartige Topographie und die Fallhöhe von zehn Metern eine besondere Herausforderung die Fischdurchgängigkeit zu realisieren, weil dadurch kein „konventioneller Fischaufstieg“ möglich ist.

Die Lösung ist eine Kombination eines Vertical-Slot-Fischpasses (Betonbauwerk mit Lockströmung, Dotation von 330-720 Liter Wasser pro Sekunde) und eines Fischliftes. Die größenbestimmende Fischart ist die Seeforelle mit rund 90 Zentimeter. Es können aber auch alle kleineren Fische die Fischaufstiegshilfen nutzen.

Bester Funktionsnachweis war ein 114 cm Hecht, der nach oben transportiert wurde.

Investitionskosten Fischlift ca. 1,6 Mio EUR

Kraftwerk Stadl Paura

Beim Kraftwerk Stadl Paura sind eine Reihe an Maßnahmen umgesetzt worden, da dies, im Vergleich zum KW Gmunden, die weitläufigeTopographie und die geringe Fallhöhe ermöglichten. Die größenbestimmende Fischart ist der Huchen mit 100 Zentimeter. Es können aber auch alle kleineren Fische die Fischaufstiegshilfen nutzen.

Drei Fischaufstiege
• Kombination Vertical-Slot-Fischpass+Naturgerinne 450 l/s (direkt beim Kraftwerk)
• Naturgerinne Hitiag-Insel 750 l/s (nur mit dem Boot erreichbar)
• Borstenfischpass (auch als Bootsrutsche zu verwenden) 750 l/s

Ökologische Gestaltungsmaßnahme Leierbachast und Mitteltaba: Buhnen, Strukturen, Totholz, Kiesbänke etc.

Investitionskosten für alle drei Fischaufstiegshilfen ca. 1,5 Mio EUR

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