Dachsteingletscher mit Ablaufdatum

Gletscher sind die Fieberthermometer unseres Planeten, haben aber auch
andere wesentliche Funktionen, etwa im Tourismus sowie in der
Wasserkraftnutzung oder als Wasserspeicher für Trinkwasser. Aus diesem
Grund haben Energie AG und oö. Klimaschutzressort 2006 die gemeinsame
Forschungstätigkeit von BlueSky Wetteranalysen und der Uni Innsbruck am
Dachsteingletscher gestartet.

Knapp nach Ablauf des Gletscher-Bilanzjahres am 1. Oktober lässt sich schon
festhalten: Die Gletscherschmelze setzt sich dramatisch fort, v.a. aufgrund der
sich verschiebenden Jahreszeiten mit sehr späten Schneefällen und extremen
Sommertemperaturen. Heuer brachte dies punktuelle Längenverluste am
Dachsteingletscher von bis zu 20 Metern sowie große Verluste des
Eisvolumens insgesamt.

Gletscherschmelze ist ein weltweites Phänomen der Klimaerwärmung. OÖ
begegnet dem Klimawandel und seinen Phänomenen mit mehreren Strategien:
einerseits mit aktivem Klimaschutz, z.B. durch die langjährig engagiert
vorangetriebene Energiewende, unterstützt von vielfältigen Partnern, von 296
Klimabündnis-Gemeinden über 600 –Betrieben und 193 –Schulen, andererseits
mit Klimawandelanpassung und drittens mit Forschung und
Öffentlichkeitsarbeit, um die Auswirkungen möglichst breit und konkret
zugänglich zu machen. In Oberösterreich haben wir in wesentlichen Bereichen
bewiesen, dass erfolgreicher Klimaschutz möglich und wirtschaftlich
umsetzbar ist: so konnte seit 1990 die Emission von CO2 aus dem Bereich
Energie um 53,3% und aus dem Bereich Gebäude um 46,1% gesenkt werden.
LR Rudi Anschober: „Es braucht aber endlich einen bundesweit akkordierten,
engagierten Klimaschutzplan, der die Einsparungen Österreichs im Sinne des
Weltklimavertrages auch erreichen kann. Die jetzige Regierung ist daran
gescheitert, ein wesentlicher Grund, warum Österreich derzeit beim
Klimaschutz absolut nicht auf Kurs ist. Wurden innerhalb der EU bei den CO2-
Emissionen seit 1990 um über 24% eingespart, hatte Österreich sogar einen
leichten Zuwachs von 0,1% zu verzeichnen. Klimaschutz wird also DIE
Herausforderung für die kommende Regierung. Denn wir haben es jetzt in der
Hand, Klima, Umwelt und Natur – sowie deren natürliche Funktionen zu
schützen – für unsere nächsten Generationen.“

Schmelzen die Gletscher, sind die Konsequenzen breit und treffen z.B.
Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung, Wasserkraft, landwirtschaftliche
Bewässerung, aber auch Freizeit und Wirtschaft durch fehlende Passierbarkeit
von Wegen und leere Hütten.

BlueSky Wetteranalysen: Gletscher mit Ablaufdatum
Mit Ende des Bilanzjahres am 01.10.2017 können die Meteorologen eine
erste Abschätzung des vergangenen Hydrologischen Jahres ziehen.
Die exakten Messwerte liegen noch nicht vor, eines ist klar, auch das Jahr
2017 war kein gutes Jahr für die Gletscher. Nicht nur am Dachstein, im
gesamten Alpenraum geht die rasante Gletscherschmelze weiter.
Man könnte einen Vergleich aus der Wirtschaft heranziehen wo sich die
Energieunternehmen derzeit vielzitiert in einem „schwierigen Umfeld“
bewegen.

Dieses „schwierige Umfeld“ ergibt sich umgelegt auf die Situation der
Gletscher aus der anhaltenden Klimaerwärmung. Es sind dabei vor allem
die teils extremen Sommertemperaturen, andererseits tragen auch die
sich verschiebenden Jahreszeiten zum schwierigen Umfeld bei.

Es ist nicht unbedingt Schneemangel im Winter, der hier als Auslöser der
weiteren Abschmelzung zu nennen ist, die großen Schneemengen
kommen zumeist sehr spät und daher oft zu spät, so wie im heurigen Jahr
Ende April/ Anfang Mai.

Trotz einer Schneerücklage von 6,5 bis 7 Meter am 12. Mai waren die
Gletscher bis Anfang Juli zur Hälfe schneefrei und somit der
ungebremsten Ablation (Eisabschmelzung) ausgesetzt.
Die extremen Sommertemperaturen setzten allen Dachsteingletschern
gleichermaßen zu, Längenverluste bis zu 20 Meter (punktuell) und großer
Verlust am gesamten Eisvolumen sind die Konsequenz.

Mit dem Massenverlust und der sich verkleinernden Eisfläche wird stets
auch das Rückhaltevermögen des Eisköpers verringert, der
Wasserspeicher im Einzugsgebiet der Traun schrumpft weiter. Das kann
langfristig zu einer Gefährdung der Erträge aus der Wasserkraft aus der
Traun - und in Folge der Donau - führen.

Schwierig ist das Umfeld nicht nur für die Gletscher selbst, die
Bedingungen der Tourismusbetriebe am Gletscher verschlechtern sich,
ebenso die Begehbarkeit der Wanderwege, Klettersteige und der Routen
über den Gletscher.

Klaus Reingruber, BlueSky Wetteranalysen: „Die Beantwortung der Frage
nach dem Ablaufdatum ist zum derzeitigen Zeitpunkt keine Utopie mehr.“
Energie AG: Dachsteingletscher ist wertvoller Speicher für Nutzung der
Wasserkraft

Das Engagement der Energie AG für das Forschungsprojekt
„Untersuchung von Klima und Massenhaushalt der Dachsteingletscher“
hat einen konkreten Hintergrund: Der Dachstein als höchster Berg
Oberösterreichs ist nicht nur der einzige Gletscher des Landes, er liegt mit
seinem Einzugsgebiet auch am Beginn der Kraftwerkskette der Energie
AG entlang der Traun. Die Stromerzeugung in diesem Einzugsbereich mit
durchschnittlich 700 GWh pro Jahr ist ein wesentlicher Bestandteil der
Wasserkrafterzeugung des Unternehmens.

„Der Dachstein hat für die Energie AG eine besondere Bedeutung, weil er
ein mitbestimmender Faktor für die Stromerzeugung aus Wasserkraft
entlang unserer Kraftwerkskette an der Traun ist“, sagt Energie AGGeneraldirektor
Werner Steinecker. Aus diesem Grund beteiligt sich die
Energie AG auch seit den 1950-er Jahren regelmäßig an den
verschiedenen Forschungsprojekten rund um den Dachsteingletscher und
unterstützt das seit 2006 laufende Projekt gemeinsam mit dem Land
Oberösterreich.

Der Dachsteingletscher sorgt für die Wasserdotierung der Traun und
beeinflusst somit direkt die Leistung der Traun-Kraftwerke: Der Gletscher
sorgt dafür, dass der Abfluss der Niederschläge zeitlich verzögert wird und
so eine gleichmäßigere Nutzung der Wasserkraft ermöglicht wird. In den
Wintermonaten wird Niederschlag in Form von Schnee und Eis
zwischengespeichert und kontinuierlich von Frühjahr bis Sommer als
Schmelzwasser abgegeben. Da Starkregenereignisse im Sommer und
Herbst in fast 3.000 Metern Seehöhe meist ebenfalls mit Temperaturen
um den Gefrierpunkt einhergehen, nimmt der Gletscher ganzjährig Teile
der Niederschläge als Schnee auf. Auch hier erfolgt der Abfluss des
Niederschlags durch das Abschmelzen zeitverzögert, was zu einer
Entspannung in Hochwassersituationen führen kann. „Der Dachstein
funktioniert für die Stromerzeugung aus Wasserkraft wie ein natürlicher
Speichersee, der die Wasserführung der Traun mitbeeinflusst“, sagt
Steinecker.

Traunkette ist eine der zentralen Wasserkraftachsen in Oberösterreich
Apropos Speichersee: Am Fuße des Dachsteinmassivs gelegen ist der
Gosausee heute wegen seiner landschaftlichen Schönheit ein beliebtes
Ausflugsziel. Diese Naturschönheit ist jedoch nicht ausschließlich Natur:
Der See in seiner heutigen Form entstand erst durch den Bau der
Stauanlage des Kraftwerks Gosau, die 1911 fertiggestellt wurde. Durch
den Staudamm wurde der Wasserspiegel des Sees um rund 15 Meter
angehoben – das bedeutet, dass der See zusätzlich 8,5 Millionen
Kubikmeter Wasser mehr aufnehmen kann. Mit diesem
Fassungsvermögen fängt er einen Teil der Niederschlags- und
Schmelzwässer aus dem Dachstein-Gebiet auf und dient als
Jahresspeicher für die Kraftwerkskette Gosau.

Entlang der Traun nutzen insgesamt 16 Speicher- und Laufkraftwerke die
Energie des Wassers, das von Oberösterreichs höchstgelegenem Berg in
Richtung Donau fließt. Die Stromerzeugung in den Kraftwerken Gosau,
Gosauschmied, Steeg, Bad Goisern, Lauffen, Gmunden, Kohlwehr,
Steyrermühl, Schröff, Siebenbrunn, Traunfall, Kemating, Stadl-Paura,
Lambach, Marchtrenk sowie Traun-Pucking stellt mit durchschnittlich 700
GWh pro Jahr einen wesentlichen Bestandteil der Wasserkrafterzeugung
der Energie AG dar und versorgt rund 200.000 Haushalte oder rund
600.000 Einwohner/innen jährlich mit elektrischer Energie.
Erzeugung der Kraftwerke in der Traun-Kette Geschäftsjahr Erzeugung Differenz zur möglichen Erzeugung

2014/15 548 GWh -18,1 %
2015/16 620 GWh -7,3 %
2016/17 610 GWh -8,8 %

Die Erzeugung der letzten drei Geschäftsjahre zeigt eine
unterdurchschnittliche Erzeugungsbilanz der Kraftwerke an der Traun
gegenüber der technisch möglichen Erzeugung (Regelarbeitsvermögen)
der Anlagen. Dies ist vor allem auf die generelle Niederschlagssituation
zurückzuführen und kann nicht ursächlich in die Massensituation am
Dachsteingletscher zurückgeführt werden. Die drei vergangenen
Geschäftsjahre der Energie AG waren zudem von deutlich
unterdurchschnittlicher Wasserführung gekennzeichnet, was letztlich zur
jeweiligen Mindererzeugung geführt hat.

Steinecker: „Wasserkraft ist Energie für Generationen & gelebter Klimaschutz“
Die Wasserkraftwerke im Salzkammergut sind heute – bis zu 100 Jahre
nach Inbetriebnahme – eine wesentliche Stütze für die Stromversorgung
der Region. Von diesem generationenübergreifenden Denken bei der
Wasserkraftnutzung profitiert heute ganz Oberösterreich. „Wasserkraft ist
Energie für Generationen und gelebter Klimaschutz“, sagt Steinecker. Die
Leistungen von damals haben noch heute Bestand und sind mit ihrem
Nutzen noch lange nicht am Ende.

Angesichts der Entwicklung der Gletscher verändert sich auch die
Dotierung der Zuflüsse durch das Schmelzwasser des Gletschereises, das
speziell in niederschlagsarmen, trockenen Sommern einen merkbaren
Anteil am Wasserstand der Traun hat. „Jeder Kubikmeter Wasser, den wir
über die Turbinen im Verlauf der Traun abarbeiten können, hilft uns die
Stromerzeugung aus umweltfreundlicher, sauberer Wasserkraft zu
sichern“, sagt Steinecker. Diese Wasserreserve in den Hochlagen des
Dachsteingletschers ist somit sowohl für die Energiewirtschaft von großer
Bedeutung.

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