Harte Zeiten für Waldbesitzer

v.l.: Wolf-Dietrich Schlemper (LK-Berater für Wildschaden), Franz Kepplinger (Obmann Waldbesitzerverband OÖ) und Landwirtschaftskammer OÖ-Präsident Ing. ÖR Franz Reisecker betonten bei der heutigen PK: © LK OÖ
v.l.: Wolf-Dietrich Schlemper (LK-Berater für Wildschaden), Franz Kepplinger (Obmann Waldbesitzerverband OÖ) und Landwirtschaftskammer OÖ-Präsident Ing. ÖR Franz Reisecker betonten bei der heutigen PK: © LK OÖ

Hitze, Dürre und Borkenkäfer bedrohen den Wald – Aufforstungen sind massiv gefährdet Frühjahr und Sommer des heurigen Jahres brachten einiges an Herausforderungen für Waldbesitzer. Hitze und Dürre führten vor allem in den Trockengebieten des Mühlviertels und im Zentralraum zu massivem Borkenkäferbefall bei Fichten und dem Vertrocknen von frisch ausgepflanzten Forstkulturen.

„Insbesondere Aufforstungen auf großen, sonnenexponierten Kahlflächen, welche durch vorjährigen Borkenkäferbefall entstanden sind, haben unter der Trockenheit gelitten. Die Schäden reichen vom Absterben einzelner Bäume bis hin zum Ausfall der gesamten Kultur“, erläutert Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Was die Schadholzmengen aufgrund von Borkenkäferbefall anbelangt, gehen vorsichtige Schätzungen von einer Menge von über einer Million Kubikmeter Borkenkäfer-Schadholz aus. Das entspricht rund 30.000 Lastwagenladungen voll Käferholz bzw. rund der Hälfte der Nadelholzernte eines durchschnittlichen Jahres und ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Jahr 2017.

Sägewerke sind bestens versorgt
Bereits im April und im Mai fielen die ersten größeren durch Borkenkäfer verursachten Schadholzmengen an, obwohl zu diesem Zeitpunkt das Holz aus den regulären Winterschlägerungen noch nicht vermarktet war. Die Sägewerke waren und sind somit bestens versorgt. Die Geschwindigkeit mit der die Waldbesitzer das Borkenkäfer-Kalamitätsholz aufarbeiteten, war weit höher als die Aufnahmemöglichkeiten der Sägeindustrie. An der Waldstraße bereitgestelltes Holz konnte nicht abgefahren werden und verlor neben den Qualitätseinbußen durch den Borkenkäfer zusätzlich durch Befall mit dem Bläuepilz an Wert. Die hohen Rundholzlagerstände bei den Sägewerken kombiniert mit dem angefallenen Schadholz haben im Sommer zu deutlichen Preisreduktionen für Nadelsägerundholz geführt. Für Käferholz werden aktuell nur mehr zwischen 45 und 55 Euro je Festmeter, für frisches Holz rund 78 bis 82 Euro je Festmeter bezahlt, während die Erntekosten bis zu 30 Euro je Festmeter betragen.

Schaden für Waldbesitzer ist enorm
„Das bedeutet im Vergleich zum Beginn des heurigen Jahres einen Rückgang des Preisniveaus beim gesunden Frischholz um durchschnittlich zehn Euro je Festmeter. Der Schaden durch den Borkenkäferbefall ist damit enorm. Gegenüber unbefallenem Holz reduziert sich der Wert des Rundholzes um rund ein Drittel. Zur Veranschaulichung: Auf einem LKW mit Anhänger befinden sich ca. 30 Festmeter Rundholz. Pro Fuhre Holz verlieren die Waldbesitzer rund tausend Euro, der Schaden für Oberösterreichs Waldbesitzer geht somit in die Millionen“, betont Reisecker.

Wie geht es mit der Fichte weiter?
Modelle, wonach sich das Klima auch in Oberösterreich verändert, besagen, dass es vor allem zu einer Reduktion der Sommerniederschläge kommen wird. In den tiefer gelegenen Waldgebieten Oberösterreichs wird die flachwurzelnde Fichte wegen Wassermangels deutlich an Verbreitung verlieren. Experten gehen davon aus, dass die Fichte unter 600 Metern Seehöhe bald nicht mehr bestandsbildend vorkommen wird. In Österreich befinden sich rund 15 Prozent des Fichtenvorkommens unter 600 Meter. Daher gibt es laut Erhebungen von Forstexperten rund 110 Millionen Festmeter an Fichtenholzvorrat, die dem Klimawandel zum Opfer fallen werden. Beschleunigt wird der Rückgang der Fichte dadurch, dass die unter der Rinde von Fichten fressenden Borkenkäfer umso besser gedeihen, je wärmer es ist. Viele Waldbesitzer in den Hauptschadensgebieten wenden sich mittlerweile von der Fichte ab. Während der arbeitsintensiven Zeit in der Landwirtschaft waren viele Bauern ungewollt mit Borkenkäfer- und Forstschutzproblemen konfrontiert. Bei den Waldbesitzern findet aufgrund des Anbaurisikos der Fichte bereits seit den letzten zwei Jahrzehnten ein Umdenken weg von standortswidrigen Fichtenreinbeständen in Richtung Vielfalt statt. Dabei bedienen sich die Waldbesitzer bei den Baumarten an Arten, welche für das künftige Klima des Standorts möglichst gut geeignet sind. Das sind insbesondere Eiche, Lärche, Tanne und Douglasie.

Jagdliche Situation in den Schadgebieten
Aus jagdwirtschaftlicher Sicht ist die neu entstandene Freiflächensituation eine harte Aufgabe für die Jägerschaft. Die forstlichen Ziele auf den Freiflächen umzusetzen ist nur durch die Jagd machbar. Positiv zu erwähnen ist, dass es letztes Jahr beim Rehwild eine Übererfüllung beim Abschuss durch die Jägerschaft gab. Geschätzt wird, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt circa zehn bis 20 Prozent der OÖ Genossenschaftsjagden ihre Abschusspläne schon erfüllt bzw. übererfüllt haben. „Es gibt aber immer noch Jagden, die die Ziele der Grundeigentümer, also der Jagdrechtsinhaber, noch nicht erfüllt haben. Unser Anliegen ist es, dass die Jägerschaft vor allem in den ,Wiederbewaldungsgebieten‘ mit den Grundeigentümern und dem Jagdausschuss die jagdliche Vorgehensweise detailliert bespricht. Die Abschussplanverordnung besagt, dass der Wald die Möglichkeit haben soll, ohne Flächenschutz aufkommen zu können. Die Wiederaufforstung mit dem Zaun ist eine waldbauliche Krücke und sollte der Vergangenheit angehören. Zudem führt diese zu höherem Verbiss auf nicht gezäunten Flächen“, führt Reisecker aus.

Nach der Analyse von Musterrevieren, die in den letzten Jahren von der Landwirtschaftskammer für ihre Leistungen ausgezeichnet wurden (Wald-Wild-Ökologie-Preisträger), ist der Abschuss in diesen Revieren meistens über mehrere Jahre hinweg deutlich gestiegen, bis es zu einem einjährigen Abfall kam, um sich dann auf einem mittleren Niveau dauerhaft zu stabilisieren. Dieser Umstand zeigt, dass in Rehwildrevieren eine rasche Anpassung bzw. Erhöhung der Abschüsse möglich ist. „Genau dieser Ansatz sollte von der Jägerschaft verfolgt werden. Schwerpunktbejagung und von den rechtlichen Rahmenbedingungen der Übererfüllung Gebrauch machen ist das Gebot der Stunde. Wenn die Jägerschaft neben ihrer Aufgabe, den gesunden Wildbestand zu erhalten, die Aufgabe, einen gesunden Waldbestand zu erhalten, nicht erfüllt, müssen sich die Grundeigentümer als Jagdrechtsinhaber – und somit als Verpächter – klar überlegen, ob sie sich in dieser Situation nicht zum nächstmöglichen Zeitpunkt von ihren Pächtern trennen“, stellt Reisecker klar.

Energieholzmarkt droht mangels Ökostromtarifen zu kollabieren
Der österreichische Energieholzmarkt ist zweigeteilt: Während im Süden Österreichs gute Vermarktungsmöglichkeiten bestehen, ist im Norden aufgrund des Überangebotes infolge von Käferholz der Absatz schwierig. Die Situation könnte sich bald noch kritischer gestalten, da die Zukunft zahlreicher holzbetriebener Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK)-Anlagen ungewiss ist. Grund dafür ist, dass Österreich die klimaneutralen, heimischen Holzkraftwerke aufgrund mangelnder gesetzlicher Regelungen mit dem wirtschaftlichen „Aus“ bedroht. Um den steigenden österreichischen Strombedarf zu decken, werden noch immer Kohlestrom und Atomstromimporte benötigt. Durch die Borkenkäferkatastrophe gewinnt dieser Umstand zusätzlich an Brisanz. Ohne die Verwertungsmöglichkeiten des Schadholzes in Holzkraftwerken wird sich die Situation für den heimischen Wald und die davon lebenden Familien noch weiter verschärfen. Daher wurde in den Österreichischen Nationalrat eine vom Oberösterreichischen Biomasseverband unterstützte Petition eingebracht, welche die rasche Umsetzung einer Übergangsfinanzierung für Holzkraftwerke fordert. Die Petition kann auf der Webseite des Parlaments von jedem österreichischen Staatsbürger, der älter als 16 Jahre alt ist, unterstützt werden.

Zur Petition gelangen Sie über die Webseite des Parlaments über folgenden Link: https://www.parlament.gv.at/SEC/Zustimmen.shtml?ityp=PET&gpCode=XXVI&inr=6. Der genau Wortlaut der Petition ist ebenfalls dort abrufbar: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVI/PET/PET_00006/imfname_708797.pdf„Die Landwirtschaftskammer ruft dazu auf, die Petition zu unterzeichnen. Denn eines ist klar: Sollten die großen Biomassekraftwerke vom Netz gehen, droht der Energieholzmarkt zu kollabieren“, so Reisecker.

Schadholz dominiert Holzmarkt
Die Schadholzmengen des gesamten mitteleuropäischen Raumes bestimmen weiterhin den Holzmarkt. Volle Rundholzlager der Sägeindustrie und die weiterhin intensive Schadholzaufarbeitung werden den Holzmarkt noch längere Zeit belasten. Die extreme Hitze- und Trockenperiode in den Sommermonaten sowie der starke Zapfenbehang der Fichten haben Oberösterreichs Wälder stark in Mitleidenschaft gezogen. Der hohe Schadholzanfall führte trotz intensiver Bemühungen zur Überlastung der Absatzkapazitäten. So wurden in den letzten Monaten mehrere zusätzliche Absatz- und Zwischenlagerkapazitäten, meist in Abstimmung mit verlässlichen Abnehmern, geschaffen und auch der Ferntransport mit Waggons wurde verstärkt. In Summe konnte im dritten Quartal 2018 gegenüber dem Vorjahr nochmals um rund 30 Prozent mehr Holz abgesetzt werden. Das frühzeitige Erkennen der Situation durch die Waldhelfer ermöglichte zwar ein rasches Agieren, aber trotz aller Bemühungen der Beteiligten konnte nur ein Teil der lagernden Rundholzmengen zeitnahe vermarktet werden. „Die Aufarbeitung und Vermarktung des Käferholzes wird bis Ende des Jahres anhalten. Daher sollten alle geplanten Normalnutzungen bis zur Entspannung des Holzmarktes aufgeschoben werden“, betont Franz Kepplinger, Obmann des Waldverbandes OÖ.

Produktion an Abfuhrkapazität anpassen
Die Fichtenborkenkäfer Kupferstecher und Buchdrucker benötigen für die Entwicklung und den Schwärmflug eine Tagesdurchschnittstemperatur von zirka 13 Grad und einen Tagesmindestwert von zirka 16 Grad. Diese Temperaturwerte sollten in Oberösterreich zu dieser Jahreszeit (Ende Oktober) normalerweise nicht mehr erreicht werden. Durch die heuer meist fertig entwickelte dritte Generation an Borkenkäfern ist über den Winter ein hoher Käferbestand auf den Waldflächen vorhanden. Zur Abschöpfung dieses erhöhten Käferbestandes bedarf es einer weiteren Aufarbeitung in den Wintermonaten. Für diese Holznutzungen besteht kein kurzfristiger Aufarbeitungsdruck, daher soll die Produktion gut an die Abfuhrkapazitäten angepasst werden. Dadurch können zusätzliche Qualitätsverschlechterungen durch Lagerschäden verhindert werden. Eine genaue Abstimmung mit dem Waldhelfer vor der Nutzung ist notwendig.

Ausblick Holzmarkt
Die hohen Schadholzmengen drängen weiterhin verstärkt auf den Holzmarkt. Daher bleibt die Absatzsituation für alle Nadelholzsortimente angespannt. Die Nutzungsaktivitäten sollten sich in der heurigen Winterschlägerungssaison auf die aktuellen Schadgebiete konzentrieren. In diesen Gebieten sind potenziell käfergefährdete Waldflächen vorhanden, deshalb sind weiterhin intensive Nutzungen notwendig. Aufgrund des prognostizierten Rundholzüberangebotes in den nächsten Monaten im Großteil von Mitteleuropa und den aktuell sehr hohen Lagerständen der Sägeindustrie können in den nächsten Monaten nur forstschutzrelevante Nutzungen empfohlen werden. Die Preise für Sägerund- und Faserholz wurden für das vierte Quartal großteils gleichbleibend verlängert. Somit liegt das Preisniveau bei Fichte, Qualität BC, 2a, bei rund 80 Euro pro Festmeter. Die Abschläge für Käferholz, Braunbloche und CX-Sortiment sind weiterhin sehr hoch. Aufgrund der hohen Lagerbestände der Sägeindustrie ist die Holzzufuhr nur eingeschränkt möglich. Die lagernden Rundholzmengen können voraussichtlich im gesamten vierten Quartal nur sukzessive abgefahren werden. Daher ist es wichtig, geplante Normalnutzungen vorerst zurückzustellen.

Gute Aussichten am Laubholzmarkt
Unbeeinflusst von der schwierigen Phase am Nadelholzmarkt ist der Laubholzmarkt. Speziell Laubsägerundholzmengen, welche bis Ende Dezember angeboten werden, sind rege nachgefragt. Wie in den vergangenen Jahren ist auch heuer wieder der Trend zu den dunklen Holzarten und dabei speziell zur Eiche gegeben. Die Nachfrage bei anderen Baumarten beschränkt sich auf gute Qualitäten. Laubholznutzungen sollten gezielt durchgeführt werden und eine Mindestmenge von rund zehn bis fünfzehn Festmetern Sägerundholz ist wünschenswert. Das sägefähige Laubholz sollte bereits im Herbst produziert werden, denn bis Ende Jänner ist üblicherweise der beste Zeitraum für die Vermarktung. Laub- und Nadelfaserholz ist aufgrund unterschiedlicher Schadereignisse (Eschentriebsterben, Borkenkäfer- und Sturmschäden) auch ausreichend verfügbar. Reines Buchenfaserholz ist gut nachgefragt. Mit den Abnehmern wurden die Industrieholzpreise generell gleichbleibend vereinbart. Die kommende Wertholzsubmission steht ebenfalls erneut ganz im Zeichen der dunklen Baumarten. Die Eiche ist auch dieses Mal die absolute Trendbaumart. Waldbesitzer haben die Möglichkeit, potenzielle Stämme ab sofort bei ihrem Waldhelfer anzumelden. Die Anlieferung hat dann bis spätestens 2. Jänner zu erfolgen. Der Aktionstag der Wertholzsubmission, bei dem die wertvollsten Baumstämme prämiert werden, findet am 1. Februar in St. Florian statt. „Generell gilt als Empfehlung für die Wintersaison 2018/2019, das Hauptaugenmerk auf die sorgfältige und großzügige Schadholzaufarbeitung zu legen“, so Kepplinger abschließend.

53. Landeswaldbauerntag am 8. November in der Kürnberghalle in Leonding, 9.15 Uhr
Fachvorträge und spannende Gesprächsrunden werden beim 53. Landeswaldbauerntag in Leonding erwartet. Die Weißtanne – eine echte Alternative in der Waldwirtschaft und im Holzbau“ titelt der erste Fachvortrag von Forstpräsident Meinrad Joos, Regierungspräsidium Freiburg und stellvertretender Vorstand Forum Weißtanne. Neben den waldbaulichen Vorteilen bietet die Weißtanne auch entscheidende Vorteile im Holzbau. Das Forum Weißtanne setzt sich in Deutschland verstärkt für die Verwendung der Holzart Weißtanne ein. „Diese Impulse wollen wir auch für die OÖ Waldbauern nutzen, und wir als Waldverband OÖ werden uns in Zukunft verstärkt diesem Thema widmen“, betont Franz Kepplinger. Anschließend findet eine Gesprächsrunde zum Thema „Herausforderndes Holzjahr 2018“ statt. Waldbesitzer Stefan Achathaler, Waldhelfer Thomas Schöffl, Frachtunternehmer Gerhard Leidinger, Sägewerksbetreiber Friedrich Rumplmayr und Waldverband Obmann Franz Kepplinger werden aktuelle Fragen zu diesem Thema diskutieren. Mitglieder des Waldverbandes OÖ können im Vorfeld des Landeswaldbauerntages ihre ganz persönlichen Fragen und Anliegen zu der Thematik an die Diskussionsteilnehmer übermitteln. Im Zuge der Diskussion werden die Fragen beantwortet. „Gerade in einem sehr schwierigen und arbeitsintensiven Jahr sind die Information und der Dialog zwischen allen Beteiligten sehr wichtig und wir freuen uns auf einen erfolgreichen und hoffentlich wieder gut besuchten 53. Landeswaldbauerntag“, betont Kepplinger.

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