Weihnachtsgeld ist kein Geschenk des Himmels

OEGB-Redakteurin Barbara Kasper mit OEGB-Historikerin Marliese Mendel im Interview
OEGB-Redakteurin Barbara Kasper mit OEGB-Historikerin Marliese Mendel im Interview

Mit dem Weihnachtsgeld sollen die ArbeitnehmerInnen Österreichs ihre Weihnachtseinkäufe finanzieren können. Viele decken damit aber Fixkosten ab. Woher das Weihnachtsgeld kommt, wissen viele nicht.
Wie die Gewerkschaften es erkämpft haben, erzählt ÖGB-Historikerin Marliese Mendel im Interview mit oegb.at.

oegb.at: Welche Märchen übers Weihnachtsgeld kennst du?

Marliese Mendel: Die reichen von „das ist Gesetz“ bis über „das hat der Kreisky eingeführt“ oder „die Kirche bezahlt das“. Was stimmt, ist, dass die Gewerkschaften das Weihnachtsgeld, hart erkämpft haben und auch jetzt noch verteidigen (müssen).
„Das Weihnachtsgeld steht in KEINEM Gesetz!“

Wann ist das Weihnachtsgeld in der Geschichte das erste Mal aufgetaucht?

Im 19 Jahrhundert haben manche Fabriksbesitzer ihren MitarbeiterInnen freiwillig Weihnachtsgeschenke gemacht. In der Regel waren das Lebensmittel, damit die ArbeiterInnen über die Weihnachtsfeiertage nicht hungern mussten. In staatlichen Betrieben haben Beamte und jene beim Militär je nach Finanzlage des Staates eine sogenannte Weihnachtsremuneration bekommen, die als Strafmaßnahme einzelnen nicht ausbezahlt wurde.

Ab wann haben Privatunternehmen Weihnachtsgeld ausbezahlt?

Von einem Weihnachtsgeld, wie wir es heute kennen, konnte man lange nicht sprechen. Anfang des 20. Jahrhunderts haben die ersten Privatunternehmen ein „Trinkgeld“ ausbezahlt. Banken, Konsumvereine oder Straußenfedern-Häuser haben eine „Belohnung“ für gute Dienstleistung ausbezahlt. Das alles gab es natürlich nur auf Gutdünken der Arbeitgeber.
„Um kein Weihnachtsgeld ausbezahlen zu müssen, sind Leute früher gekündigt worden.“

Wie hoch war das Weihnachtgeld zu Beginn?

Ab 1919 wurde das Weihnachtsgeld vermehrt in Kollektivverträge aufgenommen. Allerdings variierte die Höhe nach Berufszweig und war zum Beispiel nach Beschäftigungsdauer gestaffelt. Da es viele erst nach einem Jahr im Betrieb erhalten hätten, haben die Arbeitgeber sie gekündigt und später wiedereingestellt, um das Weihnachtsgeld nicht bezahlen zu müssen.

Wann ging es dann richtig los mit dem Weihnachtsgeld, wie wir es heute kennen?

Die Nationalsozialisten ersetzten die Kollektivverträge durch „reichseinheitliche Tarifverträge“. Sofort nach Ende des Zweiten Weltkriegs begannen neu gegründete Gewerkschaften wieder mit Kollektivvertragsverhandlungen. Anfangs standen Lohn, Arbeitszeit und Urlaub im Zentrum, ab 1947 haben die Gewerkschaften durch eine koordinierte Lohnpolitik Urlaubs- und Weihnachtsgeld für die meisten ArbeitnehmerInnen erkämpft. Damals wie heute gilt: Je höher der Organisationsgrad, umso schneller können bessere Ergebnisse erzielt werden. So auch beim Weihnachtsgeld.

Etappen zur Einführung des Weihnachtsgeldes
1800 freiwillig in Form von Lebensmitteln
Anfang 1900 „Taschengeld“ in Privatunternehmen
1919 vermehrt in Kollektivverträgen (KV): Die Höhe variierte nach
Berufszweig und war nach Beschäftigungsdauer gestaffelt
1934-1949 KVs wurden ausgehebelt
Ab 1947 solidarische, koordinierte Lohnpolitik und Regelungen in einzelnen KVs
Heute: Kollektivverträge inklusive Weihnachtsgeld gelten für 98 Prozent der ArbeitnehmerInnen in Österreich
AutorIn Barbara Kasper

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