Schule im Corona-Modus: AK-Befragung offenbart großen Förder- und Aufholbedarf bei Schulkindern

Die Eltern der oberösterreichischen Schulkinder schlagen Alarm: Schon nach dem ersten Lockdown und vor der zweiten Welle des Heimunterrichts im November hatten die Kinder wesentlich mehr Förder- und Aufholbedarf. Viele bekommen aber nicht die nötige Unterstützung durch die Schulen. Das gab eine große Mehrheit der Eltern in einer Befragung der AK Oberösterreich unter dem Motto „Schule im Corona-Modus“ zu Protokoll. Für AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer ist klar: „Bildungspolitik und Schulen müssen rasch reagieren und investieren, damit nachhaltige Bildungsverluste unterbunden werden.“


An der Befragung beteiligten sich mehr als 600 oberösterreichische Familien. Das Fazit ist eindeutig: Die Eltern wünschen sich mehr kostenlosen Förderunterricht während des Schuljahres (95 Prozent), digitale Infrastruktur, die die Schule kostenlos zur Verfügung stellt (90 Prozent), mehr Angebote zur Nachmittagsbetreuung (83 Prozent), kostenlosen Förderunterricht an den Schulen am Ende der Ferien (85 Prozent) und den Ausbau ganztägiger Schulformen (60 Prozent).


Viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche müssen nach den (ersten) beiden Phasen des Distance-Learning Lernrückstände aufholen. Zwei Drittel der Eltern sagen, dass ihre Kinder schon nach dem ersten Lockdown im letzten Schuljahr mehr Unterstützung beim Lernen gebraucht haben. Allerdings geben sechs von zehn Befragten an, dass die Schulen ihre Kinder nicht beim Aufholen des im ersten Lockdown versäumten Lernstoffs unterstützt haben. Die Hälfte der befragten Eltern sagt, dass ihr Kind dieses Semester mehr lernen muss, um den Stoff aufzuholen. 20 Prozent brauchen aufgrund des „Corona-Schulbetriebs“ jetzt Nachhilfe.


85 Prozent der Eltern berichten, dass an ihrer Schule keine neuen Förderangebote entstanden sind. „Die Aussagen der Eltern zeigen ganz klar, dass wir zusätzliche, kostenlose Förderangebote an den Schulen und mehr qualitätsvolle ganztägige Schulen brauchen, damit die Bildungsschere in Österreich nicht noch weiter aufgeht“, sagt AK-Präsident Kalliauer. Er hat daher den Bildungsminister in einem persönlichen Brief mit den Wünschen der Eltern und den Forderungen der Arbeiterkammer konfrontiert und ihn zu raschem und engagiertem Handeln aufgefordert.


Auch für die Jugendlichen in der Oberstufe, die ihr Schuljahr weiterhin im Distance-Learning fortsetzen, muss es Konzepte geben. Die psychischen Belastungen, die aus dieser Situation für die gesamte Familie entstehen, dürfen nicht unterschätzt werden. Denn die Corona-Pandemie macht deutlich sichtbar, dass die Schule nicht nur ein Ort des Wissenserwerbs ist, sondern auch ein Ort der sozialen Kontakte, des Freiraumes für die Kinder und Jugendlichen und gleichzeitig auch jener Ort der Betreuung, der den Eltern ihre Berufstätigkeit ermöglicht. „Deswegen muss jetzt alles dafür getan werden, dass die Schule ein sicherer Lern- und Arbeitsort sein kann, für die Schülerinnen und Schüler sowie deren Familien, und natürlich auch für die Pädagoginnen und Pädagogen“, sagt der AK-Präsident.


Damit Schulen jene Kinder mit Förder- und Aufholbedarf besser unterstützen kann, braucht es für Schulen mit der besonderen Herausforderung eines hohen Anteils an Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien bzw. Familien mit geringem Haushaltseinkommen zusätzliche finanzielle Mittel. Die AK hat für die Verteilung dieser zusätzlichen Mittel den „Chancenindex“ entwickelt. Basis für die Berechnung sind der Bildungshintergrund der Eltern und die Alltagssprache der Kinder.

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