Flexibel, mobil und extrem produktiv

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erbringen enorme Leistungen – ob sie in der Reinigung, am Bau, in der Produktion, im Büro oder in der Forschung tätig sind. Ohne sie stünde alles still. Ohne sie gäbe es keine Wertschöpfung. Das zeigt die von der Arbeiterkammer Oberösterreich erstellte Leistungsbilanz der oberösterreichischen Beschäftigten. „Für uns ist klar: Für ihre Leistungen verdienen sich die Beschäftigten mehr Gegenleistungen“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Die rund 650.000 Arbeitnehmer/-innen haben im vergangenen Jahr mehr als eine Milliarde berufliche Arbeitsstunden geleistet. Davon waren 38 Millionen Überstunden, von denen etwa ein Fünftel (6,9 Millionen Stunden) weder in Geld noch in Zeit abgegolten wurde. Damit wurden den oberösterreichischen Arbeitnehmern/-innen innerhalb eines Jahres rund 150 Millionen Euro vorenthalten – pro Kopf sind das fast 10.000 Euro. Umgerechnet beträgt allein das Volumen der unbezahlten Überstunden rund 4.000 Vollzeit-Stellen.

Neben der Erwerbsarbeit leisten viele Arbeitnehmer/-innen auch in ihrer Freizeit Enormes – sei es in ehrenamtlichen Tätigkeiten, in der Kinderbetreuung oder in der Betreuung pflegebedürftiger Familienangehöriger. Laut Schätzungen leisten die oberösterreichischen Beschäftigten rund 60 Millionen ehrenamtliche Arbeitsstunden pro Jahr.

Mitarbeiter/-innen erwirtschaften Rekordgewinne
Dass wichtige Betriebe in Oberösterreich regelmäßig Rekordgewinne vermelden können, haben sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken – denn diese leisten Enormes und sind extrem produktiv und kreativ. Im vergangenen Jahr wurden 610 Erfindungen von oberösterreichischen Arbeitnehmern/-innen angemeldet. Die Beschäftigten in mehr als 300 Mittel- und Großbetrieben haben im vergangenen Jahr rund 93.000 Euro an Pro-Kopf-Wertschöpfung erwirtschaftet. Zieht man davon die durchschnittlichen Personalkosten ab, blieben diesen Firmen immer noch fast 32.000 Euro pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter.

Um zur Arbeit zu kommen, legen die Beschäftigten enorme Wege zurück: Sieben von zehn oberösterreichischen Arbeitnehmern/-innen müssen aus ihrer Wohngemeinde auspendeln. Fast ein Drittel der Beschäftigten pendelt jeden Tag mehr als 40 Kilometer und rund zehn Prozent fahren sogar mehr als 100 Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz. Für sie kostet die berufliche Mobilität viel Zeit und Geld.

Mehr als drei Viertel aller Arbeitswege in Oberösterreich werden laut einer Studie des Verkehrsclub Österreich mit dem Auto zurückgelegt. Vorsichtig geschätzt sorgen die oberösterreichischen Berufspendler/-innen jährlich für Tankstellenumsätze in der Höhe von rund 500 Millionen Euro. 70 Millionen Euro geben sie für Tickets im öffentlichen Verkehr aus.

Die Arbeitnehmer/-innen zahlen sich den Sozialstaat großteils selbst
2016 haben die oberösterreichischen Beschäftigten 2,9 Milliarden Euro Lohnsteuer und 3,7 Milliarden Euro Sozialversicherungsbeiträge gezahlt. Rechnet man die Konsumsteuern dazu, haben die oberösterreichischen Beschäftigten mehr Abgaben geleistet als alle Unternehmen in ganz Österreich an Gewinnsteuern gezahlt haben. Umso unfairer sind die permanenten Angriffe auf den Sozialstaat. Denn die Arbeitnehmer/-innen zahlen sich ihre Absicherung im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Alter ohnehin selber.

Für ihre herausragenden Leistungen bekommen viele Beschäftigte viel zu wenig an Gegenleistung. Die Arbeiter/-innen und Angestellten in unserem Bundesland erhalten mittlere Bruttoeinkommen von 2.274 Euro monatlich. Am besten steigen noch die männlichen Angestellten mit 3.556 Euro aus. Arbeiterinnen kommen auf 1.401 Euro. Mehr als 33.700 Beschäftigte verdienen trotz Vollzeit unter 1.700 Euro.

„Als Dank für ihre herausragenden Leistungen bekommen die Beschäftigten den 12-Stunden-Tag, stagnierende Einkommen und permanenten Sozialabbau. Das haben sie sich nicht verdient“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er fordert eine generelle Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und eine gerechte Verteilung der Arbeitszeit auf alle Beschäftigten. Für nicht bezahlte Überstunden soll es einen 100-prozentigen Strafzuschlag geben. „Die hohe Produktivität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer muss ihnen durch kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen wesentlich stärker zugutekommen. Das hebt auch die Kaufkraft und kurbelt die Konjunktur an“, fordert der AK-Präsident.

Die Pendlerentschädigung muss auf neue Beine gestellt werden: Anstatt der ungerechten Pendlerpauschale, die Personen mit hohem Einkommen bevorzugt, brauchen wir eine kilometerabhängige Direktzahlung an die Pendlerinnen und Pendler.

Die andauernden Angriffe auf den Sozialstaat sind nicht zu akzeptieren. Denn die Beschäftigten zahlen sich ihre Absicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit ohnehin zum überwiegenden Teil selber. Vielmehr sollen auch Multis und Reiche endlich genauso viel Steuern zahlen wie die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. „Die Steuerreform 2016 war ein erster Schritt zu mehr Gerechtigkeit – weitere müssen folgen, wie etwa die Millionärssteuer und eine Wertschöpfungsabgabe“, sagt Kalliauer.

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