Das Integrationsbüro Bad Ischl zu Gast am Gymnasium Ort des Schulvereins der Kreuzschwestern in Gmunden

Fachleute bezeichnen Migration als Wanderungsbewegungen von Individuen und Gruppen. Migration ist mehr als das. Migration ist Flucht vom Krieg, von antidemokratischen politischen Systemen und die damit verbundenen Verletzungen und Ängsten. Migration sind Enttäuschungen jeder Art und Frust von der wirtschaftlichen Situation im eigenen Land. Daraus resultieren gebrochene Familien, zurückgelassene Kinder, Verwandte und Freunde. Migration ist Springen ins kalte Wasser. Aber auch eine Chance. Eine Hoffnung auf besseres, sicheres, friedlicheres Leben. Ein Studium oder Familienaufbau. Ein neuer Anfang. Nicht zuletzt ein gesuchter und gewünschter Job. Migration ist ein menschliches Schicksal mit Millionen Gesichtern. Eine farbenfrohe sprachliche, kulturelle und religiöse Vielfalt. Migration ist die Suche nach der eigenen Identität in einer neuen Realität und eigentlich das schönste, was uns Menschen passieren kann, nämlich unterschiedlich zu sein. Migration ist Bereicherung.

Die „anderen“ aufzunehmen, zu verstehen, zu akzeptieren und zu schätzen ist keine Selbstverständlichkeit. Es bedarf einer mühsamen Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit, viel Enthusiasmus, Idealismus, sowie Freude und Liebe an der Arbeit mit Menschen. Das konnten die Mitarbeiterinnen des Integrationsbüros der Volkshilfe in Bad Ischl Frau Mag.a Ružica Miličević und Frau Aysel Aksoy auch beweisen. Sie leiteten am 13. April 2011 ein Workshop zum Thema Migration und Integration zum ersten Mal am Gymnasium Ort des Schulvereins der Kreuzschwestern in Gmunden. Mit ihrer Arbeit stärkten sie die sozialen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler einer dritten Klasse, sowie vermittelten sie ihnen Grundlagen des friedlichen Zusammenlebens von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft. Und das auf eine spielerische, kindgerechte und spannende Weise. Die Klasse konnte einen Meldezettel auf Kroatisch nicht ausfüllen und die mündlichen Anweisungen auf Türkisch nicht verstehen. Dabei fühlten sich die jungen Menschen unsicher und irritiert. Aber sie wussten, dass es den Menschen, die nach Österreich kommen so ähnlich geht. Da die Sprache der Musik international ist, verstanden alle die Begrüßung ihrer Musikerzieherin. Frau Mag.a Yuliya Atzmanstorfer spielte am Klavier ein „Lied“ vom bulgarischen Komponisten Wesselin Stojanov.

Die Power-Point Präsentation „45 Jahre Migration nach Österreich“ fanden alle sehr informativ. Sie brachte auch neues Wissen über das Thema und vor allem über die erste Generation der so genannten „Gastarbeiter/innen“. Beim Spiel „Was erwarte ich mir von den anderen?“ konnten die Schülerinnen und Schüler eine Definition der Integration aus der Sicht der „Österreicher/innen“ und „Migrant/innen“ erfinden. Denn Integration ist ein zweiseitiger Prozess und es ist wichtig, dass nicht nur die Meinung der Mehrheitsgesellschaft, sondern auch diese der Minderheiten berücksichtigt wird. Bei der Gruppenarbeit wurde die Klasse von ihrer Deutschlehrerin Mag.a Katharina Kronberger unterstützt. Die Leiterinnen des Workshops staunten über die Ergebnisse der Gruppenarbeit. Das Wissen und die Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler zu Themen wie Fremdengesetz, Aufenthaltserlaubnis, Arbeitserlaubnis, Rechte der EU-Bürger und Bürger der Drittstaaten, Asyl, Nostrifikation einer Ausbildung und Multireligiosität ergänzten und vertieften sie mit konkreten Beispielen aus der eigenen Erfahrung. Der Bau, die Alten- und Krankenbetreuung, die Gastronomie, die Obst- und Gemüseernte, die Besetzung der Pfarrstellen in der katholischen Kirche, viele Bereiche des Sport- und Kulturlebens Österreichs würden ohne „Ausländer/innen“ gar nicht funktionieren. Das zeigte ein spannender Videofilm.

„Man ist aufeinander angewiesen“, so Mag.a Miličević. Diese „Abhängigkeit“ ist aber auch eine Chance für beide Seiten. Eine Chance für Akzeptanz, Toleranz und Anerkennung. Damit es einen gemeinsamen Weg des friedlichen Miteinanders gibt.

Mag.a Yuliya Atzmanstorfer

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