Missing Link: Römische Siedlung in Hallstatt wird weiter erforscht


Notwendige Umbauarbeiten für den neuen Salzwelten-Shop in Hallstatt lassen auf römische Funde im Bereich der Talstation der Salzbergbahn hoffen. Eine Forschungs- und Lehrgrabung des Oberösterreichischen Landesmuseums und der Universität Innsbruck soll neue Erkenntnisse bringen. Aktuelle Informationen werden bereits zur „Archäologie am Berg“ am 22. und 23. August 2015 präsentiert.

Die Forschung rund um die 7000-jährige Geschichte des Salzbergbaus in Hallstatt erfährt 2015 eine spannende Erweiterung. Römische Siedlungsreste im Bereich der Talstation der Salzbergbahn können und müssen aufgrund der Bauarbeiten genauer erforscht werden. Im Jahr 2014 wurden am Firmengelände der Salinen Austria AG bereits geophysikalische Prospektionen durchgeführt. Dabei konnten auch archäologische Befunde in Form von vermutlich römerzeitlichem Mauerwerk nachgewiesen werden. Im August und September 2015 findet nun eine Forschungsgrabung, die auch als Lehrgrabung der Universität Innsbruck – Fachbereich Provinzalrömische Archäologie – geführt wird, statt. Rund 20 Personen werden von 17. August bis 4. September das Gelände rund um den neuen Salzwelten-Shop erforschen. „Aus den Prospektionen wissen wir, dass besonders in einer Tiefe von 80 bis 130 cm mit spannenden Funden zu rechnen sein dürfte. Durch die Kooperation mit der Uni Innsbruck, dem Naturhistorischen Museum Wien und den Salzwelten bietet sich eine einmalige Gelegenheit, diesen bis dato wenig erforschten Fundort genauer unter die Lupe zu nehmen und mit den Altgrabungsbefunden zu vergleichen,“ freut sich Grabungsleiter Dr. Stefan Traxler, Leiter der Abteilung Römerzeit des Oberösterreichischen Landesmuseums.
Obwohl Funde aus Altgrabungen wie beispielsweise qualitätsvolle Fresken, Teile reich ausgestatteter Grabbauten oder Halbfabrikate, die Hinweise auf metallverarbeitende Betriebe geben, zu verzeichnen sind, ist dieser Fundort bis dato in der provinzialrömischen Forschung vernachlässigt worden. Auf spannende Ergebnisse darf also in jedem Fall gehofft werden.
Interessierten Gästen geben die WissenschafterInnen jederzeit gerne vor Ort Auskunft, zumal sich das Gelände direkt vor dem Kassengebäude der Salzwelten befindet. Zur „Archäologie am Berg“ am kommenden Wochenende werden MitarbeiterInnen der Grabung am Informationsstand bei der Talstation einen Einblick in ihre Arbeit und die aktuellen Fortschritte der Grabung geben.
Im Webblog http://sonius.at/journal/kategorie/grabung-hallstatt wird laufend über den Grabungsfortschritt berichtet.

Veranstaltungs-Tipp: „Archäologie am Berg“ Das Naturhistorische Museum Wien lädt ein:
Samstag, 22. und Sonntag, 23. August 2015 | 10–17 Uhr
Hallstätter Hochtal | „Alte Schmiede“
Die Veranstaltung zum Mitmachen, Ausprobieren und Entdecken wendet sich an Hobbyforscher jeden Alters. Gezeigt wird, wie Archäolog, Bio- und Geowissenschafter sowie Informatiker und Holzforscher gemeinsam das Umfeld der prähistorischen Bergwerke erforschen und Einblick in das Leben der Hallstätter Bergleute vor über 3.000 Jahren erhalten. In diesem Jahr steht die älteste Holzstiege Europas, die seit Mai 2015 im neuen „Bronzezeit-Kino“ der Salzwelten zu sehen ist, im Mittelpunkt.
Infos unter: www.salzwelten.at

Die Römer in Hallstatt

Seit über 7000 Jahren prägt das in Hallstatt gewonnene „weiße Gold“ die gesamte Region. Bereits die Menschen der Jungsteinzeit hat es ins Innere Salzkammergut gezogen. Zunächst hat man das begehrte Salz vermutlich aus Solequellen gewonnen, für die Bronzezeit, spätestens ab dem 15. Jahrhundert v. Chr., ist der Abbau von Salz eindeutig nachweisbar. Berühmt geworden ist der Fundort Hallstatt aber durch das Gräberfeld der Älteren Eisenzeit (ca. 800 bis 450 v. Chr.) mit zahllosen wertvollen und beeindruckenden Beigaben, was zur Benennung dieser Epoche in „Hallstattzeit“ geführt hat. Für diese Zeit ist auch der Bergbau eindeutig fassbar, die zugehörige Siedlung hat man allerdings noch nicht entdeckt. Für die Jüngere Eisenzeit ist ebenfalls Bergbau nachweisbar, außerdem die Siedlung auf der sog. Dammwiese, hier ist die Forschung allerdings noch auf der Suche nach dem Gräberfeld.

In der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wird die römische Provinz Noricum eingerichtet, die weite Teile der heutigen Bundesländer Kärnten, Steiermark, Salzburg und Ober- und Niederösterreich sowie kleinere Teile von Tirol und Nordslowenien umfasst. Einige der seit Mitte des 19. Jahrhunderts getätigten römerzeitlichen Funde zeigen, dass spätestens mit der Provinzwerdung, vermutlich aber sogar schon vorher, das Imperium Romanum Interesse an Hallstatt zeigt. Und auch wenn römerzeitlicher Bergbau noch nicht nachgewiesen werden konnte, wird das den gleichen Grund haben, der schon tausende Jahre zuvor die ersten Menschen in die Region gelockt hat: das Salz.

Die römische Siedlung, deren antiken Namen wir leider nicht kennen, erstreckt sich am Fuße des Salzberges vom Ortsteil Markt in Richtung Lahn. Im Ortsteil Lahn schließt daran das römische Gräberfeld mit reich ausgestatteten Grabbauten an. Trotz zahlreicher Ausgrabungen ist das Wissen um Aussehen und Größe der Siedlung, die zumindest bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bestanden hat, sehr eingeschränkt.


Text: Stefan Traxler, Oö. Landesmuseum & Gerald Grabherr, Universität Innsbruck

Auftraggeber: Salzwelten GmbH
Ausgrabung: Universität Innsbruck – Fachbereich Provinzialrömische Archäologie (Lehrgrabung) & Oberösterreichisches Landesmuseum – Römerzeit, Mittelalter- und Neuzeitarchäologie
Kooperationspartner: Gesellschaft für Archäologie in Oberösterreich, Naturhistorisches Museum Wien






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