Reise-Ärger, Online-Gaunereien und viele erfolgreiche Klagen

v.l.n.r. Abteilungsleiterin des Konsumentenschutzes Ulrike Weiss und AK-Präsident Andreas Stangl © Wolfgang Spitzbart, Arbeiterkammer Oberösterreich
v.l.n.r. Abteilungsleiterin des Konsumentenschutzes Ulrike Weiss und AK-Präsident Andreas Stangl © Wolfgang Spitzbart, Arbeiterkammer Oberösterreich

Das zweite Pandemiejahr brachte auch für die Konsumenten/-innen kaum Beruhigung. 79.779 wandten sie sich mit ihren Fragen und Problemen im vergangenen Jahr an den Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Oberösterreich. Viele Fragen zu Online-Geschäften, Freizeit-Verträgen und Internet-Betrügereien prägten das Jahr 2021. Dazu kamen enorme Preissteigerungen bei Energie und Bau sowie massive Schäden durch starke Unwetter. Insgesamt haben sich die oberösterreichischen Konsumenten/-innen durch den Leistungsmix des AK-Konsumentenschutzes aus Beratung, Vertretung und Information im vergangenen Jahr rund 14 Millionen Euro erspart.


63.335 Mal erteilten die Experten/-innen telefonisch Auskunft, 15.402 E-Mails und 210 Briefe wurden geschrieben und 832 Mal wandten sich Konsumenten/-innen persönlich an den Konsumentenschutz der AK. Das Online-Angebot wurde im Vorjahr noch stärker genutzt als in den Vorjahren: Mehr als 662.000 Mal klickten User/-innen auf die Konsumentenschutz-Seiten, mehr als 90.000 Mal nutzten Konsumenten/-innen die bereitgestellten Musterbriefe. Der Konsumentenschutz leistete daneben auch 2021 mit 25 Tests wieder einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätssicherung und ermöglichte mit 24 Preisvergleichen, Geld zu sparen. „In Zeiten einer hohen Inflation gewinnt der Konsumentenschutz an doppelter Bedeutung. Er sorgt dafür, dass die Menschen nicht um die Qualität des Einkaufs gebracht werden und dass der inflationsbedingten Preistreiberei Einhalt geboten wird“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.


Online- und SMS-Betrug hatten Hochsaison

„Viele Probleme gab es im Vorjahr mit Online- und SMS-Betrug. So wurden etwa Fake-Nachrichten verschickt mit Infos, dass bestellte Waren am Zoll hängengeblieben seien und die Betroffenen deswegen einem Link zu weiteren Informationen folgen sollen. Dahinter verbirgt sich aber Schad-Software, die sensible Daten und Geld entlockt. Wichtig ist, dass man solche Nachrichten nicht öffnet“, sagt die Leiterin des AK-Konsumentenschutzes, Oberösterreich, Mag.a Ulrike Weiß, MBA. Große Schäden entstanden durch Phishing-Attacken und Krypto-Investments. Viele Konsumenten/-innen wandten sich an die AK, weil sie über betrügerische Online-Plattformen in Kryptowährungen investierten. Oft liefen ihre Investments zu Beginn gut, doch als sie sich den Gewinn auszahlen und das Konto schließen wollten, war der Zugriff nicht mehr möglich und seitens der Anbieter niemand mehr erreichbar.



Corona hat Konsumenten/-innen bei Reise und Freizeit weiter fest im Griff

Auch das Thema Reisestornos, Flugannullierungen und Reiserücktrittsversicherung war im vergangenen Jahr wieder Dauerbrenner. Als besonders ärgerlich erwiesen sich die langen Wartezeiten bei der Anfragebearbeitung bei den Reiseveranstaltern. Rückerstattungen erfolgten oft monatelang nicht. Viele Hotels weigerten sich trotz Beherbergungsverbots, bereits beglichene Beträge zu refundieren. Die AK unterstützt alle betroffenen Mitglieder und alle Oberösterreicher/-innen seit April 2020 bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche bei Flügen. Seitdem nutzten 1.310 Konsumenten/-innen das Angebot. Davon haben im Vorjahr 713 Konsumenten/-innen ihr Geld – insgesamt 566.000 Euro – zurückbekommen.


Zahlreiche Probleme gab es im Vorjahr auch beim Stornieren von Kursen, Tanzstunden, Konzert-Absagen und bei der Rückerstattung von Kosten für das Fitnessstudio, wenn dieses im Lockdown schließen musste. Auch steigende Materialpreise am Bau stellten viele Menschen vor große Herausforderungen. Manche Bauunternehmen wollten die Preissteigerungen trotz Fixpreisvereinbarungen weitergeben. Das ist aber nicht zulässig. Dank Beratung durch die AK-Experten/-innen konnten viele Häuslbauer/-innen die Mehrforderungen von tausenden Euros reduzieren oder ganz abwenden. Zudem verursachten im letzten Sommer Unwetter weitflächige Schäden. Häufiger Streitpunkt war die Totalschadensabrechnung in der Kfz-Kaskoversicherung. Denn der von der Versicherung angenommene Wiederbeschaffungswert erschien vielen Konsumenten/-innen als zu gering bemessen.


Viele erfolgreiche Klagen, um Rechtssicherheit zu schaffen

Neben Hilfe zur Selbsthilfe, etwa durch Musterbriefe und Information der Konsumenten/-innen über deren Rechte über diverse Medienkanäle, sowie individueller Intervention musste die AK abermals Gerichtsverfahren führen, um die Rechte der Konsumenten/-innen durchzusetzen. So auch gegen den Energiedienstleister Ista Österreich, der nach einem Urteil des OGH zwei Millionen Euro zurückzahlen musste. Er hatte – unzulässigerweise – zusätzlich zum vereinbarten Wärmepreis noch Kosten für eine Ausfallshaftung verrechnet.


„Das Ziel von derartigen Musterklagen ist es, langfristige Rechtssicherheit für alle Konsumentinnen und Konsumenten zu schaffen. Daneben fordern wir die politischen Verantwortlichen auf, mangelhafte Gesetze zu reparieren oder dort neue zu schaffen, wo sie nötig sind. Dazu zählt etwa eine Insolvenzabsicherung auch für Fluglinien, damit Reisende bei Insolvenzen von Fluglinien Geld für bezahlte Tickets zurückbekommen. Und die Pflicht von Online-Anbietern, ihre Kontaktdaten auf der ersten Seite gut sichtbar anzugeben“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

Weitere Meldungen