Leben mit Rheuma – am 12. Oktober macht der Weltrheumatag auf die Erkrankung mit den vielen Gesichtern aufmerksam

Schmerzhafte Gelenksentzündungen als Zeichen einer rheumatischen Erkrankung
Fotocredit: OÖG
Schmerzhafte Gelenksentzündungen als Zeichen einer rheumatischen Erkrankung Fotocredit: OÖG

Rund ein Viertel der österreichischen Bevölkerung leidet an Rheuma. Dabei ist Rheuma keine Krankheit per se, sondern der Überbegriff für eine große Anzahl von entzündlichen und nicht entzündlichen Erkrankungen, die vorwiegend den Bewegungs- und Stützapparat betreffen und mit schubweisen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden sind. Die Medizin spricht aufgrund der vielen unterschiedlichen Ausprägungen vom „Rheumatischen Formenkreis“. Heilung gibt es bis heute keine, die Symptome sind aber gut behandelbar. Wichtig ist in diesem Zusammenhang vor allem eine frühzeitige Diagnose und Therapie, worauf der Weltrheumatag am 12. Oktober aufmerksam macht.

Von rheumatischen Erkrankungen sind vor allem Gelenke, Knochen und Muskulatur betroffen. Aber auch Gefäße, Augen oder innere Organe, wie Herz, Lunge und Nieren, können von der Erkrankung angegriffen werden. Zu den häufigsten rheumatischen Krankheitsformen zählen die Rheumatoide Arthritis, Gicht und Morbus Bechterew, eine chronisch entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule und des Beckens.

Wie man Rheuma erkennen kann

Weil Rheuma in unterschiedlichsten Ausprägungen auftreten kann, ist eine möglichst rasche ärztliche Abklärung notwendig. Anzeichen können Symptome wie schmerzhafte Gelenksschwellungen, Bewegungseinschränkungen, Hautrötungen, aber auch allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust oder Fieber sein.

Gute Behandlungsmöglichkeiten

Auch wenn es derzeit noch keine Heilung gibt, ist aufgrund des ständigen Fortschritts in der Medizin und in der Pharmazie eine sehr gute Behandlung der Symptome und die Unterdrückung der Krankheitsaktivität möglich. „Diese Behandlung ist so vielfältig, wie es die unterschiedlichen Erkrankungsformen sind“, sagt OA Dr. Fritz Köppl, Leiter der Rheumaambulanz am Salzkammergut Klinikum Gmunden. „Eine erfolgversprechende

Therapie richtet sich immer nach der jeweiligen Grunderkrankung. Uns steht dazu eine Vielzahl hochwirksamer entzündungs- und schmerzhemmender sowie krankheitsbeeinflussender Medikamente zur Verfügung. Daneben zeigen je nach Krankheitsbild Bewegung, eine gesunde Ernährung sowie Physiotherapie oder spezielle Massagen eine gute Wirkung.“ Für den Experten ist die Früherkennung die beste Prävention: „Je früher eine rheumatische Erkrankung diagnostiziert und je früher mit der Therapie begonnen wird, desto höher ist die Chance, dass sich die Symptome nicht zusehends verschlechtern und irreversible Schäden entstehen, sondern sich auf längere Sicht auf einem akzeptablen Erkrankungsniveau halten“, so Dr. Köppl. Bei fortgeschrittenen Gelenksentzündungen können Operationen oder die Injektion von entzündungs- und schmerzlindernden Medikamenten in das Gelenk Linderung verschaffen. Um die Erkrankungen zeitgerecht erkennen und behandeln zu können, ist es aber auch wichtig, verstärkt Aufmerksamkeit auf das Fach Rheumatologie zu legen und die Ausbildung der RheumatologInnen weiter zu forcieren.

Keine Alterskrankheit

Rheumatische Erkrankungen gelten als Volkskrankheit. Immerhin sind über 40 Prozent der über 55-Jährigen von meist nicht entzündlichen, aber degenerativen, also verschleißbedingten Formen betroffen. Aber auch bei jüngeren Menschen und sogar bei Kindern können entzündliche Formen aufgrund von autoimmunbedingten Störungen auftreten. Neben Störungen des Immunsystems gelten genetische Faktoren und Stoffwechselerkrankungen wie z. B. Diabetes mellitus als mögliche Mitverursacher rheumatischer Erkrankungen. Aber auch Bakterien und Viren können Gelenksentzündungen auslösen. Durch eine Überlastung oder Fehlbelastung von Gelenken kann es auch zu Arthrosen, also zu schmerzhaften und irreparablen Gelenkserkrankungen kommen, die einen künstlichen Gelenksersatz notwendig machen können.

Leben mit Morbus Bechterew

Vor 30 Jahren sind bei Ferry Lachinger aus Timelkam die ersten Beschwerden aufgetreten. Die Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule wurden mit der Zeit immer stärker und konnten nur durch die ständige Einnahme von Schmerzmittel in einem erträglichen Ausmaß gehalten werden. Schon damals wurde bei dem Mitvierziger Morbus Bechterew diagnostiziert. „Die Erkrankung hat schleichend begonnen, bis sie mich im Alter von 55 Jahren gezwungen hat, frühzeitig in Pension zu gehen“, sagt der ehemalige Schuldirektor der Musik-Volksschule Timelkam. „Ich habe damals zwei bis dreimal pro Woche eine Schmerzinfusion vor dem Dienstbeginn in der Früh und regelmäßig am Nachmittag erhalten, anders hätte ich den Tag nicht meistern können“. Die Erkrankung hat zahlreiche Einschränkungen im täglichen Leben des ehrenamtlichen Rot-Kreuz-Mitarbeiters gebracht: „Durch die Schmerzen und die Bewegungseinschränkung waren gewohnte Aktivitäten, wie Reisen oder Gartenarbeit, nur mehr schwer oder gar nicht mehr möglich“. Mittlerweile kann sich Ferry Lachinger aber wieder dank verbesserter Therapiemöglichkeiten über eine zurückgewonnene, hohe Lebensqualität freuen. Zweimal jährlich kommt er zur Untersuchung in die Rheumaambulanz in das Salzkammergut Klinikum Gmunden. Während regelmäßige Blutkontrollen Auskunft über den Therapieverlauf geben, sorgen krankheitsbeeinflussende Injektionen, die im Abstand von ein bis mehrere Wochen verabreicht werden, für eine deutliche Verringerung der Beschwerden. Die Einnahme von Schmerzmedikamenten ist für Ferry Lachinger dadurch nur mehr in einem minimalen Ausmaß nötig.

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