Eisgenuss trotz Laktoseintoleranz

Gibt es etwas Schöneres, als an einem lauen Sommerabend mit Freunden einen Eisbecher zu genießen? Wohl kaum, wären da nicht diese Bauchschmerzen, die
die Gaumenfreude zuvor wahrlich unangenehm überschatten. Wer im Sommer unter
Verdauungsbeschwerden leidet, sollte seine Ernährung genau beobachten, denn
vielfach versteckt sich dahinter eine Unverträglichkeit von Milchzucker, der auch in
Eiscreme und Frozen Joghurt enthalten ist. Das LKH Gmunden gibt wertvolle Tipps,
wie sich Betroffene trotz Laktoseintoleranz dem Eisgenuss ohne Reue hingeben
können.

Blähungen, Bauchschmerzen, Magenknurren, Verstopfung, Durchfall und Übelkeit – die
Symptome einer Milchzuckerunverträglichkeit (= Laktoseintoleranz) können vielfältig sein.
Rund eine Million Österreicher/-innen sind von dieser Problematik betroffen, doch bis die
Ursache der Beschwerden gefunden wird, ist es oft ein weiter Weg. Oft wird Kohlgemüse für die Unpässlichkeiten verantwortlich gemacht – Zwiebel, Hülsenfrüchte oder Obst müssen als Sündenbock herhalten. Dabei ist es oftmals eine genetische Veranlagung, die dafür verantwortlich ist, dass Milchprodukte nicht vertragen werden bzw. dass die darin enthaltene Laktose nicht aufgespalten werden kann. Weitere Ursachen dafür können Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt bzw. andere Erkrankungen sein.
„Es müssen aber nicht nur Milchprodukte sein, die zu diesen Symptomen führen. Laktose ist in unzähligen Nahrungsmitteln enthalten“, weiß Prim. Dr. Bernhard Mayr, Leiter der Abteilung für Innere Medizin am LKH Gmunden, zu dessen Schwerpunkten
Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören. „Laktose findet man zum Beispiel auch in Schafund Ziegenmilch, Fertiggerichten, Wurstwaren, Eiscreme, Brot und sogar in manchen Medikamenten.“

Hat ein Patient/eine Patientin den Verdacht an Laktoseintoleranz zu leiden, empfiehlt Prim.
Mayr als erstes, ein Ernährungstagebuch zu führen. „Das ist insofern wichtig, da es auch
noch einige andere Lebensmittelunverträglichkeiten gibt, die ähnliche Symptome auslösen und diese oftmals auch zeitlich versetzt auftreten können.“ Eine weitere Möglichkeit, einen Selbsttest durchzuführen, ist es, für einige Tage auf gewisse Nahrungsmittel zu verzichten.
Denn wer einige Zeit konsequent alle laktosehaltigen Lebensmittel von seinem Speiseplan verbannt und dadurch eine Besserung der Beschwerdesymptomatik erzielt, leidet mit hoher Wahrscheinlichkeit an einem Laktasemangel. Verhärtet sich nach diesen Selbsttests der Verdacht auf eine Milchzuckerunverträglichkeit, gilt es den Hausarzt aufzusuchen, der über weitere Möglichkeiten bezüglich Diagnose und
Abklärung entscheidet. Eine sehr exakte Möglichkeit, eine Laktoseintoleranz zu erkennen
stellt der sogenannte Atemlufttest dar, der ambulant durchgeführt werden kann. „Bei diesem Test wird die Atemluft vor und nach der Einnahme einer Milchzuckerlösung gemessen.

Wichtig ist es, dass die Patient/-innen nüchtern nach Terminvereinbarung in die Ambulanz
kommen, um verlässliche Werte zu erhalten“, betont der Internist.
Bestätigt sich der Verdacht auf eine Laktoseintoleranz, was bei rund einem Drittel der
Europäer zutrifft, gilt es so weit wie möglich, die Aufnahme von Milchzucker zu reduzieren.
Dies bedeutet mittlerweile keinen großen Verzicht mehr, da im Handel eine Vielzahl an
laktosefreien Milchprodukten angeboten wird, bei denen der Milchzucker schon aufgespalten ist. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit auf Getreidemilch, Sojamilch oder Kokosmilch auszuweichen. Da Laktose aber auch in vielen anderen Lebensmitteln enthalten ist, empfiehlt sich zusätzlich eine Ernährungsberatung, um beschwerdefrei leben zu können.
„Basis für unsere Arbeit ist die Erhebung der Ernährungsanamnese eines Betroffenen.
Bezugnehmend darauf geben wir individuelle Diätempfehlungen für die Patientinnen und
Patienten. So wird sehr oft die Intoleranz mit einer Allergie verwechselt. Denn nicht alle
Milchprodukte verursachen Beschwerden, einige enthalten aufgrund der Herstellung keinen Milchzucker (=Laktose) mehr“, erklärt Mag.a Martina Heidecker, Diätologin am LKH
Gmunden.

Tipps für den unbeschwerten Eisgenuss im Sommer
- Wassereis und Sorbets enthalten keine Milchprodukte und sind somit laktosefrei
- Cremeeis und Frozen Joghurt enthält Laktose, außer es wurde zur Herstellung auf
laktosefreie Milchprodukte zurückgegriffen - Eisrezept ohne Laktose: Für den süßen Gusto im Sommer werden gefrorene Beeren mit laktosefreiem Joghurt und etwas Zucker oder Süßstoff püriert. Danach kann das Eis sofort serviert werden. Im Tiefkühler hält sich das Selfmade-Eis auch einige Tage!
Weitere Informationen zum Thema, sowie eine Liste von laktosefreien, laktosearmen und
laktosereichen Lebensmitteln finden Sie unter www.diaetologen.at
Sollte es einmal nicht möglich sein, auf laktosehaltige Lebensmittel zu verzichten, kann das mangelhaft vorhandene oder fehlende Enzym Laktase bei Bedarf auch mittels Tabletten ersetzt werden.

Weitere Meldungen