Gmundens Nachbarn drängen auf Verlängerung der Straßenbahn

Groß und festlich war am Dienstag abend eine besondere Geburtstagsfeier in der gut temperierten Remise der Gmundner Straßenbahn. Zwei Triebwägen – GM 5 (Baujahr 1911) und GM 8 (Baujahr 1962) – feierten den 101. bzw. 50. Geburtstag. Beide Fahrzeuge schaffen noch locker viele weitere Jahrzehnte, ein Beweis, wie robust, leistungsfähig, flexibel und nachhaltig eine Straßenbahn ist. Nostalgisches blieb beim Remisen-Fest im Hintergrund, im Mittelpunkt stand der Blick der Gmundner Straßenbahn nach vorne bzw. über die Traunbrücke. Otfried Knoll, der unermüdlich motivierende und bis in die Haarspitzen engagierte Obmann des Vereines “Pro Gmundner Straßenbahn”: “Viel Knochenarbeit steht noch bevor. Die geplante Verlängerung der Gmundner Straßenbahn um läppische 700 Meter ist ein europaweit wahrgenommenes Projekt, das Sinn macht und in die Zukunft weist. Thomas Bernhard widmete sein letztes Schriftstück der Gmundner Straßenbahn, darin sehe ich einen Auftrag!” Otfried Knoll gestaltete auch eine Broschüre – dieses druckfrische Werk sei besonders jenen empfohlen, “die ein Ziel haben”. Die Zweifler an der Zukunft der Gmundner Straßenbahn sollten´s erst recht lesen!
Städte wie Barcelona, Paris, Nizza, Florenz, München oder Linz (die Straßenbahn-Offensive in der Landeshauptstadt tüftelt am Ausbau der “Bim” Richtung Süden bis Haid und Richtung Norden bis Rohrbach) setzen auf die Vorzüge der Schiene und den Ausbau der Straßenbahn, neue Straßenbahn- und StadtRegioTram-Linien sind die Lösung jener Verkehrsprobleme, die in Zukunft noch viel größer zu werden drohen.

“Ich komme nach Gmunden und baue Ihnen dieses Ding!”.

Hoch interessante Aussagen traf Walter Casazza, der Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Karlsruhe und Albtal-Verkehrsgesellschaft, in seinem Festvortrag “Das Karlsruher System”. Der gebürtige Innsbrucker Verkehrsexperte betonte, dass sich das ungeahnt erfolgreiche Karlsruher Projekt sehr gut auf Gmunden übertragen lasse. Dass in Karlsruhe und Umgebung derart viele Menschen vom Auto aus- und in die Straßenbahn einstiegen sei ein Konzept, das eine ganze Region ins Blickfeld moderner Verkehrspolitik rückte. “Nur wenn die Politik mitmacht, lässt sich ein derartiges Projekt wie die Verlängerung der Gmundner Straßenbahn verwirklichen, technisch ist fast alles machbar – wir haben sogar einen Fluss überbaut, um Platz für die Straßenbahn zu schaffen. Die Politik konnte und kann aus dem “Karlsruher System” Erfolge ableiten, daher wird das Straßenbahnnetz ausgebaut und ausgebaut. Die Fahrgastzahlen haben sich in nur wenigen Monaten potenziert, viele Menschen wollen plötzlich nahe an den Schienen wohnen oder einen Betrieb errichten, 81 Prozent Wachstum war in der Region um Karlsruhe möglich”, geriet Walter Casazza ins Schwärmen. Casazza verabschiedete sich mit einem bemerkenswerten Statement: “Wenn die politischen Kräfte an einem Strang ziehen, ist das Gmundner Straßenbahnprojekt auch in Zeiten eines Sparpaketes durchführbar. Setzen Sie Beschlüsse, ich komme gerne nach Gmunden und baue Ihnen dieses Ding!”

“Schützenhilfe” kommt auch von NR Anton Heinzl.

Otfried Knoll hatte noch eine weitere Verstärkung in der Person des Nationalratsabgeordneten Anton Heinzl (als Vorsitzender des parlamentarischen Verkehrsausschusses hat er den direkten Draht zu Verkehrsministerin Doris Bures) zur Seite. “Ich unterstütze das Gmundner Projekt zu 100 Prozent. Bündeln Sie die Kräfte, dann ist das Geld aufzutreiben – beispielsweise über den Finanzausgleich, in nur eineinhalb Jahren ist wieder Geld zu lukrieren.”

Lokalbahn bis zum Schulzentrum Vorchdorf?.

Hinter die Verlängerung der Gmundner Straßenbahn Richtung Seebahnhof stellten sich auch die drei Landtagsabgeordneten Martina Pühringer, Sabine Promberger und Hannes Peinsteiner, die neben Geburtstagswünschen auch “positive Signale” von LH Josef Pühringer und Verkehrslandesrat Hermann Kepplinger übermittelten. Gmundens Bürgermeister Heinz Köppl: “Bund, Land, die Stadt Gmunden und die drei Gemeinden Gschwandt, Kirchham und Vorchdorf müssen das Straßenbahn-Projekt in Cooperation möglich machen, soferne es leistbar ist.” Die drei Bürgermeister Franz Wampl (Gschwandt), Hans Kronberger (Kirchham) und Gunter Schimpl (Vorchdorf) waren zum Fest mit der Straßenbahn angereist – und stellten sich in klaren Statements voll und ganz hinter das Projekt. Gunter Schimpl möchte noch einen Schritt weitergehen und die Vorchdorfer Bahn um einen Kilometer bis zum Schul- und Einkaufszentrum in Vorchdorf verlängern.
Geschäftsführer Günter Neumann (Stern & Hafferl) oblag neben der Begrüßung auch das Schlusswort: “Jetzt werden die Projektkosten für die Verlängerung der Straßenbahn ermittelt und dann machen wir Nägel mit Köpfen.”
Durchs Festprogramm führte Markus Roth, die “Traunbridge Dixie Swingers” unterhielten musikalisch, Gourmet-Fleischer Hermann Gruber verwöhnte kulinarisch – und draußen fuhr die Straßenbahn bis in die späte Nacht Sonderfahrten im dichten Schneetreiben . . .

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