Betriebsräte orten Aufschwung in den Unternehmen

Das Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (ISW) hat die Betriebsratsvorsitzenden der oberösterreichischen Betriebe zu ihrer Einschätzung über die wirtschaftliche Situation in ihren Unternehmen befragt. Das Ergebnis: In den Betrieben hat ein Aufschwung eingesetzt, acht von zehn Befragten gehen von einer positiven Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten aus. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: „Wenn wir diesen Aufwärts-Trend in den Betrieben halten wollen, müssen wir in die Beschäftigten investieren - vor allem in Form von kräftigen Lohnerhöhungen.“

Die ISW-Betriebsrätebefragung wird einmal pro Jahr unter allen Betriebsratsvorsitzenden in den oberösterreichischen Unternehmen durchgeführt. In der Befragung 2016 schätzen die Befragten die wirtschaftliche Lage der Betriebe optimistisch ein: 80 Prozent gehen von einer positiven Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten aus. 83 Prozent sehen auch die Geschäftsentwicklung auch mittelfristig als „eher gut“ bis „sehr gut“.

Die Beschäftigten in den Unternehmen bekommen von diesem Aufschwung allerdings zu wenig zu spüren. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: „Die erwirtschaftete Ertragssteigerung wird kaum in die Beschäftigten oder in die Betriebsstätten investiert. Das schadet unserer gesamten Wirtschaft.“ Die Betriebsrätinnen und Betriebsräte bestätigen dies: Nur ein Fünftel schätzt, dass die Investitionen in das Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten steigen werden. Alle anderen gehen davon aus, dass die Investitionsentwicklung gleich bleibt oder sogar sinkt.

Beim Personalstand zeigt die Befragung zwar eine leichte Tendenz nach oben – mehr Betriebsräte als im Vorjahr erwarten im nächsten Jahr Neueinstellungen – allerdings in zu geringem Ausmaß, als dass die steigenden Anforderungen in den Betrieben damit wettgemacht werden könnten: Deutlich mehr als die Hälfte schätzt, dass der Personalstand gleich bleiben wird. Entsprechend auffällig ist der wahrgenommene Anstieg bei den Belastungen am Arbeitsplatz. Die psychischen Belastungen - wie emotionaler Druck und Stress - steigen seit Jahren, 2016 beobachten 68 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden eine Zunahme der psychischen Belastungen. Kein einziger Betriebsratsvorsitzender berichtet von einem Rückgang.

Auch die körperliche Arbeitsbelastung steigt an, aber in geringerem Ausmaß als noch im Vorjahr: Etwa ein Drittel der Betriebsratsvorsitzenden findet, dass die körperlichen Belastungen steigen. Zwei Drittel meinen, sie blieben gleich. Ein Rückgang ist nicht zu erkennen. Dazu kommt: 83 Prozent der Befragten geben an, dass im Betrieb regelmäßig Überstunden und Mehrarbeit anfallen. Kein Wunder, dass für 44 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden das Thema Gesundheitsförderung das für sie wichtigste ist, dicht gefolgt vom steigenden Leistungsdruck.

Die Befragung zeigt auch ein mangelndes Bekenntnis der Unternehmen zur betrieblichen Weiterbildung auf: Bei der Hälfte der Betriebsräte/-innen nimmt Weiterbildung in der Firma nur einen mittelmäßigen Stellenwert ein, 16 Prozent sprechen sogar von einem niedrigen Stellenwert. „Dabei wäre gerade Weiterbildung der Beschäftigten eine gute Investition in die Zukunft eines Unternehmens, von der alle profitieren würden: die Beschäftigten, das Unternehmen, die gesamte Wirtschaft und die Gesellschaft“, so Kalliauer. Er fordert von den Unternehmen, den Aufschwung auch für verstärkte Investitionen in die betriebliche Weiterbildung zu nutzen – auch im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung. Weiters ruft Kalliauer auf, alles zu tun, um die positive Stimmung in den Betrieben zu stabilisieren, in erster Linie durch Investitionen in die Niederlassungen und in die Beschäftigten, etwa durch kräftige Lohnerhöhungen. AK-Präsident Kalliauer: „Die Unternehmen müssen ihre Erträge wieder verstärkt produktiv einsetzen.“

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