„Ich hab’ den Sex, sie den Appeal“: Symposium zur „Blume von Hawaii“

Symposium Die Blume von Hawaii Foto Yuliya Atzmanstorfer
Symposium Die Blume von Hawaii Foto Yuliya Atzmanstorfer

Nein. Es geht nicht darum, woran die meisten von uns denken. Und ja. Es ist eine Metapher. Der Komponist Paul Abraham hatte die Ideen, die Kraft, die Energie und das Talent. Aber nur die Darsteller konnten alles umsetzen. Darum ging es im Stefan Freys Vortrag über das ursprüngliche Produktionsteam von „Die Blume von Hawaii“, nämlich um die Autoren und die Stars bei der ersten Aufführung dieser Revue-Operette im Metropoltheater im Jahr 1931. Im Rahmen des Lehár Festivals Bad Ischl fand am 27. Juli ein Symposium im Kongress & TheaterHaus zum Thema: „Die Blume von Hawaii“ – Fremdheit, Migration, Musiktheater statt. In Kooperation mit der Universität Salzburg präsentierten Musik- und Theaterwissenschaftler, Filmemacher und Dramaturgen, Choreographen und Musiker aus dem deutschsprachigen Raum ihre wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit der Operette „Die Blume von Hawaii“. Ischler Bürgermeister Hannes Haide eröffnete mit Akzenten auf die „Verflechtung“ der Abrahams Biografie mit „Die Blume von Hawaii“ sowie sprach über die positiven Resonanzen des Publikums und den Wunsch des Festivals nach mehr Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit. Henning Hagedorn erläuterte Besonderheiten bei seiner Arbeit mit Abrahams Partitur und berichtete über eine alte Theatertradition. „Die Blume von Hawaii“ – so Hagedorn – „ist eine große Operette: Ganz viele Personen in einer sehr wirren Handlung. Man versteht eigentlich gar nicht worum es geht. Aber es geht um eine Frau zwischen zwei Männern und ganz viele weitere Rollen. Es hat was mit der amerikanischen Besatzung zu tun. Aber in erster Linie geht es eigentlich nur darum, in einem schönen Bühnenbild ganz viel tolle Musik zu präsentieren. Paul Abraham – der Komponist von ‚Die Blume von Hawaii‘ – legte die Instrumentation, also welche Instrumente wann spielen sollen, ganz spät fest. Er hat nicht vorher einen Plan gemacht, sondern das wurde alles erst sehr spät entschieden. Damit kann heute kaum jemand umgehen: Kaum ein Dirigent und viele Theatermusiker wissen nicht mehr wie das geht. Und das ist meine Hauptaufgabe: Heute es wieder so aufzuschreiben, wie es damals geklungen hat. Das ist eine Besonderheit von Paul Abraham. Das große Problem an dieser Art, wie Abraham gearbeitet hat, ist, dass es kein Original gibt. Bei der Uraufführung wurde es in einer gewissen Form gespielt. Aber schon bei der nächsten Inszenierung mit einem anderen Theater wurde es wieder anders gespielt. Und das war damals normal, dass man sich nicht am Anfang ein Original ausgedacht hat, was immer so gespielt werden muss, sondern es sollte und darf immer wieder anders gespielt werden. Und dann habe ich natürlich diese anderen Fassungen auch gehört, wie es aufgenommen wurde, wie es später nach dem zweiten Weltkrieg aufgenommen wurde und habe dann versucht so aufzuschreiben, dass es so klingt, wie es damals möglich war.“ Weiter ging es bei Agnieszka Zagozdzon um die Orientierung des Werkes an Broadway-Normen mit dem Fazit des Vortrages, dass es nicht mehr und nicht weniger Jazz auf Hawaii gab wie am Broadway. Judith Wiemers suchte nach amerikanischen Motiven in Abrahams Operetten, Matthias Pasdzierny setzte sich mit Neu-Verfilmungen von Abrahams Operetten auseinander und zeigte schwarz-weiße, sehr interessante Filmausschnitte mit Unterwasseraufnahmen. Carolin Stahrenberg bot Vergleiche zwischen Inszenierungen an unterschiedlichen deutschen Theatern dar, und Sandra Chatterjee erzählte über Perspektiven aus der Sicht einer Tänzerin. Als Letzter referierte Nils Grosch über Räume, Rassen und Territorien in „Die Blume von Hawaii“. Thomas Enzinger, Leopold Kern und Stephan Kopf diskutierten zum Schluss über Aktualität und Produktion der heurigen Eröffnungsoperette des Lehár Festivals. Das Symposium war ein spanender Austausch für alle Referenten und ein sehr informativer Tag für das ausgewählte Publikum.

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