Brandaktuelle Befragung der AK zur Kinderbetreuung

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ

Die betroffenen Eltern stellen der Kinderbetreuung in Oberösterreich ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Die Eltern sind zwar mit der Arbeit der Kindergarten-Beschäftigten zufrieden, haben aber große Schwierigkeiten mit den Rahmenbedingungen. Denn mit der Einführung der Nachmittagsgebühren hat sich das ohnehin schon schlechte Angebot im Bundesland noch einmal verschlechtert – tageweise wurde das Angebot um 20 Prozent zurückgefahren. „Eine völlig groteske Situation“, ist AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer verärgert. „Die Eltern müssen jetzt für etwas Gebühren bezahlen, das sich genau durch diese Gebühren verschlechtert hat.“ Für mehr als ein Drittel der Befragten ist es schwieriger geworden, die Betreuung zu organisieren. Jedes fünfte Kind wurde von der Nachmittagsbetreuung abgemeldet.

Kein Wunder, dass in dieser Situation drei Viertel der befragten Eltern die Gebühr für die Nachmittagsbetreuung für nicht sinnvoll halten. „Während den Eltern in ihren Berufen immer mehr Flexibilität abverlangt wird, ist die Kinderbetreuung nicht nur unzureichend wie eh und je, sondern noch einmal starrer geworden“, macht AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer seinem Unmut Luft. Dabei ginge es auch anders: „Mit einem guten Kinderbetreuungsangebot könnten viele Probleme berufstätiger Eltern gelöst werden. Das geht bis hin zum Fachkräftemangel. Denn viele gut ausgebildete und motivierte Mütter und Väter möchten zwar ganztägig arbeiten, können aber nicht, weil sie einfach keinen passenden Betreuungsplatz für ihr Kind bekommen.“

Für nur 4,1 Prozent der Unter-Dreijährigen und 23,6 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen gibt es in Oberösterreich einen Kinderbetreuungsplatz, der mit Vollzeitarbeit kompatibel ist. Damit liegt Oberösterreich weit unter dem österreichischen Durchschnitt, bei den Unter-Dreijährigen im Bundesländervergleich sogar völlig abgeschlagen an letzter Stelle. Jeder fünfte Kindergarten im Land schließt schon vor 14 Uhr seine Pforten, nicht einmal jeder dritte hat länger als bis 16 Uhr offen.

Aufgrund zahlreicher Beschwerden lud die AK rund 16.800 betroffene Väter und Mütter zu einer Elternbefragung ein. Und die bestätigt, worauf die AK seit Beginn der Gebührendiskussion hingewiesen hat: 27 Prozent der Eltern berichten von Gruppenzusammenlegungen, elf Prozent waren von Gruppenschließungen betroffen, zehn Prozent von Kürzungen der Nachmittagsöffnungszeiten. Bei neun Prozent der Eltern wurde die Anzahl der Öffnungen an Nachmittagen reduziert. Nicht einmal die Hälfte der befragten Familien hat an allen fünf Werktagen ein Nachmittagsbetreuungsangebot. 34 Prozent der Befragungsteilnehmer/-innen haben jetzt Schwierigkeiten, eine entsprechende Betreuung zu finden. Durch die Gebühr wurde ein Abmeldeprozess in Gang gesetzt, der wegen des Antwortverhaltens der Eltern noch nicht abgeschlossen ist und im günstigsten Fall auf 23 Prozent ansteigt, im ungünstigsten Fall auf 33 Prozent. Von jenen Befragungsteilnehmern/-innen, die ihr Kind bis zum Befragungszeitpunkt nachmittags noch betreuen ließen, fühlen sich 41 Prozent (!) finanziell sehr belastet und weitere 32 Prozent eher belastet. Einkommensschwache Kleinfamilien und Alleinerziehende konnten ihre Kinder mangels Alternativen nicht abmelden und mussten die Gebühr „schlucken“.

Die Ergebnisse der Elternbefragung zeigen einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen den angebotenen geöffneten Nachmittagen und dem Beschäftigungsausmaß: Nur 48 Prozent der Eltern, deren Kindergarten an drei oder weniger Tagen oder gar nicht nachmittags geöffnet hat, können mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten. Wenn der Kindergarten fünf Tage geöffnet hat, dann steigt dieser Anteil auf immerhin 65 Prozent.


Kritik an Land und Vorschläge zur Lösung der Probleme

Dass die oberösterreichischen Politik die institutionelle Kinderbetreuung – ausgehend von einem unzureichenden Niveau – völlig kontraproduktiv noch einmal zurückfährt, kann nicht nachvollzogen werden und stößt bei der AK auf Unverständnis.

„Für die Arbeiterkammer ist es höchste Eisenbahn, dass die Landespolitik endlich Lösungen für die Probleme in der Kinderbetreuung angeht“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Die Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung müssen sofort wieder abgeschafft werden – Kinderbetreuung muss für alle Familien kostenlos sein. Kinderbetreuungseinrichtungen müssen nachhaltig finanziell abgesichert werden – dazu sind deutlich mehr Mittel des Bundes nötig. Die Anzahl der Kinderbetreuungsplätze – besonders für Unter-Dreijährige – muss rasch angehoben werden. Diese Plätze müssen beiden Elternteilen eine Vollzeitarbeit ermöglichen und auch die Ferienbetreuung abdecken. Das bestehende Platzangebot muss außerdem auf seine Vereinbarkeit mit der Berufstätigkeit der betroffenen Eltern überprüft werden.

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