Jede fünfte Überstunde unbezahlt!

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer - Foto Arbeiterkammer OÖ

Jede fünfte geleistete Überstunde blieb in Österreich im Vorjahr unbezahlt. Das sind insgesamt 45 Millionen Arbeitsstunden. Den Beschäftigten wurde dadurch rund eine Milliarde Euro vorenthalten, im Schnitt fast 10.000 Euro pro betroffener Person. „Wir wollen nicht länger hinnehmen, dass Arbeitnehmer/-innen um ihre gerechte Bezahlung geprellt werden“, so AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er fordert daher einen 100 Prozent Strafzuschlag für nichtbezahlte Über- und Mehrarbeitsstunden und eine verpflichtende monatliche Vorlage von Arbeitszeitsaufzeichnungen durch die Unternehmen.

Laut Statistik Austria beläuft sich der gesamte Überstunden- und Mehrarbeitsstunden-Berg vom Vorjahr in Österreich auf rund 250 Millionen (OÖ: 38 Millionen Stunden). 663.100 Beschäftigte (OÖ: 109.700) haben 2017 regelmäßig Über- bzw. Mehrarbeitsstunden geleistet. Fast ein Fünftel wurde nicht abgegolten, weder in Zeitausgleich noch in Geld. Österreichweit verloren 120.000 Personen dadurch rund eine Milliarde Euro (OÖ: 150 Millionen Euro). Pro Kopf gingen so rund 9.800 Euro verloren.

Die Gründe, warum Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf ihren Überstunden „sitzenbleiben“, sind so unterschiedlich wie die Arbeitgeber-Methoden, um die entsprechende Bezahlung vorzuenthalten. Arbeitnehmer/-innen werden so lange vertröstet, bis die Ansprüche verfallen sind. Viele wagen es aus Angst um den Arbeitsplatz nicht, unbezahlte Überstunden einzufordern.

Manche Unternehmen anerkennen auch gewisse Arbeitszeiten (z. B. Vorbereitungs- oder Abschlussarbeiten nach Geschäftsschluss) nicht als Arbeitszeiten an, fälschen systematisch Arbeitszeitaufzeichnungen zu ihren Gunsten oder verhindern die Aufzeichnung unzulässiger Überstunden.

„Falls die Bundesregierung den Zwölf Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche einführt, hätte dies negative Auswirkungen auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, so AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Wenn in Verbindung mit langen Durchrechnungszeiträumen die Tages- bzw. Wochen-(Höchst-)-Arbeitszeiten ausgeweitet werden, stehen insgesamt rund zwei Milliarden Euro an Zuschlägen für Überstunden bzw. Mehrarbeitsstunden auf dem Spiel.


Die AK Oberösterreich fordert daher mehrere entsprechende gesetzliche Maßnahmen:

· Zur Abschreckung sollen Unternehmen für jede nichtbezahlte Über- und Mehrarbeitsstunde einen Strafzuschlag von 100 Prozent bezahlen müssen.

· Unternehmen sollen gesetzlich verpflichtet werden, jeder Arbeitnehmerin/jedem Arbeitnehmer unaufgefordert mit der Lohnabrechnung eine genaue Arbeitszeitaufzeichnung vorzulegen.

· Beweislastumkehr: Falls die monatliche Vorlage von Arbeitszeitsaufzeichnungen nicht eingehalten wird, soll das Unternehmen beweisen müssen, dass die Forderung der Arbeitnehmerin/des Arbeitnehmers zu Unrecht besteht.

· Die systematisch falsche Arbeitszeitaufzeichnung durch ein Unternehmen soll ein Straftatbestand werden.

· Gleiche Zuschläge für Mehrarbeit von Teilzeitbeschäftigten wie für Überstunden für Vollzeitkräfte sollen verhindern, dass Unternehmen Arbeitnehmer/-innen gezielt nur Teilzeit beschäftigen, um Zuschläge zu sparen.

„Die Unternehmen verkaufen die Leistungen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voll, und daher müssen sie auch voll dafür bezahlen“, so AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

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