In der Saline Ebensee brodelt es gewaltig – Proteste der Mitarbeiter

Eigentlich wäre für Freitag im Werk Ebensee der Salinen Austria ein „Tag der offenen Tür“ geplant gewesen. Stattgefunden hat aber eine nicht öffentliche Betriebsversammlung außerhalb des Betriebsgeländes, bei Party-Stehtischen und einer Jause. Partystimmung kam keine auf – im Gegenteil: Es hagelte schwere Vorwürfe gegen die Salinen-Eigentümer und gegen die Geschäftsführung.

Die beiden Betriebsrats-Chefs der Saline Ebensee, Christoph Neubacher (Angestellte) und Karl-Heinz Klausner (Arbeiter) organisierten am Freitag vormittag eine nicht öffentliche Betriebsversammlung, bei der auch Außenstehende rasch merkten, dass hier etwas am Brodeln ist. Entlang der Straße zur Saline Protest-Plakate, am Werkstor Security-Personal, Absperrungen, aus den Lautsprechern Musik von Hubert von Goisern („Magst mi du nit . . . “), eine gespannte Athmosphäre – ein wenig von Kriegszustand. Aus der Feldküche des Roten Kreuzes gab´s Leberkäsesemmeln und Getränke.

Um 10 Uhr hätte die Betriebsversammlung beginnen sollen, die beiden Gewerkschafts-Landessekretäre Walter Schopf und Andreas Stangl waren aber noch bei einem (letzten?) Gespräch mit Vorstandsvorsitzenden Stefan Maix. Um 10.30 Uhr traten die beiden mit der enttäuschenden Mitteilung „Keinen Zentimeter Bewegung seitens des Vorstandes“ vor die versammelten Arbeiter und Angestellten.

Er glaube sich im falschen Film, beschrieb Andreas Stangl seine Erlebnisse bei Gesprächen mit Eigentümer Hannes Androsch. Androsch habe die Salinen-Betriebsräte als „faule Äpfel, die den Betrieb madig machen“ bezeichnet. Auch Walter Schopf habe viele Gespräche geführt und versucht, mit den Salinen-Eigentümern Hannes Androsch und Ludwig Scharinger nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Walter Schopf: „Seitens der Eigentümer und des Vorstandes existiert kein Problembewusstsein.“ Als dann nach der Verabschiedung einer Resolution der Belegschaft an die Salinen-Eigentümer auch noch ein Herr Grüneis (Raiffeisen Landesbank OÖ) das Wort ergriff, und das Einmischen der Gewerkschaft in die Angelegenheiten der Saline als Frechheit bezeichnete, drohte die Versammlung zu eskalieren.
Es sind ja tatsächlich haarsträubende Zustände in diesem Traditionsbetrieb, die die beiden Salinen-Betriebsräte Neubacher und Klausner schilderten. Sie würden als Lügner und Saboteure beschimpft, Mitarbeiter von Kameras ständig überwacht, Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden angeordnet, erkrankte Mitarbeiter angerufen, sie müssen so bald wie möglich ihre Arbeit wieder aufnehmen, Schichtarbeitern der Zutritt zur Kantine verwehrt, Streichung von Sozialleistungen, kurzfristige Schichtänderungen – generell sei der Führungsstil des Salinen-Management unmenschlich, es fehle jedes Anzeichen von Handschlagqualität. Und kommt es dann doch wieder einmal zu einem Gespräch mit dem Vorstand, dann würden nur Vorwürfe wie „Ihr führt das Unternehmen in den Abgrund“ laut, oder gar Drohungen ausgesprochen. Viele weitere Beispiele einer „Unternehmens-Unkultur“ wurden genannt. So müssen sich die Lehrlinge den 244 Euro teuren Staplerführerschein selbst bezahlen, es werde gemobbt und mit fadenscheinigen Begründungen gekündigt. Christoph Neubacher und Karl-Heinz Klausner: „Wir fordern ein Ende der untragbaren Arbeitsbedingungen, ein Ende der Willkür und der Schikanen. Wir wollen auf Augenhöhe mit dem Vorstand verhandeln, um gemeinsam mit bestmöglichen Lösungen zum Wohle des Unternehmens zu finden.“

Das obligate „Glück auf“ der Redner klang an diesem Vormittag irgendwie anders . . .

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