Teuerung treibt immer mehr Menschen in Sozialmärkte

Rund 24.000 Menschen in Oberösterreich müssen aufgrund der Teuerung in Sozialmärkten einkaufen, Tendenz steigend. „In einem reichen Bundesland wie Oberösterreich darf es keine Schlangen vor Sozialmärkten geben. Und dennoch sind sie wichtig, weil die steigenden Preise immer mehr Familien in ihrer Existenz gefährden“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Daher ist es dringend notwendig, dass das Land Oberösterreich mehr Geld für die Sozialmärkte zur Verfügung stellt, damit sich auch Menschen mit einem geringen Einkommen ihren Einkauf leisten können. „Oberstes Ziel muss aber sein, die Rekordinflation zu bekämpfen und Armut abzuschaffen“, so Stangl.


Das Land Oberösterreich tut viel zu wenig gegen die Teuerung. Trotz einiger kosmetischer Maßnahmen hat Oberösterreich beim sozialen Sicherungssystem deutlichen Nachholbedarf. Die reale Kaufkraft breiter Bevölkerungsschichten schwindet, viele Menschen können sich die Lebensmittel in regulären Supermärkten nicht mehr leisten. Sie sind darauf angewiesen, in Sozialmärkten einzukaufen. „Auch wenn es eine Schande ist, dass in einem so reichen Bundesland wie Oberösterreich Sozialmärkte überhaupt notwendig sind, weil die Politik viel zu wenig gegen Armut unternimmt, sind die Sozialmärkte ein wichtiges Instrument, um Haushalten mit geringen Einkommen gezielt, treffsicher und unbürokratisch zu helfen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.


Denn Einkaufen im Supermarkt wird immer mehr zur finanziellen Herausforderung. Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln liegen weit über der Inflationsrate, die auch im Dezember weiterhin zweistellig war. Der aktuelle AK Preismonitor zeigt, dass ein Warenkorb mit den jeweils 40 billigsten Lebens- und Reinigungsmitteln zwischen September 2021 und Dezember 2022 um fast 42 Prozent teurer geworden ist. Der Preis für Butter ist in diesem Zeitraum um 77 Prozent gestiegen, für Mehl sogar um 111 Prozent. Kein Wunder, dass die Zahl der ausgestellten Berechtigungskarten zum Einkauf in Sozialmärkten im vergangenen Jahr um ein Viertel gestiegen ist. Derzeit sind in Oberösterreich rund 24.000 Menschen berechtigt, in Sozialmärkten einzukaufen. Das „Potenzial“ ist jedoch deutlich höher, sind doch in Oberösterreich (Stand 2021) rund 147.000 Personen armutsgefährdet.


Wichtig ist daher, dass die Sozialmärkte mehr Lebensmittel bzw. eine dauerhafte Förderung vom Land Oberösterreich erhalten, um die Nachfrage decken und die gestiegenen Betriebskosten stemmen zu können. „Die vom Land einmalig bereitgestellten 800.000 Euro für alle Sozialmärkte in Oberösterreich sind zu wenig. Dieser Betrag muss den Sozialmärkten dauerhaft gewährt werden“, fordert der AK-Präsident.


Nichtsdestotrotz muss das Hauptziel der politischen Anstrengungen die Bekämpfung der Rekordinflation sein. Die Politik muss regulierend in den Markt eingreifen und mit Preisbegrenzungen Wohnen, Energie, Heizen und Lebensmittel wieder leistbar machen. Zweites großes Ziel muss sein, die Armut im reichen Industriebundesland Oberösterreich abzuschaffen. Mit der Novelle der Sozialhilfe im Dezember ist das nicht gelungen. Wer in Oberösterreich auf Sozialhilfe angewiesen ist, erhält derzeit maximal 1.053,64 Euro netto pro Monat. Diese Leistung liegt um rund 320 Euro unter der Armutsgrenze. Wenn Kinder im Haushalt leben, wird die Situation noch prekärer.


Daher muss das Land endlich mehr Geld für die Sozialhilfe in die Hand nehmen als bisher. Im Jahr 2021 waren das lediglich 31,2 Millionen Euro. Das sind nicht einmal zehn Prozent der Mehreinnahmen, die das Land im Jahr 2022 aus den Ertragsanteilen des Bundes lukrieren konnte. „Würde man die Ausgaben für die Sozialhilfe um ein Drittel erhöhen, könnten viele Menschen und besonders Kinder von ihrer Armut befreit werden“, so der AK-Präsident.

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