Internationaler Inkontinenztag macht auf stilles Leiden aufmerksam

DGKPin Kornelia Buchner-Jirka, Kontinenz- und Stomaberaterin am Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck. 
Bildquelle: OOEG
DGKPin Kornelia Buchner-Jirka, Kontinenz- und Stomaberaterin am Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck. Bildquelle: OOEG

Viele sind betroffen, aber kaum jemand redet darüber. Rund zehn Prozent der Bevölkerung leiden an Inkontinenz, dem Unvermögen, Harn – in selteneren Fällen auch Stuhl – zurückzuhalten und willentlich auszuscheiden. Trotz großem Leidensdruck wird das Problem oft aus Scham verschwiegen, obwohl Inkontinenz in vielen Fällen sehr gut und einfach behandelbar wäre.

Schnell noch den schweren Korb vom Einkaufswagen in das Auto heben und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, spürt man, dass Harn aus der Blase abgeht, ohne dass man irgendetwas dagegen tun kann. Die Belastungsinkontinenz ist die häufigste Form der Blasenschwäche. Oft genügt ein Niesen oder eben das Heben schwerer Lasten, und Harn geht tröpfchenweise oder auch in größerer Menge verloren.

Neben der Belastungsinkontinenz unterscheidet die Medizin noch zwischen Drang- und Überlaufinkontinenz. Während es bei der Dranginkontinenz zu einem Zusammenziehen des Blasenmuskels und damit zu plötzlichem Harndrang kommt, entleert sich bei der Überlaufinkontinenz die vollgefüllte Blase nur tröpfchenweise. Auch bei neurologischen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose (MS) oder nach einem Schlaganfall kann das willentliche Ausscheidungsverhalten gestört sein.

Frauen häufiger betroffen
Aufgrund der Belastung der Muskulatur vor und während der Geburt und hormoneller Faktoren leiden Frauen häufiger an Inkontinenz als Männer. Deshalb sollte vorbeugend schon während der Schwangerschaft mit einem angeleiteten Beckenbodentraining begonnen werden.

Inkontinenz ist gut behandelbar
„Vielen fällt es schwer, die Hürde zu überwinden und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen“, berichtet DGKPin Kornelia Buchner-Jirka, Kontinenz- und Stomaberaterin am SK Vöcklabruck, aus der Praxis.



Doch so vielfältig die einzelnen Arten und Ausprägungen dieser unangenehmen Erkrankung sind, so variantenreich sind die Ursachen, aber auch die Möglichkeiten der Behandlung. Oft genügt eine medikamentöse Therapie, eine Elektrostimulation oder ein unter fachlicher Anleitung durchgeführtes Beckenbodentraining, um die Muskulatur zu kräftigen. Auch eine Veränderung der Trink- und Essgewohnheiten kann bereits zu einer Verbesserung führen. Wenn diese einfach umzusetzenden Methoden keine Wirkung zeigen, können kleinere operative Eingriffe in Erwägung gezogen werden. Wichtig ist in jedem Fall eine fachärztliche Abklärung. „Die Patientinnen und Patienten können sich gerne nach ärztlicher Zuweisung und Terminvereinbarung vertrauensvoll an unsere Inkontinenzambulanz im SK Vöcklabruck wenden. Viele, die glauben, mit dem Problem leben zu müssen, sind dann überrascht, dass ihnen geholfen werden kann“, ermutigt Kornelia Buchner-Jirka die Betroffenen.

Internationaler Inkontinenztag am 30. Juni macht aufmerksam
Inkontinenz ist ein Tabuthema, das Menschen aller Altersgruppen und jeden Geschlechts betrifft und über das die Betroffenen kaum sprechen. Im schlimmsten Fall kann die kleine Unpässlichkeit zur gesellschaftlichen Isolation, bestimmt aber zu einer Einschränkung der persönlichen Freiheit führen. Dabei kann eine Abklärung rasch und meist unkompliziert zu einer Verbesserung und im Idealfall zu einer Beseitigung des unangenehmen Problems führen.

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