Andrea Ypsilanti: Mischt euch wieder ein, seid unbequem, baut Netzwerke!

Super-Stimmung, Sonnenschein und Frauenpower im besten Sinne: Rund 350 Frauen aus allen Bezirken kamen gestern zur Festveranstaltung der SPÖ Frauen OÖ ins Papiermachermuseum nach Steyrermühl, um den Internationalen Frauentag am 8. März „nicht nur zu feiern, sondern auch zu befeuern“ wie es Landesfrauenvorsitzende Sonja Ablinger formulierte. Bezirksfrauenvorsitzende LAbg. Sabine Promberger freute sich über das volle Haus und die vielen Ehrengäste – u.a. 2. Landtagspräsidentin Gerda Weichsler-Hauer und Landesrätin Gerti Jahn.

Andrea Ypsilanti, Landtagsabgeordnete aus Hessen erinnerte die Frauen daran: „Wir warten noch immer auf die Hälfte des Himmels, Brot und Rosen gibt es nicht zu gleichen Teilen. Auch wenn Frauen heute formal den Zugang zu allen Berufen haben, dank Quote in Parlamente und Aufsichtsräte vorrücken, so bleiben sie dennoch von den echten Zirkeln der Macht ausgeschlossen“. Viele Frauen der mittleren und älteren Generation seien einfach erschöpft, junge Frauen würden sich diese Mühen erst gar nicht antun wollen: Zu den früheren drei K’s - Kind, Küche, Kirche (wobei dieser Begriff für das Ehrenamt steht) sei noch ein viertes K dazugekommen: die Karriere, im Sinne von Erwerbstätigkeit. Im Gegenzug hätten ihnen die Männer aber kein K abgenommen. Frauen leisten 31 Stunden unbezahlte Arbeit in der Woche, Männer 19. Männer werden beklatscht, wenn sie sich drei Monate lang um die Kinder kümmern. Bei Frauen ist es selbstverständlich, wenn sie jahrelang unbezahlte „Care-Arbeit“ verrichten. Diese geleistete Arbeit bringt keinen Profit, wird nicht entlohnt, ist somit nichts wert und entwertet auch jene, die sie leisten. „Wir wollen uns nicht mehr zwischen Beruf und Familie entscheiden – wir wollen beides und auch die jungen Männer wollen das“, ist Andrea Ypsilanti überzeugt. Der einzige Weg dorthin führe über eine Arbeitszeitverkürzung: Jeweils 25 bis 30 Stunden für beide Elternteile müssten reichen.

Bankenkrise, Klima-, Ressourcen- und Bildungskrise, aufkeimende Kriegsgefahren – überwiegend von Männern verursacht. Ohne Frauen, nur mit männlichen Expertenrunden, werde es keinen Weg aus diesen Krisen geben. „Sich auf der Quote auszuruhen wäre verhängnisvoll. Frauen müssen an die Töpfe und in die Zirkel der Macht – dorthin, wo wirklich die Entscheidungen gefällt werden. Auch wenn ihr erschöpft seid, oder euch diese Mühen nicht antun wollt: seid kämpferisch, sagt, was ihr anders macht, mischt euch wieder ein, seid unbequem, nehmt die Gefahr von Rückschlägen in Kauf, baut an Netzwerken und macht euch gegenseitig die Räuberleiter, um das zu erreichen“, gab Ypsilanti den oö. Frauen mit auf den Weg und erinnerte sie an Worte von Simone de Beauvoir: Frauen werden beim Wort genommen – wenn sie nichts fordern, bekommen sie auch nichts.

Sonja Ablinger äußerte die Hoffnung, dass bei den EU-Wahlen im Mai, die Krise in Europa zum Thema gemacht werde: nur ein sozialdemokratischeres Europa sei in der Lage, Änderungen herbeizuführen. Frauen sind freier im Kopf, sie denken anders und sie sollten nicht erst dann ans Ruder kommen, wenn bereits alles den Bach hinuntergegangen ist, war man sich einig.

Künstlerin, Sängerin und Kabarettistin Eva D. aus Wien (mit Braunauer Wurzeln) gelang es, mit ihrem energiegeladenen Programm den Bogen an diesem gelungenen Nachmittag im Sinne der Frauen weiter zu spannen: Spaß haben, sich auf die eigenen Stärken konzentrieren, auch einmal nach- und loszulassen. Das macht es den Frauen leichter, die Herausforderungen des Alltags hin und wieder auch mit einem Augenzwinkern zu bewältigen.

Weitere Meldungen

Copyright
Philip Platzer for Wings for Life World Run

HEUTE -- Wings for Life World Run:

Österreich macht sich bereit für den größten Lauf der Welt

Tausende Österreicher:innen haben sich bereits für den Wings for Life World Run angemeldet, um am Sonntag für die zu laufen, die es nicht können.

weiter lesen ...