Mut, zu sich selbst zu stehen, genießen lernen

Foto: Maga Bettina Gangl
Foto: Maga Bettina Gangl

Mut, zu sich selbst zu stehen, genießen lernen – wichtige Maßnahmen zur Vermeidung von Essstörungen
Essstörungen spielen in unserer Gesellschaft vor allem bei Mädchen und Frauen eine immer größere Rolle. Die Klinische- und Gesundheitspsychologin Mag.a Martina Schweiger ist Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle Inneres Salzkammergut und legt vor allem auf Präventionsarbeit großen Wert.

Eltern können das Risiko eines Ausbruchs einer Essstörung verringern
Mag.a Schweiger betont, dass die Eltern im Vorfeld sehr viel dazu beitragen können, das Risiko eines Ausbruchs einer Essstörung zu verringern.
„Lassen sie ihre Kinder in dem Gefühl aufwachsen, dass das Aussehen nur ein Aspekt unter vielen ist und hüten sie sich vor negativen Aussagen über das Aussehen ihrer Kinder.“
Einer der wichtigsten Aspekte zur Prävention bei Kindern und Jugendlichen ist allerdings die Stärkung des Selbstwertgefühls, Stärken aufzubauen, Fähigkeiten und Eigenschaften zu loben und dem Kind Mut zu machen zu sich selbst zu stehen. „Kinder dürfen ihren eigenen Weg finden und auch gehen – auch wenn er von den Vorstellungen der Eltern abweicht.“ Auch das Sprechen über Gefühle, das Thematisieren von Konflikten und das Setzen von Grenzen sind wertvolles „Handwerkszeug“ im Elternhaus zur Vorbeugung gegen Essstörungen. „Denn den Raum zu geben offen über negative Gefühle oder Konflikte sprechen zu können und dabei ein respektvolles Gegenüber zu haben, trägt sehr zur Förderung der psychischen Gesundheit bei.“
Wichtig als Vorbeugung ist beispielsweise auch, dass die Eltern ein gesundes Essverhalten vorleben. Das Einhalten von regelmäßigen Mahlzeiten und das Vermeiden von latenten Diäten können hierbei als wichtige Aspekte genannt werden. „Es ist überdies wissenschaftlich bewiesen, dass Diäten das Auftreten von Essstörungen begünstigen können - das andauernde gedankliche Beschäftigen mit Essen und Nicht-Essen kann hierbei ihren Anfang nehmen.“ Viele Menschen, deren Essverhalten gestört ist, legen eine hohe Leistungsorientierung an den Tag. Darum wäre es wichtig, dass Eltern in der Erziehung ihrer Töchter und Söhne das Augenmerk nicht zu sehr auf Leistung legen und eher versuchen, all zu hohen Leistungsdruck zu vermeiden, dem Kind, Jugendlichen zu vermitteln, dass Perfektionismus „nicht gesund“ ist. „Den Fokus auf die schönen Dinge des Lebens zu lenken, die nichts mit Leistung zu tun haben, sondern einfach nur Spaß machen oder entspannen, dies gehört in den Alltag integriert. - In der heutigen Leistungsgesellschaft wichtiger denn je“.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist, dem Kind, dem Jugendlichen zu lernen das Essen, gemeinsame Mahlzeiten zu genießen.



Was tun, wenn die Essstörung bereits ausgebrochen ist?
Wenn Eltern jedoch den Verdacht haben, dass bei ihrem Kind eine Essstörung vorliegt, ist es wichtig diese Wahrnehmung offen auszusprechen und hierbei eine einfühlsame, aber sachliche und klare Haltung beizubehalten.
„Zeigen Sie offen Ihre Sorge, sprechen Sie über Ihre Gefühle - der wertschätzende Umgang ist im Zuge dessen sehr wichtig. Haben Sie Geduld wenn der/ die Betroffene sich die Essstörung anfangs nicht eingesteht.“
Wenn der Verdacht bestätig ist, bieten Sie Unterstützung an bzw. klären über professionelle Unterstützung auf. Es ist von hoher Wichtigkeit die Essstörung nicht zu bagatellisieren.
Für Betroffene und Angehörige ist der Leidensdruck enorm, doch wenn man professionelle Unterstützung annimmt, kann man wieder zu einem normalen und genussvollem Essverhalten zurück finden.
Diese Unterstützung findet man bei Klinischen- und GesundheitspsychologInnen, Psychotherapeutinnen oder in Psychosomatischen Kliniken.

Die Frauenberatungsstelle Inneres Salzkammergut ist auch Anlaufstelle zur Klärung von Essstörungen (auch für Angehörige) und bietet längerfristige Unterstützung bzw. adäquate Weitervermittlung an.
Terminvereinbarung unter 06132 21331.

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