Prof. Martin Lees (Club of Rome)

Donnerstag, 15. November 2012, 19:30 Uhr WIRTSCHAFTSKAMMER GMUNDEN

Referent Prof. Martin Lees, Jahrgang 1941 und gebürtiger Schotte, hat an der Universität Cambridge Ingenieurwissenschaften studiert und anschließend ein Nachdiplomstudium in Brügge absolviert. Nach einer Tätigkeit in der Privatwirtschaft wechselte er 1972 zur OECD. Ab 1978 arbeitete er in verschiedenen Abteilungen der Vereinten Nationen in leitenden Positionen. Unter anderem koordinierte er die Bereiche Wissenschaft und Technologie und betreute Programme für die Internationale Zusammenarbeit mit China. Neben diesem Engagement bei den Vereinten Nationen baute er den Chinarat für internationale Zusammenarbeit in Umwelt und Entwicklung auf und leitete das Internationale Komitee für Wirtschaftsreformen und Zusammenarbeit. Er initiierte auch zahlreiche Projekte zur Zusammenarbeit mit den neuen unabhängigen Staaten der früheren Sowjetunion. Bis heute ist er als Berater der chinesischen Regierung für Fragen der Klimaveränderung und nachhaltigen Entwicklung tätig. Von 2001 bis 2005 war er Rektor der Friedensuniversität der UNO in Costa Rica und lancierte zahlreiche neue Initiativen. Von 2008 bis Anfang 2010 war er Generalsekretär des Club of Rome mit Sitz in Winterthur, Schweiz, bis heute ist er für die Organisation als Berater tätig.

Vortrag Prof. Martin Lees hat aufgrund seiner jahrzehntelangen Mitgliedschaft beim Club of Rome - dessen Generalsekretär er in den Jahren 2008-2010 war - und als Kenner der internationalen Ökologiebewegung einen tiefen Einblick in ökologische Entwicklungen und in die Auswirkungen bisheriger Umweltschutzaktivitäten.

Ausgangspunkt für seine Ausführungen ist die aktuelle Klimasituation mit einer Erderwärmung, die - auf die nächsten Jahrzehnte hochgerechnet - Ausmaße erreichen wird, die mit einer enormen Bedrohung des Menschen und seiner Umwelt einhergehen wird. Wenn auf unserer Erde der vom Westen geprägte und weltweit nachvollzogene Kurs eines mit einem enormen Energieeinsatz betriebenen Wachstums beibehalten wird, müsste für eine Weltbevölkerung von 9 Milliarden mit einer entsprechend angewachsenen Mittelschicht bis 2050 die Energieproduktion verdoppelt werden. Zur Vermeidung irreparabler Klimaschäden wäre es aber umgekehrt notwendig, Emissionen um 50-80% zu reduzieren. Die Lösung dieses Dilemmas verlangt einerseits akute und drastische Maßnahmen, die von den derzeitigen politischen Entscheidungsträgern bisher nicht annähernd umgesetzt wurden, anderseits aber ist zur Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels eine systemische Diagnostik notwendig, die neben den ökologischen Problemen die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Hintergründe einbezieht und auf eine Entkoppelung von Wachstum und hohem Energieverschleiß hinausläuft. Innerhalb einer derartigen Analyse stellt der Klimawandel nicht das Hauptproblem, sondern vielmehr das Symptom einer Ideologie dar, die auf die Selbstregulationskräfte des freien Marktes und die Koppelung von Wachstum mit hohem Energieverschleiß vertraut.

Lees zeigt auf, dass die Lösung der anstehenden Probleme nicht eine Frage mangelnder Expertise ist, sondern ein Mangel an Einstimmigkeit und Entschlossenheit in der Festlegung und Einhaltung von Grenzwerten und – vor allem – ein Mangel an Förderung von alternativen Modellen und Strategien im Bereich Energie, Wachstum und Entwicklung ist.
Nach der Darstellung der verschiedenen Problembereiche wird er Möglichkeiten und Beispiele für nachhaltige und faire Entwicklungsmaßnahmen auf Basis neuer Wachstumsvorstellungen aufzeigen. Er sieht darin zahlreiche Möglichkeiten für den Einsatz neuer Technologien und für die Etablierung einer neuen Wirtschafts- und Lebensform.

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