Thomas Bernhard zum 90. Geburtstag

Anlässlich des 90. Geburtstags von Thomas Bernhard am 9. Februar erinnern die Salzkammergut Festwochen Gmunden an den geistreichen Erzähler, streitbaren und unbestechlichen Beobachter. Mit einer Serie von Minilesungen wechseln sie dafür in den digitalen Raum und machen Lust auf die Auseinandersetzung mit Bernhards Werk. Wegbegleiter und Freunde der Festwochen lesen Ausschnitte aus ihrem Lieblingswerk. Schauspielgrößen wie Michael Maertens oder Cornelius Obonya sind dem Aufruf gefolgt und können auf der Festwochen-Website (www.festwochen-gmunden.at) oder in den Sozialen Medien unter #meinThomasBernhardMoment nachgesehen werden.

Kommenden Dienstag wäre Thomas Bernhard 90. Jahre alt geworden. Die Salzkammergut Festwochen Gmunden gedenken ihm mit einer Serie von Minilesungen im Netz. Daneben arbeiten sie an einem vielfältigen Bernhard Schwerpunkt für den Sommer verrät ihr künstlerischer Leiter, Dr. Christian Hieke. „Wir wollen mit unserem Thomas Bernhard Schwerpunkt nicht nur das Leben und Werk dieses bedeutenden Schriftstellers lebendig halten, im Vertrauen auf beständigen Wechsel, auf Bewegung und Fortschritt, suchen wir auch danach, Bezüge zum Hier und Jetzt unserem Publikum erfahrbar zu machen. Liebe Freunde und Wegbegleiter wie Hermann Beil oder Birgit Minichmayr, werden uns im Sommer dabei unterstützen, denn an Bernhards Werk kommt, ja will man nicht vorbei“, erläutert Hieke leidenschaftlich.
­ Dass die Festwochen auch in herausfordernden Zeiten es schaffen, soziales Erleben und Gemeinschaft in Kultur zu ermöglichen, haben sie schon letzten Sommer eindrucksvoll bewiesen. „Wir setzen auch heuer alles daran, unserem treuen Publikum Kunst und Kultur mit allen Sinnen erleben zu lassen und Zugang zu Kunst und Kultur zu schaffen. Mithilfe hoher Sicherheits- und Gesundheitsvorkehrungen wird uns dies auch gelingen, denn die Gesundheit unserer BesucherInnen und KünstlerInnen ist uns sehr wichtig“, ist die kaufmännische Geschäftsführerin, Dr. Johanna Mitterbauer überzeugt. Über 30 Veranstaltungen in den Genres Klassik, Jazz/Crossover, Theater, Literatur, Architektur und Kunst sind geplant, Anfang April soll das reichhaltige Kulturprogramm 2021 der Festwochen präsentiert werden, lässt sie wissen.
­ Der streitbare und unbestechliche Beobachter Bernhard wird wohl einen besonderen Platz im Programm erhalten. Soviel darf schon verraten werden, man ist im Gespräch mit Claus Peymann, dem ehemaligen Burgtheaterdirektor und Weggefährten von Bernhard, der auch selbst für Aufruhr und Skandale gesorgt hat. „Küssen wir das Theater liebevoll, aber leidenschaftlich wach“, soll Peyman bei seiner letzten Inszenierung von Bernhard mit „Der deutsche Mittagstisch“ im Theater an der Josefstadt, gesagt haben. Den Festwochen könnte das gelingen, denn nach wie vor fasziniert Bernhard als Schriftsteller und als Mensch.
­ In der Nähe der Festwochen Gmunden renovierte Thomas Bernhard einen Vierkanthof und ließ sich, wohl nicht immer friktionsfrei, auf die Dorfgemeinschaft von Ohlsdorf ein. Spitzzüngig lässt sich im posthum veröffentlichten, hochdramatischen Briefwechsel mit seinem Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld nachlesen, wie es vermutlich zum Honorar für die Investition kam: Ich forderte 40.000 DM, weil ich es eilig hatte, in zwanzig Minuten. Unseld hatte zu diesem Zeitpunkt vierzig Grad Fieber. Ich forderte also damals, wie ich heute denke, für jeden Fiebergrad des Verlegers tausend Mark.

Kein Dramatiker hat in Österreich mehr Widersprüche erzeugt als Bernhard – sein Drama „Heldenplatz“ beispielsweise wurde von vielen als nationale Beleidigung empfunden, von anderen als wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte. Bernhard und Österreich – seit jeher eine schwierige Beziehung.
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Mit den Minilesungen wollen die Festwochen dazu anregen, einen kleinen Streifzug durch das Leben und künstlerische Schaffen Bernhards anzutreten und dem wortmächtigen Übertreibungskünstler leidenschaftlich Ehre erweisen.

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