TAG 6
Schlafende Hunde sollte man scheinbar nicht wecken. Sonst gibt’s Ärger.
Nachdem wir gestern Sonntag zwei Drachen unterschiedlichen Baujahres im Union Yacht Club Wolfgangsee besichtigten, um zu sehen wie es im Cockpit aussieht, wo die Hacken für den Hebestropp angebracht werden und am Abend die Videos von unserem Drachen genauestens analysiert hatten, schien es machbar endlich den Haken am Drachen einzuhängen. Die Seile waren vorbereitet, die Taucher im Wasser, Stages mit Dekogasen an der Leine, und ab ging es in die Tiefe. Auf Andreas wartete bereits der ROV mit den nötigen Seilen im Masttop des Drachen.
„Die Scheinwerfer hell erleuchtet, super Sicht lag ich gut in der Zeit und soweit lief alles nach Plan. Ich positionierte die Seile wie vorgesehen, tauchte ab zum Deck des Drachen und verschaffte mir einen Überblick. Die Bodenbretter fehlten, aber dann lief gar nichts mehr nach Plan.
„Die Ausstattung unseres Drachen ist eine ganz andere als bei den beiden im Yachtclub besichtigten, sagt Andreas Pressberger. In engen Abständen verliefen unter den Bodenbrettern in Bootslängsrichtung die Leinen für die Segel, von den beiden Befestigungspunkten keine Spur. Ich tauchte in die Schlupfkajüte, sah dort wo ich die Öse erwartete einen Seilhaufen den ich besser nicht berührte, denn dann wäre durch aufgewirbeltes Sediment die Sicht gleich null gewesen. Wieder draußen aus der Schlupfkajüte suchte ich nach der hinteren Öse um wenigstens einen Haken einhängen zu können. Keine Chance in dem engen Spalt, die vielen Leinen,...Rückzug. Aber auch das ging nicht mehr. Nach einer Schrecksekunde konzentrierte ich mich wie ich es beim Höhlentauchkurs gelernt habe, überlegte und stellte fest dass ich eigentlich nur mit den Ventilen der Flaschen am Rücken festhängen konnte. Ein Griff nach hinten und ich kam wieder frei. Gute Ausbildung und jede Menge Training sind bei solch extremen Tauchgängen die Lebensversicherung.“
Die Zeit war abgelaufen, unverrichteter Dinge musste ich auftauchen und an der Oberfläche schmiedeten wir einen Plan für Dienstag. Ein weiterer Tauchgang zum Drachen ist in der Früh notwendig. Wir machen einen gezielten Schnitt ins Großsegel um einen Schlupf unterhalb der Wanten um den Mast anzubringen. Hier hängen wir die Bergeseile ein um am Nachmittag einen Bergungsversuch zu starten.
Gelingt das nicht, oder gibt der angeschlagene Mast bim Bergeversuch nach, ist die Aktion für heuer gelaufen. Mittwoch müssen wir abbauen, Ausrüstung versorgen und Donnerstag wieder unseren Jobs nachgehen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt! Trotz aller Schwierigkeiten sind wir zuversichtlich den Drachen Dienstag schwimmen zu sehen.