Auftakt in Gmunden: AK und Raiffeisenverband unterstützen Solo-Selbständige, wenn sie eine Genossenschaft gründen

Die Corona-Krise hat viele der 50.000 Solo-Selbständigen in Oberösterreich an den Rand des finanziellen Ruins gebracht. In dieser Situation bieten die Arbeiterkammer und der Raiffeisenverband Oberösterreich nun gemeinsam Hilfe an. Die beiden Organisationen fördern ab sofort die Gründung von Genossenschaften. Damit können die Vorteile selbständiger Arbeit mit den Vorteilen unselbständiger Beschäftigung verknüpft werden. Selbständige haben durch die Anstellung in Beschäftigten-Genossenschaften ein finanzielles und soziales Sicherheitsnetz. Der Start für diesen neuen und unkonventionellen Weg der Hilfe war in Gmunden.


Im Haus Salzkammergut präsentierten Vertreter/-innen von AK und Raiffeisenverband kürzlich interessierten Besuchern/-innen diese interessante Idee. Die Arbeiterkammer und der Raiffeisenverband haben sehr unterschiedliche Aufgaben. In zwei Punkten sind sie sich aber einig: nämlich beim Raiffeisen-Prinzip „Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele“ und beim Gewerkschaftsprinzip „Gemeinsam sind wir stärker“. Und genau diese Leitsätze treffen am besten, was das Wesen von Genossenschaften ausmacht.


Mit dem Begriff „Raiffeisen“ und dem Begriff „Genossenschaft“ verbinden die meisten Menschen Banken, Lagerhäuser und Molkereien. Es gibt aber noch viel mehr Genossenschaften in Oberösterreich – etwa Bürgergenossenschaften, Energiegenossenschaften, Einkaufsgenossenschaften, Verkaufsgenossenschaften oder etwa Otelo, eine Beschäftigten-Genossenschaft mit angestellten Mitgliedern, die sich aus den Offenen Technologielaboren entwickelt hat.


Dr.in Edith Konrad von der AKOÖ sowie Mag.a Ursula Kretzenbacher und Spartenleiter Gerhard Steinkress vom Raiffeisenverband OÖ stellten die Vorteile einer Erwerbsgenossenschaft vor: Die Genossenschaft bietet Solo-Selbständigen große Freiräume in der Gestaltung ihrer Arbeit und sie sind in den geschäftlichen Organismus der Genossenschaft eingebunden. Sowohl als Entscheider in ihrer Rolle als Inhaber und Mitglied, als auch als Mitarbeiter/-innen durch die Anstellung in der Genossenschaft. Sie sind in der Genossenschaft in ihren unterschiedlichen Rollen – Entscheider, Unternehmer, Angestellter – nicht auf sich allein gestellt, können gemeinsam Ziele verfolgen und sich gegenseitig unterstützen.


Solo-Selbständige arbeiten in der Genossenschaft in einem Team, haben sozialen Austausch, gemeinsame Weiterbildung und können eventuell gemeinsam auch größere Aufträge, die für einzelne Selbständige nicht machbar wären, bewältigen. Durch gemeinsame Strukturen, wie etwa Back-Office oder Buchhaltung, bekommen Solo-Selbständige mehr Spielraum für ihre zentralen Tätigkeiten. Durch die Möglichkeit der Anstellung in der Genossenschaft sind Solo-Selbständige überdies in die sozialen Sicherungssysteme (Kranken-, Pensions-, Arbeitslosenversicherung) vollständig eingebunden. Jetzt in der Krise wären beispielsweise Solo-Selbständige über Kurzarbeit abgesichert gewesen.


Interessenten/-innen können sich an Dr.in Edith Konrad von der Arbeiterkammer Oberösterreich, konrad.e@akooe.at, oder Gerhard Steinkress, g.steinkress@rvooe.raiffeisen.at, und Mag.a Ursula Kretzenbacher, u.kretzenbacher@rvooe.raiffeisen.at, vom Raiffeisenverband Oberösterreich wenden.


Bildtext: Stellten in Gmunden das Projekt „Erwerbsgenossenschaft für Solo-Selbständige“ von links: Gerhard Steinkress (RVOÖ), Edith Konrad (AKOÖ), Ursula Kretzenbacher (RVOÖ) und Michael Weidinger (AKOÖ).

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