So spart die Stadt Gmunden Energie

Bürgermeister Mag. Stefan Krapf und Gemeinderat DI Dr. Peter Grundnig zeigen das Ergebnis des internen Brainstormings: einen Ordner mit 140 Energiesparideen fürs eigene Arbeitsfeld.©StGG
Bürgermeister Mag. Stefan Krapf und Gemeinderat DI Dr. Peter Grundnig zeigen das Ergebnis des internen Brainstormings: einen Ordner mit 140 Energiesparideen fürs eigene Arbeitsfeld.©StGG

Was macht ihr eigentlich, um Energie zu sparen? Diese Frage komme ständig, und sie seien sich dessen bewusst, dass die Kommune ernsthaft sparen und Vorbild sein müsse, sagen Bürgermeister Stefan Krapf und Gemeinderat Peter Grundnig, der die aktuellen Einspar-Aktivitäten der Stadt anstieß.
Hier ein Zwischenbericht, der die eine oder den anderen hoffentlich auch inspiriert:

IDEENBÖRSE UNTER ALLEN MITARBEITENDEN
Aufgrund der explodierenden Energiepreise und der Energieknappheit eröffnete die Stadt im Herbst eine interne Ideenbörse. 83 Mitarbeitende lieferten 253 Energiesparideen aus dem eigenen Arbeitsumfeld ab, teils sogar mehrere, sodass 140 eigenständige Ideen übrig blieben. „Unser Dank gilt allen MitarbeiterInnen, die sich so viel überlegt haben. Die hohe Rücklaufquote spricht auch für ein gutes Arbeitsklima in der Stadtgemeinde“, freut sich Peter Grundnig.

Die Vorschläge wurden priorisiert, die besten gilt es jetzt umzusetzen. Manche sind sofort realisierbar: Heizkörper freistellen und entlüften, Stoßlüften statt Fenster kippen,…
Für andere braucht es erst politische Beschlüsse und Budgets, die jüngst in der Dezember-Sitzung des Gemeinderates auch mehrfach gefasst wurden; etwa € 500.000,00 für Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Gebäuden und € 200.000,00 für thermische Sanierung.
Die 3. Kategorie, Bewusstseinsbildung, ist ein permanenter Prozess, zu dem auch dieser Beitrag hier gehört.

HOTOVOLTAIK & GEBÄUDESANIERUNGEN
Den Bau von Sonnenstrom-Anlagen wird die Stadt gezielt verfolgen, nicht nur auf den Dächern gemeindeeigener Häuser. Peter Grundnig, er ist studierter Verfahrenstechniker: „Wenn wir pro Jahr 300 kWp (Kilowatt peak) installieren, werden wir bis zum Ende der Legislaturperiode 75 Prozent unseres Stroms bilanziell selber herstellen.“
Für die thermische Sanierung der gemeindeeigenen Gebäude werden sowohl für die Wohngebäude wie auch die öffentlichen Gebäude Sanierungskonzepte erstellt. Daraus wird dann ein Umsetzungsplan mit der entsprechenden Finanzierung erstellt und in den politischen Gremien darüber abgestimmt. Als erster kleiner Schritt wird bereits im nächsten Jahr der Turnsaal der Nikolaus Lenau-Schule gedämmt.

BEI DEN JÜNGSTEN ANFANGEN
Unter den vier größten Gasverbrauchern der Gemeinde befinden sich drei Schulen. Alleine zehn große Schul- und Kindergartengebäude muss die Stadt erhalten. Dort ist bewusster Umgang mit Energie leider noch keine Sebstverständlichkeit. „Gekippte Fenster, aufgespreizte Türen mit Heizkörpern direkt hinter der Tür kann man trotz der kalten Jahreszeit noch sehen“, weiß Grundnig aus eigener Recherche.
Die Stadt setzt deshalb bei der Bewusstseinsbildung an Schulen und in Kindergärten an, bezieht alle PädagogInnen und Kinder mit ein und verteilt beispielsweise Aufkleber mit Ratschlägen vom „Energiefuchs“. Dieser lacht einen beispielsweise auf Fenstern an und animiert zum Stoßlüften (Foto).

WASSERSPAREN IN GMUNDEN HEISST STROMSPAREN
Andere Informationen müssen gebetsmühlenartig unters Volk gebracht werden. Vielen dürfte die Tatsache neu sein, dass im wasserreichen Gmunden Wassersparen auch Stromsparen bedeutet und daher ein Gebot der Stunde ist. Während das Wasser anderer Orte vom Berg herunterschieße und sogar noch zur Stromerzeugung genützt werden könne, müssen wir all unser Wasser in die Hochbehälter hinaufpumpen, berichtet Peter Grundnig. Diese Pumpen sind mit rund 20 Prozent der größte Stromverbraucher der Stadt.

HEIKLE THEMEN: SPORTSTÄTTEN, SOMMEREIS
Über abendliches Flutlicht auf Sportplätzen oder das Heizen der Hallen und Turnsäle für die Vereinsnutzung am Abend und am Wochenende wird natürlich auch debattiert. Die Hallentemperaturen seien längst abgesenkt und keiner beschwere sich darüber, dass er jetzt im Trainingsanzug und nicht mehr in der ‚Kurzen‘ spielen müsse, weiß Stefan Krapf, der auch Sportreferent ist. Ein Zusperren komme, so der Bürgermeister, vorerst nicht in Frage, weil fatale soziale Auswirkungen zu befürchten seien, vor allem für Junge.
Das heikelste Kapitel ist das Sommereis in der Eishalle, ein Stromfresser sondersgleichen. Hierfür hat der Stadtrat schon Vorgaben geschaffen: die Kosten sind 1:1 dem Nutzer aufzubürden, sodass eine Trainingswoche nunmehr € 17.000,00 statt bislang € 3.000,00 kosten wird. Dadurch ist jetzt das Sportministerium am Zug, das Gmunden zu einer der drei olympischen Eissportstätten Österreichs erklären will. Sollen weiterhin nationale und internationale Kader hier im Sommer trainieren, müssen die Zuschüsse für das in Summe € 220.000,00 teure Sommereis aus Wien kommen.
Zusperren ist auch für „Energiesparmeister“ Peter Grundnig vorerst nicht das Ziel: „Bevor wir harte Einschränkungen machen, müssen wir erst einmal alle unsere Sparpotentiale erkennen, ausschöpfen und einem soliden Monitoring unterziehen.“

ENERGIEKOSTEN STEIGEN UM 175 PROZENT ODER 1,4 MIO EURO
Zum Schluss die nüchternen Zahlen: Die Energiekosten der Stadt werden von € 800.000,00 (2022) auf € 2,2 Mio. (2023) ansteigen, also um 175 Prozent. Das ist keine Schätzung mit Unsicherheiten, sondern eine solide Berechnung kraft der eben abgeschlossenen Gas- und Stromlieferverträge.


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