Segelboot-Bergung am Wolfgangsee

Die Zusammenfassung

Die Suche
Im Jahr 2005: ein Artikel in der Yacht Revue führt Andreas Pressberger und Andreas Bürger auf die Spur des gesunkenen Segelbootes. 3 Jahre später waren alle rechtlichen Aspekte geklärt.
Herbst 2008: Die Recherchen beginnen, Augenzeugen werden befragt, das Suchgebiet festgelegt, und viele weitere Vorbereitungen abgearbeitet.
April 2009: gemeinsam mit einem deutschen Kollegen und Sonarexperten führen wir erste Suchfahrten durch, um den 2005 bei einer Segelregatta im Sturm gesunkenen Drachen zu finden. Technische Probleme zwingen uns zu einer Projektunterbrechung, doch am 08.November 2009 gelingt nach mehrstündiger Suche eine eindeutige Lokalisierung des gesuchten Segelbootes in 97 m Tiefe.

Die Fakten
Bootstyp: Drache
Gesunken: 2005
Tiefe: 97 Meter
Gewicht des Bootes: ca. 1700kg
Das Projektteam:
Andreas Pressberger, Andreas Bürger, Stefan Neuhauser, allesamt erfahrene Enthusiasten.

Das Projektteam:
Ein Team aus gleichberechtigten Partnern mit dem gleichen Hobby

Andreas Pressberger
o Beruflich im Event- und Projektmanagement tätig
o Erfahrener Tauchlehrer der Tauchschule Traunsee
o Begeisterter Segler
o Umfangreiche Erfahrung im Sport-, Mischgas- und Höhlentauchen, mit Unterwasserarbeiten und Bergungen
o War am Projekt „Manta“ von Stefan Neuhauser beteiligt
o Hat Erfahrung mit der Planung und dem Bau von Bergeausrüstung

Andreas Bürger
o Gelernter Schlosser
o Erfahrener Segler
o Zuständig für Recherchen, den Umbau der Hebekonstruktion, etc.
o Ein kreativer Kopf mit handwerklichem Geschick und vielen Fähigkeiten die für den Erfolg des Projektes wichtig sind.

Stefan Neuhauser
o Langjährige Erfahrung in Bezug auf „Suche – Ortung – Bergung“ von versunkenen Gegenständen Suche und Bergung von zwei Segelbooten aus 70 bzw. 160 Meter Tiefe (1995-1997 und 2001) Vermessung / Dokumentation von Gas- und Wasserleitungen bis in 140 Meter Tiefe im Traunsee (1998).
o Intensive Projektbeteiligung bei der Suche und Bergung des P47 Kampfbombers „Dottie Mae“ aus dem Traunsee (2004-2005).
o Entwicklung der dafür nötigen Ausrüstung und Technik Infos zu den Projekten unter www.underwater-search-recovery.com

Nach zahlreichen und zeitintensiven Vorbereitungen ging es nun an die eigentliche Bergung.

Mittwoch 23.Juni 2010
Seit dem frühen Morgen ist das Bergeteam, Andreas Pressberger, Stefan Neuhauser und Andreas Bürger mit dem Transport der Bergeausrüstung beschäftigt, die in jahrelanger Arbeit konstruiert, gebaut, weiterentwickelt und getestet wurde.
Andreas Pressberger: „Natürlich sind wir zuversichtlich. Es ist ja nicht unsere erste Bergung. Die bestehende Erfahrung ist unbezahlbar, aber dennoch wissen wir dass bei derart hochkomplexen Vorhaben immer etwas schief gehen kann.“
Für heute steht noch der Zusammenbau und weitere Tests der Ausrüstung am Plan.

Donnerstag 24.Juni 2010
Nach letzten Feineinstellungen an den diversen Kameras auf Hallo 2 fuhren wir zu später Stunde auf den zunehmend ruhiger werdenden See hinaus. Das Ziel war eine erste Begegnung des ROV’ s mit dem gesunkenen Boot die uns auch bereits nach 15 Minuten glückte. Bis jetzt hatten wir nur schemenhafte Sonarbilder in Schwarzweiß, mit der Kamera bekamen wir erste Farbbilder des Segelbootes und wichtige Erkenntnisse über Zustand, Lage und mögliche Befestigungspunkte am Segelboot. Leider verhakte sich der ROV an den losen Leinen des Drachen und wir mussten die Kamera in der Tiefe lassen und die Aktion für heute abbrechen.

Freitag 25.Juni 2010
Die einzige Chance den ROV wieder frei zu bekommen war ein gut vorbereiteter und abgesicherter Tauchgang. Die entsprechenden Gase waren bereist gemischt, der Tauchplan wurde vorbereitet, das Team und die Sicherungstaucher gebrieft. „Sicherheit steht für uns neben erstklassiger Ausbildung an oberster Stelle. Solche Taucheinsätze wie heute sind kein Spaziergang, brauchen viel Erfahrung, akribische Vorbereitung, selbst dann bleibt natürlich ein Restrisiko. Aber genau dieses gilt es zu minimieren.“ sagt Andreas Pressberger.
Top Team, Top Leistung. Der ROV konnte unbeschadet geborgen werden.
Nach dem erfolgreichen Tauchgang disponierten wir um und ein neuer Plan lag auf dem Tisch.

Samstag 26.Juni 2010
Da das Rigg des Bootes beim Sturm während des Unterganges Schaden genommen hat und nicht mehr sicher genug schien um daran den Drachen zu heben, wollten wir versuchen die an der Oberfläche üblichen Gurte zum Heben des Bootes auch an unserem Drachen in der Tiefe anzubringen.
Wir begannen also damit die dafür nötige Ausrüstung vorzubereiten.

Sonntag 27.Juni 2010
Diesen Tag widmeten wir dem Aufbau des Bergeequipments, der Hebekonstruktion (Seilwinde), detailierten Recherchen der Drachenkonstruktion als Vorbereitung auf den entscheidenden Tauchgang, Vorbereitung der Bergeseile.
Ein Lokalaugenschein bei anderen Drachen lieferte wichtige Erkenntnisse über die Lage der Befestigungspunkte. Am Abend verfilmten wir erneut das Boot in der Tiefe um weitere wichtige Erkenntnisse für den am Montag geplanten Tauchgang zu bekommen.

Montag 28.Juni 2010
Früh am morgen begannen wir mit den Vorbereitungen für einen sicheren und entscheidenden Tauchgang. Andreas Pressberger musste in der Tiefe aber feststellen dass die Ausstattung des gesunkenen Drachen eine ganz andere ist als die der besichtigten Boote, darüberhinaus einige Seile an entscheidender Stelle im Boot lagen, deren Entfernen auf Grund des Sediments im Boot null Sicht zur Folge gehabt hätte, so dass an ein sicheres Befestigen der Hebegurte nicht zu denken war.
Die geplante Tauchzeit drohte abzulaufen, ein Abbruch daher unvermeidlich. An der Oberfläche schmiedeten wir wieder einen neuen Plan für Dienstag. Ein weiterer Tauchgang zum Drachen ist in der Früh notwendig. Wir machen einen gezielten Schnitt ins Großsegel um einen Schlupf unterhalb der Wanten um den Mast anzubringen. Hier hängen wir die Bergeseile ein um am Nachmittag die eigentliche Bergung einzuleiten.
Das Risiko, dass der beschädigte Mast brechen könnte mussten wir nun eingehen da es die letzte Chance war den Drachen zu bergen.

Dienstag 29.Juni 2010
Der Tauchgang war ein voller Erfolg. Andreas Pressberger befestigte planmäßig den Gurt am Mast, befestigte insgesamt vier Bergeseile am gesunkenen Drachen und tauchte von Sicherungstauchern begleitet exakt nach Plan wieder auf.
Noch am Abend brachten wir mehrere Hebeballone mit einer Zugkraft von insgesamt 900kg an den Bergeseilen an die wir über Nacht hängen ließen um den Drachen der tief im Schlamm steckte zu lockern.

Mittwoch 30.Juni 2010
Alles lief nach Plan. Die Hebekonstruktion wurde an den Bergeseilen angebracht, Stefan und Andreas machten sich zum Tauchen fertig, Andi kümmerte sich um den Oberflächensupport.

Schon bald gingen wir mit der Winde auf Zug, die 900 kg Zugkraft der Hebeballons die wir am Vortag an den Seilen angebracht hatten haben über Nacht das Boot derart gelockert, dass die befürchtete Saugwirkung des Schlammes gleich Null war.

Stefan bediente die Winde, Andreas setzte einen Hebeballon nach dem anderen, auf alle 4 Bergeseile verteilt und füllte diese komplett. Die Tragkraft der einzelnen Hebeballone lag zwischen 100 und 200 kg. In Summe brachten wir 900 kg an den Seilen an. Immer dann wenn ein Ballon die Winde an der Oberfläche erreichte wurde dieser durch einen Ballon gleicher Tragkraft in der Tiefe ersetzt. Warum wurden die Ballons ganz gefüllt? Wenn der Ballon zur Hälfte gefüllt ist dehnt sich die Luft am Weg zur Oberfläche aus und die Kraft mit der der Ballon nach oben zieht wird immer größer. Das gilt es zu vermeiden da sonst die Bergung unkontrollierbar wird. Die Winde zog also gerade mal 400 kg bei 1600 kg Auftriebsreserve.

Am späten Nachmittag schaute der Mast bereits aus dem Wasser, das Deck 3 Meter unter der Wasseroberfläche, eine der vielen heißen Phase einer Bergung. Schnell brachten wir unter dem Rumpf aufblasbare Schläuche an mit denen das Deck über Wasser gehalten werden sollte. Entfernt man dann mit einer Pumpe das Wasser im Bootsinneren, beginnt das Boot zu schwimmen.

Sepp und Andreas merkten beim Befestigen der Schläuche plötzlich eine Abwärtsbewegung des Drachen, entfernten sich vom Boot und mussten zusehen wie es wieder in der Tiefe versank.

Warum ging der Drache wieder unter?
Hebeballons sind an der Unterseite offen, das muss auch so sein. Die Ventile an der Oberseite der von uns verwendeten, fabrikneuen Hebesäcke waren leider nicht ganz dicht. Da und dort geht etwas Luft verloren und der Drache zog immer mehr nach unten wodurch die Gefahr eines erneuten Unterganges bestand.

Zusätzliche Auftriebsmittel anzubringen braucht doch etwas Zeit die in dieser kritischen Phase entscheidend sein kann. Wenn nun wie in unserem Fall das Objekt erst mal zu sinken beginnt, dann geht alles sehr schnell. Je Tiefer der Drache sinkt, desto mehr komprimiert es die Luft in den Hebeballons, die Auftriebskraft nimmt rapide ab, da ist nichts mehr zu machen. Die Physik lässt sich nicht überlisten.

Wie geht’s weiter?
Ein paar wichtige Weiterentwicklungen des Equipments stehen in der nächsten Zeit an um dann einen weiteren Versuch im Herbst 2010 zu starten.

Bleiben sie dran unter www.salzkammergut-rundblick.at - Wöchentliche Updates über die Vorbereitungen bis hin zum neuerlichen Versuch den Drachen zu bergen sind vereinbart.

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